Die Strände von Necoclí im Nordwesten Kolumbiens waren einst ein Traumziel von Touristen. Mittlerweile sind die Karibik-Strände zu einer Durchgangsstation für Auswanderer geworden, die von hier aus nach Panama und weiter in die USA gelangen wollen.
Viele von ihnen stammen aus Venezuela. Die anhaltende Krise in ihrem Land lässt sie alles zurücklassen. Sie sind oft bereits seit Wochen zu Fuß unterwegs, tragen ihre Kinder und ein wenig Gepäck bei sich.
Manche versuchen in Necoclí ein Schiff zu finden, dass sie nach Panama bringt. Die meisten wählen jedoch den gefährlichen Landweg durch den dichten, bergigen Regenwald. 2022 sollen auf diesem Weg rund eine Viertelmillion Menschen ins Land gelangt sein, berichten Panamas Behörden. Von dort geht es tausende Kilometer weiter durch Costa Rica, Nicaragua, Honduras, Guatemala, Mexiko bis in die USA – wenn die Migranten durchkommen.
Fünf Uhr morgens: Franziskaner-Schwester Gloria Gelpud Mallama ist mit ihren Mitschwestern schon am Strand und in den Straßen von Necoclí unterwegs, wo die meisten Auswanderer unter freiem Himmel übernachten.
„Die Leute brechen immer sehr schnell auf, es herrscht ein ständiges Kommen und Gehen. Wenn wir frühmorgens dran sind, haben wir noch eine Chance, die Menschen anzutreffen und ihnen Hilfe anzubieten.“
Die Not ist groß: Viele Auswanderer sind unterernährt, erschöpft oder krank. Die Schwestern verteilen in einem nahen Gemeindezentrum Lebensmittel, vermitteln sie weiter an Ärzte. In ihrem Dienst wechseln sie sich mit Ordensfrauen aus anderen Klöstern ab.
Vor allem schenken die Schwestern ein offenes Ohr, denn jeder, dem sie begegnen, hat eine erschütternde Geschichte zu erzählen: „Viele wurden auf der Reise bestohlen“, berichtet Schwester Gloria.
„Sie haben an vielen Orten das Gefühl, niemandem vertrauen zu können. Deshalb kommen sie zu uns.“ Nicht nur Auswanderer aus Venezuela, sondern auch aus Haiti, Kuba und sogar aus Angola, Indien und China habe sie bei ihrer Tour getroffen.
„Wir diskriminieren niemanden, unsere Hilfe ist für alle da“, betonte auch ihre Mitschwester Diana Sanchez. Die Kirche und ihre Einrichtungen seien ein Bezugspunkt für viele Migranten. Es gehe darum, Erste Hilfe zu leisten. „Ist die Kirche nicht da, ist sonst niemand da.“ Staatliche oder andere öffentlichen Hilfe gibt es so gut wie keine.
KIRCHE IN NOT unterstützt deshalb die Ordensfrauen von Necoclí bei ihrer täglichen Arbeit. So konnte zum Beispiel die Einrichtung für eine Armenküche angeschafft und ein Begegnungsraum eingerichtet werden. Aber die Schwestern bitten auch um katechetisches Material wie Bibeln und Gebetbücher.
Denn immer wieder bitten die Migranten die Schwestern, mit ihnen und für sie zu beten. Sie suchen Trost im Glauben. Für viele von ihnen endet die Reise tödlich, wissen die Ordensfrauen.
Umso mehr freuen sie sich, wenn sich einige Migranten oft nach Monaten wieder bei ihnen melden. Es sind Botschaften des Dankes, weil sie bei ihrer gefährlichen Reise in den Schwestern tätige Nächstenliebe und Barmherzigkeit gefunden haben.
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Verwendungszweck: Kolumbien
Es dämmerte schon im brasilianischen Amazonasgebiet, als Pater Paolo Maria Braghini in einem kleinen Boot zu seiner Mission zurückkehrte, nachdem er in der Stadt Vorräte gekauft hatte.
Plötzlich zog ein schwerer Sturm auf. Zusätzlich zu Regen und Dunkelheit tauchte auf dem Fluss ein großes Boot auf, dessen Bugwelle das kleine Boot von Pater Braghini zum Kentern brachte. Der Priester und sein Begleiter fielen aus dem Boot und wurden von der Strömung auf den Grund des Flusses gerissen.
In der Dunkelheit und im Regen gelang es ihnen nur mit großer Mühe, ans Ufer zu schwimmen. An Land angekommen, konnten sie sich nicht ausruhen, denn Moskitos, Ameisen und andere Insekten ließen dies nicht zu.
Sie liefen mehr als eine Stunde lang im Dunkeln, bis sie schließlich auf eine indigene Gemeinschaft stießen, die sie willkommen hieß. „Dies zu überleben, war ein Segen Gottes, denn manchmal gehen Menschen unter und ertrinken, weil die Strömung zu stark ist“, sagt der Kapuzinerpater.
Im Jahr 2005 kam der Kapuziner aus Italien in die Pfarre des heiligen Franz von Assisi im Dorf Belém do Solimões im Amazonasgebiet, in der Nähe des Dreiländerecks Brasilien, Kolumbien und Peru.
Der Missionar, der 72 indigene Gemeinden an den Ufern kleiner Flüsse betreut, ist Alligatoren entkommen, war von Feuerameisen bedeckt und musste einmal eine Frau in Sicherheit bringen, die von einer Giftschlange gebissen worden war. Immer wieder ging das Boot kaputt, und Pater Paolo Braghini war der Strömung des Flusses ausgeliefert.
„Unfälle und unvorhergesehene Ereignisse sind Teil unseres Lebens. Ich hatte einmal einen Schreckmoment mit einem riesigen Alligator: Als wir an ihm vorbeifuhren, dachten wir, es sei ein vom Sturm umgewehter Baum, aber als wir näherkamen, öffnete er direkt neben uns die Augen. Mir ist fast das Herz in die Hose gerutscht“, erinnert sich der Ordensbruder.
