Nicaragua steht an der Spitze religiöser Verfolgung in Lateinamerika
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Nicaragua steht an der Spitze religiöser Verfolgung in Lateinamerika

Nicaragua steht an der Spitze religiöser Verfolgung in Lateinamerika

Fast 200 Angriffe auf die katholische Kirche in vier Jahren

12.07.2022 aktuelles

In weniger als vier Jahren hat die katholische Kirche in Nicaragua mehr als 190 Angriffe und Plünderungen erlitten, darunter einen Brand in der Kathedrale von Managua, sowie die Verfolgung von Geistlichen unter dem Regime von Daniel Ortega. Dies geht aus dem Untersuchungsbericht: „Nicaragua: Verfolgte Kirche (2018-2022“) hervor, den das Hilfswerk KIRCHE IN NOT erhalten hat. Erstellt wurde er von Martha Patricia Molina Montenegro, Mitglied der Beobachtungsstelle für Transparenz und Korruptionsbekämpfung.

Der Bericht wurde im Mai veröffentlicht und beinhaltet daher nicht die letzte Serie von Anschlägen, die im Juni im Land stattgefunden haben. Dazu gehören die Schikanen gegen Monsignore Rolando Alvarez Lagos, den Bischof der Diözese Matagalpa, die Schließung katholischer Fernsehsender und die Ausweisung der Ordensschwestern von Mutter Teresa.

Msgr. Rolando José Alvarez Lagos, Bischof von Matagalpa in den Ruinen einer Caritas-Einrichtung.

Mehr als 190 Angriffe gemeldet

Laut der Studie liegen die angegebenen Zahlen unter der tatsächlichen Zahl der Angriffe. „Wir haben Fälle gefunden, in denen Priester, die der Diebstähle und Schändungen überdrüssig waren, beschlossen haben, nur letztere zu melden. Andere haben sich entschieden zu schweigen, weil sie nicht an das Rechtssystem glauben“, heißt es in dem Bericht.

Aus den vorliegenden Daten geht hervor, dass es sich bei 37 % der Anfeindungen um Angriffe auf Priester, Bischöfe, Ordensschwestern, Seminaristen und Laien handelt, einschließlich Fällen der Ausweisung aus dem Land, und bei 19 % um Schändungen von heiligen Stätten und Kultgegenständen. Darüber hinaus gab es zahlreiche Fälle (17 %) von Belagerungen, Zerstörungen, Brandstiftung, Sperrung von Grundversorgungseinrichtungen und Eindringen in Privateigentum, etc.

Verbranntes Kreuz nach dem Brandanschlag in der Kathedrale von Managua.

Schließung von NGOs und katholischen Mediensendern

Darüber hinaus kündigte diese Woche das nicaraguanische Innenministerium die Schließung von 101 Nichtregierungsorganisationen (NGO) an, darunter die von Mutter Teresa von Kalkutta gegründete Vereinigung der Missionarinnen der Nächstenliebe. Die Ordensschwestern widmen sich der Betreuung der Ärmsten der Gesellschaft und betreiben ein Altenheim, einen Kindergarten für Kinder mittelloser Mütter und ein Heim für verlassene oder missbrauchte Jugendliche.

Fünf weitere katholische Einrichtungen sind auf der Liste zu finden. Wenn die Nationalversammlung diese Initiative nächste Woche annimmt, wird die Zahl der NGOs, die unter der Regierung Ortega für illegal erklärt worden sind, auf 758 steigen.

Am 28. Juni wurde auch Telecable, auf dem TV Merced der Diözese Matagalpa und Canal San José der Diözese Estelí ausgestrahlt wurden, vom Netz genommen. Am 31. Mai war Canal 51, ein von der Kirche betriebener katholischer Sender, bereits vom Netz genommen worden.

Demonstrationen gegen die Reformen wurden von regierungsnahen Spezialkräften gewaltsam niedergeschlagen.

Gründe der Feindseligkeit

Die Wurzeln der Feindseligkeit seitens der nicaraguanischen Regierung liegen dem Bericht zufolge in der Unterstützung der katholischen Kirche für Studenten während der friedlichen Demonstrationen der Nicaraguaner gegen Korruption und Vetternwirtschaft im Land seit April 2018.  Die Kirchen öffneten ihre Türen, um Räume für den Dialog und für gemeinsames Gebet zu schaffen, aber auch, um sich um die Verwundeten zu kümmern und die Familien der Ermordeten oder Entführten zu trösten.

„Vor April 2018 gab es nur sporadisch Angriffe auf die Kirche. Anschließend haben die Feindseligkeiten zugenommen und sind eskaliert. Die beleidigende und bedrohliche Sprache und die drohenden Äußerungen des Präsidentenpaares gegenüber der katholischen Führungsebene wurden immer deutlicher. Die Aktionen von Behörden gegen die karitative Arbeit der Kirche haben zugenommen“, heißt es in dem Bericht.

KIRCHE IN NOT hatte schon in seinem Religionsfreiheit Weltweit Bericht 2021 auf die schwierige Situation im Land aufmerksam gemacht.

Um der notleidenden Kirche in Nicaragua weiterhin helfen zu können, bittet „Kirche in Not“ um Spenden – online … hier oder auf folgendes Konto:

 

Empfänger: KIRCHE IN NOT
IBAN: AT71 2011 1827 6701 0600
Verwendungszweck: Nicaragua

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