Paolo Braghini erzählt: „Als wir in Belém do Solimões ankamen, fanden wir eine Pfarrei vor, die seit fünfzehn Jahren verlassen war. Dort gab es weder einen Pfarrer noch Ordensleute; der Glaube wurde von einigen Laien am Leben erhalten. In einigen Gemeinden war ich der erste Priester, der eine Taufe spendete. Außerdem waren Gewalt, Alkoholismus und Selbstmorde unter jungen Menschen sehr verbreitet.
Wir sahen, wie sie geradezu nach Hilfe und Chancen für ihr Leben schrien. Wir begannen mit kleinen Veranstaltungen wie Musik-, Gitarren-, Schreinerei- und Nähkursen, und nach und nach entstanden neue pastorale Tätigkeiten; so gewann die Evangelisierung an Schwung.
Die Arbeit von Pater Braghini wäre ohne die Hilfe von KIRCHE IN NOT kaum möglich gewesen. So hat die Kapuzinermission kürzlich nicht nur die Kinderbibel in die Ticuna-Sprache übersetzt, sondern dank der Unterstützung durch das Hilfswerk auch vier motorisierte Kanus erworben.
„Mit Hilfe von KIRCHE IN NOT konnten wir mehr Gemeinden von Gläubigen betreuen, da wir mit einheimischen Missionaren zusammenarbeiten. Jede Gemeinde ist eine Tagesreise mit dem Boot entfernt. Wir stellen jeder Gruppe von Missionaren, die jeweils für eine oder zwei Gemeinden zuständig sind, ein Holzkanu und einen Motor zur Verfügung, so dass die Gemeinden mindestens einmal im Monat besucht werden können“, erklärt der Missionar.
Unter den verschiedenen, von den Kapuzinern betreuten indigenen Gruppen sind die Ticuna die größte in der Region; im brasilianischen Amazonasgebiet leben etwa 40 000 Ticuna. In den Gemeinden von Belém dos Solimões wird jeden Sonntag die heilige Messe in der Sprache der Ticuna gefeiert, und es gibt Katechese. Auch der erste Ticuna-Diakon lebt dort.
Im Priesterseminar werden weitere indigene Berufungen ausgebildet. „Ich glaube, unsere große Stärke ist es immer gewesen, an die Menschen vor Ort zu glauben, zu wissen, dass sie diejenigen sind, die wirklich die Führer, die Hirten ihres Volkes mit ihrer Sprache und ihrer schönen Kultur sein können und sollten. Sie spüren, dass wir an sie glauben, dass wir sie lieben und schätzen“, sagt Pater Braghini.
Braghini ist den Wohltätern von KIRCHE IN NOT, die die Kinderbibel in Ticuna, die Motorboote, Treibstoff für die Reisen und sogar Lebensmittelpakete während der kritischsten Zeit der Covid-19-Pandemie zur Verfügung gestellt haben, unendlich dankbar.
„Tausend Dank! Ich danke Ihnen im Namen eines jeden, der von Ihrer Hilfe profitiert hat. Wir bitten auch um Ihr Gebet, denn es ist nicht einfach, in diesen Ländern als Missionar tätig zu sein. Die Herausforderungen sind zahlreich, groß und täglich. Beten Sie für uns alle, für die Missionare in Amazonien und in der ganzen Welt“, bittet der Kapuziner.
Empfänger: KIRCHE IN NOT
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Verwendungszweck: Brasilien
Dschihadismus und Nationalismus sind die Hauptmotive für die zunehmende Verfolgung von Christen in zahlreichen Ländern weltweit. Das ist das zentrale Ergebnis der Dokumentation „Verfolgt und Vergessen? Ein Bericht über Christen, die ihres Glaubens wegen unterdrückt und verfolgt werden“, den das weltweite katholische Hilfswerk KIRCHE IN NOT veröffentlicht hat.
Der Bericht, den das britische Nationalbüro des Hilfswerks erstellt hat und der nun in deutscher Sprache vorliegt, dokumentiert für den Zeitraum 2020 bis 2022 die Entwicklungen im Hinblick auf die religiöse Verfolgung in Afrika, im Nahen Osten und Asien und geht anschließend auf Vorkommnisse in 22 Ländern ein, darunter China, Pakistan, Katar, Türkei oder Vietnam.
Der Bericht “Verfolgt und Vergessen?” liefert Zeugnisse aus erster Hand, vor allem von den Projektpartnern von KIRCHE IN NOT sowie öffentlich zugänglichen Quellen. Diese Beispiele belegten, dass Christenverfolgung Tag für Tag stattfinde, in einigen Weltregionen in steigendem Maße. Der Bericht möchte aufrütteln und zur Solidarität anspornen.
Der neue Bericht stellt fest, dass in 75 Prozent der untersuchten Länder die Unterdrückung und Verfolgung von Christen im Berichtszeitraum zugenommen hat. So breitet sich in Afrika der Dschihadismus vor allem in den Staaten der Sahel-Region immer weiter aus. Berichten zufolge starben allein in Nigeria zwischen Januar 2021 und Juni 2022 bis zu 7600 Christen durch terroristische Anschläge. Im Mai 2022 wurde ein Video veröffentlicht, das die Hinrichtung von 20 nigerianischen Christen durch die Terrorgruppe Boko Haram zeigt.
In Asien führen autoritäre Regime zu einer Verschärfung der Unterdrückung. Nordkorea steht hier seit Langem an der Spitze der Verfolgung, aber auch in China sind Christen immer größerer staatlicher Überwachung unterworfen. Besondere Sorge in dieser Weltregion macht der erstarkende ethno-religiöse Nationalismus. Beispiele sind Indien oder Sri Lanka, in denen hinduistische bzw. buddhistische Nationalistengruppen großen Einfluss haben. So wurden in Indien zwischen Januar 2021 und Juni 2022 mindestens 710 Vorfälle antichristlicher Gewalt gezählt; die Dunkelziffer dürfte weit größer sein.
Im Nahen Osten ist dem Bericht zufolge die Auswanderungswelle der christlichen Bevölkerung infolge der wirtschaftlichen Not und der Auswirkungen des Syrienkriegs nach wie vor nicht gestoppt. In Syrien ist die Zahl der Christen von zehn Prozent der Bevölkerung kurz vor Kriegsbeginn auf heute weniger als zwei Prozent gesunken. Im Irak hat sich die Zahl der Christen seit 2014 halbiert, wenngleich kleine Fortschritte in der Anerkennung der Rechte der christlichen Minderheit gemacht werden konnten.
„Verfolgt und vergessen?“ dokumentiert auch die zahlreichen Entführungen von Mädchen und jungen Frauen in Ländern wie Pakistan oder Ägypten, die vorrangig auf das Konto radikaler Islamisten gehen. Der Bericht zeigt in zahlreichen Bildern und Beispielen auch den Einsatz von „Kirche in Not“ für bedrängte Christen weltweit.
„,Verfolgt und vergessen?’ ist wie ein Kompendium und Motor unseres Einsatzes für die Kirche, die auch im 21. Jahrhundert in Not ist“, sagt Herbert Rechberger, Nationaldirektor von “Kirche in Not” – Österreich. „Unsere Glaubensgeschwister brauchen uns; das zeigt der Bericht einmal mehr denn je.“
KIRCHE IN NOT (ACN) ruft zum Gebet für die Kirche in Nicaragua und für den am 10. Februar verurteilten nicaraguanischen Bischof auf.
Vereint mit Papst Franziskus, der sich am 12. Februar nach dem Angelusgebet traurig und besorgt zeigte, bittet KIRCHE IN NOT darum, die schreckliche Situation nicht aus den Augen zu verlieren, in der sich Rolando Álvarez, Bischof von Matagalpa und Apostolischer Administrator der Diözese Estelí, befindet. KIRCHE IN NOT bittet um Gebet für ihn und für alle, die in Nicaragua leiden.
Laut verschiedener Medien nimmt die Regierung nun Priester, die Bischof Rolando Alvarez in ihren Gottesdiensten erwähnen, mit der Begründung fest, dies sei „eine verbotene Tätigkeit“. Mindestens zwei Priester wurden Berichten zufolge in Madriz beziehungsweise Nueva Segovia verhaftet, weil sie den Bischof in ihren Sonntagsgottesdiensten erwähnten oder für ihn beteten.
Angesichts des Versuchs, die Gebete des nicaraguanischen Volkes zum Schweigen zu bringen, bittet KIRCHE IN NOT seine Wohltäter in aller Welt, ihre Gebete für die nicaraguanische Kirche zu verstärken, damit sie sich in den aktuellen Schwierigkeiten nicht alleingelassen weiß und weiterhin das Evangelium verkünden und die Menschen, insbesondere die Schwächsten und Ärmsten, begleiten kann.
Das Urteil gegen Bischof Rolando Álvarez erging einen Tag, nachdem er sich geweigert hatte, zusammen mit mehr als 200 politischen Gefangenen, darunter mehrere Priester und Seminaristen, das Land zu verlassen. Sie wurden der „Verschwörung“ beschuldigt und in die Vereinigten Staaten abgeschoben. Zu den Ausgewiesenen gehörten die Priester Oscar Benavides, Ramiro Tijerino, Sadiel Eugarrios, José Díaz und Benito Martínez sowie der Diakon Raúl Veja. Ebenfalls abgeschoben wurden die Seminaristen Melkin Centeno und Darvin Leyva sowie die beiden Verantwortlichen für soziale Kommunikation der Diözese Matagalpa, Manuel Obando und Wilberto Astola. Sie alle befanden sich im Gefängnis wegen „Verstoßes gegen die Unabhängigkeit, die Souveränität und die Selbstbestimmung des Volkes“ sowie wegen Anstiftung zu „Gewalt, Terrorismus und wirtschaftlicher Destabilisierung“.
Der Bischof von Matagalpa stand seit den frühen Morgenstunden des 19. August 2022 unter Hausarrest. Sein Name befand sich zwar auf der Liste der Personen, die abgeschoben werden sollten. Er weigerte sich jedoch, das Flugzeug zu besteigen. Der für Mittwoch, den 15. Februar, angesetzte Prozess wurde deswegen vorgezogen, wobei der Richter eine Freiheitsstrafe von 26 Jahren verhängte. Demnach würde Bischof Alvarez bis 2049 im Gefängnis bleiben. Der Richter erklärte ihn zum „Landesverräter“ und der „Verschwörung zur Untergrabung der nationalen Integrität und der Verbreitung falscher Nachrichten durch Informations- und Kommunikationstechnologien zum Schaden des Staates und der nicaraguanischen Gesellschaft“ für schuldig.
Im August 2022 beklagte KIRCHE IN NOT die Lage der Katholiken in Nicaragua. Regina Lynch, internationale Projektleiterin bei KIRCHE IN NOT, sagte: „Wir erleben gerade einen Prozess, der die Kirche in Nicaragua zum Schweigen bringen will.“
Sie erklärte weiter: „Nicaragua wird weiterhin von der Krise erschüttert, die vor mehr als fünf Jahren ausbrach. Die Lage in dem mittelamerikanischen Land ist kritisch, die Polarisierung groß und die Konfrontation stark. Wir glauben, dass das Gebet in dieser Zeit wichtiger ist als je zuvor.“
KIRCHE IN NOT ist bestürzt über die bei dem Hilfswerk regelmäßig eingehenden Berichte über Priester, denen die Rückkehr ins Land verweigert wird, über Visabeschränkungen für Ordensleute, die Kontrolle und Überwachung der Bewegungen von Priestern und Bischöfen, das Abhören von Predigten sowie über das Verbot von Prozessionen und religiösen Feiern.
In einer Situation großer politischer und sozialer Unsicherheit hat das Engagement der Kirche in ihrer Rolle als Friedensvermittlerin und Förderin der Versöhnung im Land dazu geführt, dass Gläubige und Priester Opfer von Repressionen, falschen Anschuldigungen, ungerechtfertigten Verhaftungen und Gefängnisstrafen geworden sind.
Im November 2022 erschien der jüngste Bericht der Rechtsanwältin und Forscherin Martha Patricia Molina „Nicaragua: eine verfolgte Kirche? (2018-2022)“. Dem Bericht zufolge wurden im Zeitraum zwischen April 2018 und Oktober 2022 insgesamt 396 Angriffe auf die katholische Kirche in diesem mittelamerikanischen Land verübt.
Unter den fast 400 dokumentierten Vorfällen sind Schändungen, Raubüberfälle, Drohungen und Hassreden zu finden. In diesem Zeitraum waren mehrere Bischöfe, Priester, Ordensschwestern und Laien Ziel von Repressalien seitens der Behörden.
Die drastische Maßnahme der nicaraguanischen Regierung gegen Bischof Alvarez ist ein weiterer Schritt in der Spirale der Konfrontation gegen die Kirche und ihre Mitglieder. Der Apostolische Nuntius, Waldemar Stanislaw Sommertag, war bereits im März 2022 des Landes verwiesen worden. Ebenso wurde die Ausreise der Missionarinnen der Nächstenliebe, der von der heiligen Mutter Teresa von Kalkutta gegründeten Kongregation, sowie anderer Ordensleute und Priester erzwungen. Außerdem schloss die Regierung den Fernsehsender der Bischofskonferenz und katholische Radiosender und verstaatlichte die katholische Universität von Trópico Seco, die zur Diözese Estelí gehörte.
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25.880 Euro haben unsere Wohltäter für ein geländetaugliches Fahrzeug für Pater Antonio Zavatarelli gespendet, der die weitläufige Andenpfarre Peñas betreut. Er leitet außerdem auch eine Schule in der bolivianischen Metropole La Paz, die 3500 Meter über dem Meeresspiegel liegt.
Die 27 Dörfer, die zu der Pfarre gehören, liegen bis zu 5200 Meter hoch im Gebirge. Die unbefestigten Straßen sind durch Schlamm, tiefe Schlaglöcher und Steine eine große Herausforderung für jedes Auto. Außerdem fällt oft Schnee.
Die Herausforderungen sind groß: Die Menschen in den Andendörfern leben in großer Armut; das unwirtliche Klima, Umweltverschmutzung und Bodenerosion erschweren das Leben zusätzlich. Viele Jugendliche brechen die Schule vorzeitig ab und suchen ihr Glück in den Städten.
Allerdings finden dort oft nicht das erhoffte bessere Leben, sondern stranden entwurzelt und perspektivlos in einem der Armenviertel, wo Arbeitslosigkeit, Alkohol, Drogen und Kriminalität an der Tagesordnung sind. Eine intensive seelsorgliche Betreuung ist also sowohl im ländlichen Gebiet als auch in der Stadt dringend notwendig.
Dank Ihrer Hilfe kann Pater Antonio nun besser zu den Menschen gelangen, die ihn brauchen. Der aus Italien stammende Priester schreibt uns: „In dieser Zeit der großen Krise der Menschheit bleiben wir im Gebet vereint und arbeiten für eine Welt des Friedens, geleitet vom Geist unseres Herrn Jesus Christus. Ich danke Ihnen!“
Die neue Ausgabe der Kinderbibel von KIRCHE IN NOT in der Sateré-Sprache ist nicht nur ein Werkzeug zur Vertiefung des Glaubens. Sie trägt außerdem dazu bei, die Sprache und Kultur eines indigenen Volkes zu bewahren.
Angehörige des Sateré-Mawé-Volkes aus dem Amazonasgebiet können nun die Bibel in ihrer eigenen Sprache lesen. Das päpstliche Hilfswerk „Kirche in Not“ (ACN) hat eine neue Ausgabe seiner Kinderbibel Gott spricht zu seinen Kindern fertiggestellt und bereits an mehrere Gemeinden verteilt.
Die Sateré-Mawé leben in den Amazonas-Regionen Andirá und Marau. Mitte Dezember wurden dank KIRCHE IN NOT mehr als tausend Exemplare der Kinderbibel an Vertreter von etwa dreißig Gemeinden verteilt.
P. Henrique Uggé, ein italienischer Missionar des Päpstlichen Instituts für die auswärtigen Missionen (PIME), der seit Jahrzehnten unter den Eingeborenen Amazoniens wirkt, betont: „Wir alle hören, lesen und meditieren gerne das Wort Gottes in unserer eigenen Sprache und in unserem eigenen kulturellen und historischen Kontext.“ Der Geistliche freut sich darüber, dass die Sateré-Mawé nun auch die Messlesungen in ihrer Sprache hören können, was „für sie sehr nützlich sein wird“.
Als er 1972 in die Region kam – so erinnert sich P. Henrique –, zählte die Volksgruppe lediglich etwa 1200 Angehörige. Aufgrund von Krankheiten und der völligen Vernachlässigung durch die Behörden war sie vom Aussterben bedroht. Heute gehören zu der Volksgruppe mehr als 12 000 Menschen, und die Kinder profitieren von einem Netz zweisprachiger Schulen.
Die neue Ausgabe der Kinderbibel, die die wichtigsten Geschichten aus dem Alten und Neuen Testament enthält, wird mit der finanziellen Hilfe von KIRCHE IN NOT herausgegeben und verteilt. Sie ist das Ergebnis der Bemühungen der sieben örtlichen Katecheten, die sie übersetzt haben. Einer von ihnen ist Dercival Santos Batista, selbst Sateré-Mawé: „Dank dieses Buches werden sich unsere Kinder und Jugendlichen auf dem richtigen Weg befinden. Auch für unser eigenes Verständnis des Wortes Gottes ist es sehr wichtig.“
Laut Honorato Lopes Trindade, einem weiteren Übersetzer, haben solche Veröffentlichungen einen zusätzlichen Nutzen, da sie zur Erhaltung der eigenen Kultur beitragen: „Unsere Sprache geht verloren. Wir sollten dafür kämpfen, sie zu bewahren. Viele der Wörter in dieser Bibel sind nicht mehr gebräuchlich, so dass die Leser nach ihnen fragen müssen, um sie zu verstehen.“
P. Henrique Uggé unterstreicht die Bedeutung dieses Beitrags zur Erhaltung der indigenen Kultur. Ausgaben anderer spiritueller und liturgischer Bücher, einschließlich Hörbücher, seien in Vorbereitung.
Die KIRCHE IN NOT-Kinderbibel wurde erstmals 1979 veröffentlicht und ist inzwischen in 190 Sprachen übersetzt worden. Insgesamt wurden mehr als 50 Millionen Exemplare gedruckt, davon mehr als 10 Millionen allein für Brasilien. Neben der Ausgabe in Sateré-Mawé- und der portugiesischen Ausgabe wurde die Kinderbibel auch in mehrere weitere brasilianische indigene Sprachen, etwa Guarani, Tukano, Ticuna und Macuxi übersetzt. In einigen Fällen handelte es sich bei der Kinderbibel um das erste in der jeweiligen Sprache veröffentlichte Buch.
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Im Jahr 2022 sind weltweit mindestens 17 Priester und Ordensleute der katholischen Kirche eines gewaltsamen Todes gestorben. Insgesamt wurden mehr als 100 Priester und Ordensschwestern entführt, verhaftet oder getötet. Das geht aus einer Aufstellung des weltweiten katholischen Hilfswerks „Kirche in Not“ (ACN) zum Jahresende hervor.
Demnach wurden in Nigeria 2022 vier Priester umgebracht. Darüber hinaus wurden in Mexiko drei Priester von Mitgliedern der Drogenkartelle ermordet. Im Osten der Demokratischen Republik Kongo wurden zwei Geistliche erschossen.
Im Jahr 2022 wurden nach den „Kirche in Not“ vorliegenden Informationen auch fünf Ordensschwestern in Ausübung ihrer Mission ermordet: Schwester Luisa Dell’Orto im Juni in Haiti, die Schwestern Mary Daniel Abut und Regina Roba im August im Südsudan, Schwester Mari de Coppi im September in Mosambik sowie Schwester Marie-Sylvie Vakatsuraki im Oktober in der Demokratischen Republik Kongo.
2022 wurden nach Kenntnis von „Kirche in Not“ insgesamt 42 Priester in verschiedenen Ländern entführt, von denen 36 wieder freigelassen wurden. Drei in Nigeria entführte Priester wurden ermordet, und drei weitere Geistliche werden noch immer vermisst: zwei in Nigeria und der deutsche Missionar Pater Hans-Joachim Lohre, ein Projektpartner von „Kirche in Not“, der im November in Mali verschleppt wurde.
Nigeria führt die Liste mit insgesamt 28 Entführungen im Jahr 2022 an. Kamerun folgt mit sechs Entführungen; dort waren im September fünf Priester auf einmal verschleppt und fünf Wochen später wieder freigelassen worden. In Äthiopien, Mali und auf den Philippinen wurde jeweils ein Priester entführt.
Haiti hat sich zu einem der gefährlichsten Orte in Mittelamerika entwickelt: Fünf Priester wurden dort im Laufe des Jahres kriminellen Banden entführt, wobei alle inzwischen wieder freigelassen wurden.
Ebenfalls in Nigeria wurden im zu Ende gehenden Jahr die meisten Ordensfrauen verschleppt: „Kirche in Not“ hat von sieben Entführungen Kenntnis erhalten. In Burkina Faso wurde eine Schwester, in Kamerun – zusammen mit den fünf oben erwähnten Priestern – noch eine weitere Ordensfrau entführt. Glücklicherweise wurden alle diese Ordensschwestern später wieder freigelassen.
Außerdem sind im Jahr 2022 nach Informationen von „Kirche in Not“ mindestens 32 Geistliche in Ausübung ihres Dienstes festgenommen und inhaftiert worden. Die jüngsten Fälle betreffen vier Priester der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche, die im von Russland besetzten Teil der Ukraine tätig sind. Zwei von ihnen wurden inzwischen freigelassen und in das ukrainische Hoheitsgebiet „abgeschoben“, zwei weitere befinden sich weiterhin in Haft und sollen möglicherweise wegen „Terrorismus“ angeklagt werden. Es steht zu befürchten, dass sie in der Haft gefoltert werden, wie lokale Ansprechpartner berichten.
Große Sorgen macht sich „Kirche in Not“ um die Lage in Nicaragua, wo die Regierung massiv gegen die katholische Kirche vorgeht. Dort wurden im zu Ende gehenden Jahr elf Mitglieder des Klerus verhaftet. Es handelt sich um zwei Seminaristen, einen Diakon, einen Bischof und sieben Priester. Bischof Rolando Alvarez aus Matagalpa, der derzeit unter Hausarrest steht, soll am 10. Januar 2023 wegen „Bedrohung der nationalen Sicherheit“ vor Gericht gestellt werden. „Kirche in Not“ hat auch Berichte erhalten über Priester in Nicaragua, denen es nicht erlaubt ist, ihre Gemeinden zu verlassen, und über mindestens zehn Geistliche, die von der Regierung an der Rückkehr in das Land gehindert werden.
Ein weiterer aktueller Fall betrifft die Inhaftierung eines Bischofs und zweier Priester in Eritrea. Zwei Monate sind seit ihrem Verschwinden vergangen, ohne dass die Behörden etwas dazu erklärt hätten.
Wie viele katholische Priester und Bischöfe im Jahr 2022 in China festgenommen wurden, lässt sich kaum abschätzen. Nach den von „Kirche in Not“ zusammengetragenen Informationen werden Geistliche aus der Untergrundkirche immer wieder für einige Zeit von den Behörden verschleppt, um sie zu drängen, sich der staatlich anerkannten Kirche anzuschließen. Ein Beispiel ist das Verschwinden von mindestens zehn Priestern, die alle der Untergrundgemeinde von Baoding etwa 160 Kilometer südwestlich von Peking angehören, im Zeitraum von Januar bis Mai 2022.
Darüber hinaus wurde ein Priester in Myanmar während der Proteste gegen das Regime verhaftet. Mehrere Ordensschwestern und zwei Diakone wurden in Äthiopien während des Tigray-Konflikts Ende 2021 verhaftet und 2022 wieder freigelassen.
„Kirche in Not“ ruft die beteiligten Länder auf, alles zu tun, um die Sicherheit und Freiheit von Priestern, Ordensschwestern und anderen pastoralen Mitarbeitern zu gewährleisten, die sich in den Dienst der Bedürftigsten stellen. Das internationale Hilfswerk bittet auch alle Freunde und Wohltäter, für diejenigen zu beten, die noch in Gefangenschaft sind, sowie für die Gemeinden und Familien derjenigen, die ihr Leben verloren haben.
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Verwendungszweck: Verfolgte Christen
2.800 Euro haben unsere Wohltäter gespendet, um es wieder einsatzbereit zu machen. Nun kann das Missionsteam, das aus einem Priester, einer Ordensfrau sowie weiteren Personen wie Seminaristen, Laienmissionaren oder auch anderen Ordensschwestern besteht, wieder jeden Monat 15 Tage unterwegs sein, um die Gläubigen an den Flussufern zu besuchen, mit ihnen zu beten, ihnen die Sakramente zu spenden, Glaubensunterweisung anzubieten und den Menschen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Das Missionsteam verbringt jeweils einen bis zwei Tage in einer Gemeinde und fährt dann weiter.
Bisweilen besucht auch Bischof Antonio Fontinele de Melo die Flussgemeinden. Er freut sich, dass das dank Eurer Hilfe Boot nun wieder im Einsatz ist und die Fahrten sicherer geworden sind. Er berichtet uns: „Heute ist das Boot bereits von den zuständigen Schifffahrtsbehörden zugelassen und führt die Missionare über die Wasserwege unseres geliebten Amazonas, um die Botschaft des Evangeliums zu denjenigen zu bringen, die sie am nötigsten brauchen.“
Allen, die geholfen haben, herzlichen Dank!
Auf Haiti werden zunehmend kirchliche Einrichtungen und Mitarbeiter von militanten Banden angegriffen. Das prangerte Schwester Marcella Catozza gegenüber dem weltweiten katholischen Hilfswerk KIRCHE IN NOT an. Die italienische Missionsfranziskanerin leitet ein Waisenhaus mit 150 Kindern in einem Armenviertel der Hauptstadt Port-au-Prince.
„Es herrscht ein unbeschreibliches Chaos. Bewaffnete Gangs haben die Macht übernommen. Auch die Kirche ist Opfer der Gewalt geworden“, sagte Schwester Marcella. Sie erinnerte an die Missionarin Luisa Dell´Orto, ebenfalls Italienerin. Die Ordensschwester war am 25. Juni 2022 ermordet worden. „Erst hieß es, es sei ein Raubüberfall gewesen. Aber ich bin überzeugt, dass jemand dafür gezahlt hat, sie zu töten. Es konnte immer noch kein Täter gefasst werden“.
Zwei Wochen später hätten Bandenangehörige die Kathedrale der Hauptstadt in Brand gesetzt, berichtet Schwester Marcella. „Als die Feuerwehrleute kamen, haben sie versucht, sie zu töten. Anschließend wollten sie mit einem Lastwagen die Mauern der Kirche einreißen.“
In anderen Landesteilen sei es ebenfalls zu Übergriffen auf kirchliche Einrichtungen gekommen: „In Port-de-Paix, Les Cayes und in weiteren Städten haben bislang unbekannte Täter in die Einrichtungen der Caritas eingebrochen. Sie nahmen alle Hilfsgüter mit, die dort eingelagert waren. Anschließend haben sie die Büros der Mitarbeiter zerstört“, sagte Schwester Marcella.
Auch ihr Kloster in der Hauptstadt sei angegriffen worden: „Vergangenen Monat wurde unsere Kapelle in Brand gesetzt. Wir haben keinen Altar mehr, keine Kirchenbänke.“ Kriminelle Gangs hätten das Stadtviertel, in dem Schwester Marcella arbeitet, abgeriegelt. Ihr Orden habe sie deshalb gebeten, nach einem Heimaturlaub in Italien vorerst nicht nach Haiti zurückzukehren. „Es soll nicht noch eine Ordensfrau zur Märtyrerin werden. Es ist sehr hart für mich, nicht bei meinen Leuten zu sein.“
Die Lage der Menschen in Port-au-Prince und anderen Landesteilen sei verheerend: „Die Stadt ist in den Händen von Gangs. Die Menschen hungern. Die Schulen sind geschlossen. Die Krankenhäuser machen zu, weil sie keinen Strom mehr haben. Es ist unmöglich, unter diesen Bedingungen zu leben“, erklärte Schwester Marcella. In dem Stadtviertel, in dem sie ihr Waisenhaus betreibt, lebten aktuell mehr als 100 000 Menschen in Blechhütten, ohne Strom und Wasser.
Das Schmerzlichste für sie sei jedoch die Gleichgültigkeit gegenüber der Lage in Haiti, beklagt Schwester Marcella: „Es sieht so aus, als ob sich niemand dafür interessiert, was in Haiti passiert. Niemand spricht über uns. Niemand weiß, was vor sich geht.“
Haiti befindet sich seit Jahren in einer bürgerkriegsähnlichen Situation. Nach der Ermordung von Präsident Jovenel Moïse im Juli 2021 ist der Inselstaat ohne funktionsfähige politische Führung. Es gibt bislang keinen Termin für Neuwahlen. Der Machtkampf wird auf den Straßen ausgetragen. Menschen demonstrieren gegen die Bandengewalt. Die Not wird durch die Folgen mehrerer Naturkatastrophen verschärft – wie zuletzt ein schweres Erbeben im August 2021.
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KIRCHE IN NOT zeigt sich angesichts der Verhaftung von Bischof Rolando José Álvarez Lagos und weiterer Repressalien gegen kirchliche Einrichtungen schwer besorgt über die Lage in Nicaragua.
„Die Situation ist kritisch, die Polarisierung groß und die Konfrontation stark. Nicaragua wird von einer Krise erschüttert, die vor mehr als vier Jahren ausgebrochen ist“, erklärte Regina Lynch, Projektdirektorin am internationalen Sitz von KIRCHE IN NOT in Königstein im Taunus. Sie rief dazu auf, die Christen Nicaraguas zu unterstützen und für sie zu beten.
Eine weitere Eskalation war die Festnahme von Bischof Rolando José Álvarez Lagos am 19. August. Er war bereits seit Anfang August in seinem Bischofshaus in Matagalpa unter Hausarrest gehalten worden. Nach Informationen von KIRCHE IN NOT befindet sich der Bischof aktuell bei Angehörigen in der Nähe der Hauptstadt Managua unter Polizeiarrest. Mit ihm wurden drei Priester, ein Diakon, zwei Priesteramtskandidaten und ein Kameramann verhaftet. Sie sitzen aktuell im Gefängnis „El Chipote“ in Managua, in dem vorrangig politische Gefangene untergebracht sind.
Bischof Álvarez ist eine der bekanntesten Stimmen, die die soziale und politische Krise in Nicaragua anprangern. Er war Mitte Mai aus Protest gegen die politischen Repressionen gegen die Kirche zeitweilig in Hungerstreik getreten. Das Vorgehen gegen den Bischof sei ein weiterer Schritt in einer Spirale der Konfrontation, stellte Regina Lynch fest: „Wir erleben derzeit einen Prozess, der die Kirche in Nicaragua zum Schweigen bringen will. Eine Lösung ist schwierig, aber wir müssen beten, dass die Feindseligkeiten nicht zunehmen.“
Derzeit befinden sich neben Bischof Álvarez insgesamt sechs Priester in Nicaragua in Haft. Neben den zusammen mit dem Bischof festgenommen Geistlichen wurden auch zwei Priester aus Granada und ein Missionar aus Siuna inhaftiert. Im März dieses Jahres hatte die Regierung den Apostolische Nuntius Erzbischof Waldemar Stanislaw Sommertag des Landes verwiesen.
Die Regierung hat darüber hinaus hunderten sozialen oder karitativen Organisationen untersagt, weiterhin in Nicaragua tätig zu sein. Zu den Maßnahmen, die international Kritik hervorriefen, gehört die Ausweisung der von Mutter Teresa gegründeten „Missionarinnen der Nächstenliebe“. Auch der von der katholischen Bischofskonferenz betriebene Fernsehsender und acht kirchliche Radiostationen wurden geschlossen.
Einem im Frühjahr veröffentlichten Bericht der „Beobachtungsstelle für Transparenz und Korruptionsbekämpfung“ zufolge, gab es seit 2018 rund 200 Übergriffe auf kirchliches Eigentum und Personal. Augenzeugen berichten von Brandstiftungen in Kirchen, Störung von Gottesdiensten, Einschüchterung von Gläubigen durch Polizeikontrollen im Umfeld der Kirchen. Es würden auch Inhaber von Bus- und Taxiunternehmen bedroht, die Menschen vor allem in ländlichen Gebieten zur heiligen Messe bringen.
Die Regierung unter Präsident Daniel Ortega hat es der katholischen Kirche übel genommen, dass sie sich 2018 auf die Seite der Demonstranten stellte, die sich für politische Veränderungen einsetzten.
KIRCHE IN NOT hatte bereits in dem Bericht „Religionsfreiheit weltweit 2021“ auf die schwierige Situation für die Kirche in Nicaragua aufmerksam gemacht. Den Länderbericht Nicaragua finden Sie … hier.
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Vor rund einem Jahr gingen auf Kuba Millionen Menschen auf die Straße. Sie protestierten gegen die Regierung und die staatstragende kommunistische Partei. Auslöser war ein Mangel an Lebensmitteln und medizinischen Produkten sowie die Reaktion der Regierung auf die Covid-19-Pandemie. Es handelte sich um die größten Proteste seit fast zwei Jahrzehnten.
Die politische Führung ließ tausende Demonstranten festnehmen. Die Unterdrückung der Proteste und die anhaltende Krise führten erneut zu einem Anstieg der Auswanderung aus Kuba. Über die Situation sprachen wir mit dem kubanischen Priester Bladimir Navarro, der aktuell in Spanien lebt.
KIRCHE IN NOT: Wie ist die Lage in Kuba ein Jahr nach den Massenprotesten?
Bladimir Navarro:Die Menschen in Kuba hungern und sind in großer Not. Es ist sehr traurig zu sehen, wie alte Menschen ihr Hab und Gut auf der Straße verkaufen, um sich etwas zu essen kaufen zu können. Die Menschen in Kuba überleben, doch die schlimmste Armut ist der Mangel an Freiheit.
Abgesehen vom wirtschaftlichen Elend leben die Kubaner im Elend der Angst, der Auswanderung, des Mangels an Werten. Ein weiteres Problem ist der Mangel an Medikamenten. Man kann nicht einmal Schmerzmittel bekommen, von Antibiotika ganz zu schweigen.
Hat sich die Lage nach dem 11. Juli 2021 verschlimmert, als die friedlichen Proteste begannen?
Die kommunistische Regierung hat Angst, ihre Macht zu verlieren. Es wurden neue Gesetze erlassen, um ihre Ideologie in der Zukunft aufrechtzuerhalten. Die Inflation hat enorm zugenommen. Die Kubaner waren sehr froh, als angekündigt wurde, dass die Löhne steigen. Aber jetzt sind die Preise für die grundlegendsten Dinge explodiert.
Wir sehen, dass viele Häuser im ganzen Land einstürzen, während in Havanna neue Hotels gebaut werden. Wer die Stimme erhebt und die Wahrheit sagt, läuft Gefahr, dass gegen ihn vorgegangen wird. Die Haftstrafen haben zugenommen.
Was ist mit den Menschen geschehen, die im vergangenen Jahr Freiheit forderten?
Es ist ein Jammer, dass so viele junge Menschen im Gefängnis sitzen. Die Haftstrafen sind sehr hoch, oft mehr als zehn Jahre. Einige von ihnen sind sogar noch minderjährig. Über 900 Menschen sitzen noch im Gefängnis – einfach nur, weil sie am 11. Juli 2021 friedlich demonstriert haben.
Jetzt ist das Regime hinter jedem her, der ein Bild oder einen Kommentar gegen den Kommunismus in den sozialen Medien postet. Jeder, der über sein tägliches Leben berichtet, vom Anstehen, um Brot zu kaufen oder über die Situation an den Schulen, wird bedroht. Deshalb haben sich viele Menschen entschlossen, das Land zu verlassen; die Auswanderung nimmt wieder stark zu.
Was kann die katholische Kirche auf Kuba tun, um dieses Leiden zu lindern?
Das Schlüsselwort lautet „begleiten“, das Leiden der Menschen begleiten. Es gibt viele Menschen, Ordensleute, Priester, Bischöfe und engagierte Laien, die den Menschen in dieser traurigen Zeit Ermutigung und Hoffnung geben. Ein weiterer Teil der Hilfe ist materiell, wie sie Hilfswerke wie KIRCHE IN NOT leisten. Die Kirche ist ein Zufluchtsort der Hoffnung, um dem Herrn nahe zu sein und die Wunden der kommunistischen Ideologie zu heilen.
Wie können wir im Ausland die kubanische Kirche bei dieser Mission unterstützen?
Sie können uns helfen, indem sie die Stimme der Stimmlosen sind und die Geschehnisse in Kuba sichtbar machen. Denn nach den Massenprotesten ist Kuba vielfach keine Nachricht mehr wert. Die Lage hat sich erheblich verschlechtert, nicht nur wegen des Krieges in der Ukraine, sondern auch wegen der jahrelangen Misswirtschaft. Auch das Gebet ist von grundlegender Bedeutung.
Hoffentlich wird KIRCHEIN NOT auch weiterhin Unterstützung leisten, damit die Kubaner merken, dass sie nicht allein sind.
Empfänger: KIRCHE IN NOT
IBAN: AT71 2011 1827 6701 0600
Verwendungszweck: Kuba
In weniger als vier Jahren hat die katholische Kirche in Nicaragua mehr als 190 Angriffe und Plünderungen erlitten, darunter einen Brand in der Kathedrale von Managua, sowie die Verfolgung von Geistlichen unter dem Regime von Daniel Ortega. Dies geht aus dem Untersuchungsbericht: „Nicaragua: Verfolgte Kirche (2018-2022“) hervor, den das Hilfswerk KIRCHE IN NOT erhalten hat. Erstellt wurde er von Martha Patricia Molina Montenegro, Mitglied der Beobachtungsstelle für Transparenz und Korruptionsbekämpfung.
Der Bericht wurde im Mai veröffentlicht und beinhaltet daher nicht die letzte Serie von Anschlägen, die im Juni im Land stattgefunden haben. Dazu gehören die Schikanen gegen Monsignore Rolando Alvarez Lagos, den Bischof der Diözese Matagalpa, die Schließung katholischer Fernsehsender und die Ausweisung der Ordensschwestern von Mutter Teresa.
Laut der Studie liegen die angegebenen Zahlen unter der tatsächlichen Zahl der Angriffe. „Wir haben Fälle gefunden, in denen Priester, die der Diebstähle und Schändungen überdrüssig waren, beschlossen haben, nur letztere zu melden. Andere haben sich entschieden zu schweigen, weil sie nicht an das Rechtssystem glauben“, heißt es in dem Bericht.
Aus den vorliegenden Daten geht hervor, dass es sich bei 37 % der Anfeindungen um Angriffe auf Priester, Bischöfe, Ordensschwestern, Seminaristen und Laien handelt, einschließlich Fällen der Ausweisung aus dem Land, und bei 19 % um Schändungen von heiligen Stätten und Kultgegenständen. Darüber hinaus gab es zahlreiche Fälle (17 %) von Belagerungen, Zerstörungen, Brandstiftung, Sperrung von Grundversorgungseinrichtungen und Eindringen in Privateigentum, etc.
Darüber hinaus kündigte diese Woche das nicaraguanische Innenministerium die Schließung von 101 Nichtregierungsorganisationen (NGO) an, darunter die von Mutter Teresa von Kalkutta gegründete Vereinigung der Missionarinnen der Nächstenliebe. Die Ordensschwestern widmen sich der Betreuung der Ärmsten der Gesellschaft und betreiben ein Altenheim, einen Kindergarten für Kinder mittelloser Mütter und ein Heim für verlassene oder missbrauchte Jugendliche.
Fünf weitere katholische Einrichtungen sind auf der Liste zu finden. Wenn die Nationalversammlung diese Initiative nächste Woche annimmt, wird die Zahl der NGOs, die unter der Regierung Ortega für illegal erklärt worden sind, auf 758 steigen.
Am 28. Juni wurde auch Telecable, auf dem TV Merced der Diözese Matagalpa und Canal San José der Diözese Estelí ausgestrahlt wurden, vom Netz genommen. Am 31. Mai war Canal 51, ein von der Kirche betriebener katholischer Sender, bereits vom Netz genommen worden.
Die Wurzeln der Feindseligkeit seitens der nicaraguanischen Regierung liegen dem Bericht zufolge in der Unterstützung der katholischen Kirche für Studenten während der friedlichen Demonstrationen der Nicaraguaner gegen Korruption und Vetternwirtschaft im Land seit April 2018. Die Kirchen öffneten ihre Türen, um Räume für den Dialog und für gemeinsames Gebet zu schaffen, aber auch, um sich um die Verwundeten zu kümmern und die Familien der Ermordeten oder Entführten zu trösten.
„Vor April 2018 gab es nur sporadisch Angriffe auf die Kirche. Anschließend haben die Feindseligkeiten zugenommen und sind eskaliert. Die beleidigende und bedrohliche Sprache und die drohenden Äußerungen des Präsidentenpaares gegenüber der katholischen Führungsebene wurden immer deutlicher. Die Aktionen von Behörden gegen die karitative Arbeit der Kirche haben zugenommen“, heißt es in dem Bericht.
KIRCHE IN NOT hatte schon in seinem Religionsfreiheit Weltweit Bericht 2021 auf die schwierige Situation im Land aufmerksam gemacht.
Empfänger: KIRCHE IN NOT
IBAN: AT71 2011 1827 6701 0600
Verwendungszweck: Nicaragua