„Wir hatten gedacht, dass der Krieg nach ein paar Monaten zu Ende sein würde, das war nicht der Fall. Jetzt fürchten wir, dass das Heilige Land zum nächsten Syrien wird, zu einem Krieg ohne Ende.“ Das erklärte die Verantwortliche für soziale Dienste im Lateinischen Patriarchat von Jerusalem, Dima Khoury, beim Besuch einer Delegation von KIRCHE IN NOT vor wenigen Wochen.
Der Gaza-Krieg habe nicht nur Auswirkungen auf die Menschen in den unmittelbaren Kampfgebieten, sondern in allen Landesteilen Israels und den Palästinensischen Gebieten, so Khoury: „Die Mittelschicht wurde arm, und die Armen noch ärmer. Viele Familien, die eigene Unternehmen besaßen, haben das Land verlassen.“
Die christliche Minderheit sei von den Kriegsauswirkungen hart betroffen, vor allem viele Christen aus dem Westjordanland könnten nicht mehr zum Arbeiten auf israelisches Staatsgebiet einreisen. Das bestätigte gegenüber der KIRCHE-IN-NOT-Delegation auch der Weihbischof William Shomali, der unter anderem für die Christen in Jerusalem und in den Palästinensischen Gebieten zuständig ist: „Der größte Bedarf besteht an Einreisegenehmigungen aus dem Westjordanland nach Israel.“
Früher seien etwa 160 000 Christen regelmäßig über die Grenze gependelt, jetzt seien es schätzungsweise weniger als 10 000. „Aber die Menschen wollen wirklich arbeiten. Ich bekomme fast jeden Tag Anrufe von Menschen aus dem Westjordanland. Einige können ihre Miete nicht zahlen, andere können sich keine Lebensmittel mehr leisten“, berichtete Shomali.
KIRCHE IN NOT hat darum nach den Terroranschlägen vom 7. Oktober 2023 und der darauffolgenden Militäraktion die Nothilfe für Christen im Heiligen Land verstärkt. Aktuell erhalten über 600 Familien Lebensmittelgutscheine, 128 Familien Zuschüsse für ihre Strom- und Wasserrechnung. „Vor allem in Ostjerusalem haben wir ein ernstes Wohnungsproblem. Hier leben die meisten Christen in Mietwohnungen und sind von der Zwangsräumung bedroht“, erklärte Khoury.
200 Personen mit chronischen oder akuten Erkrankungen wie Diabetes und Krebs bekommen über die Kirchengemeinden lebensnotwendige Medikamente. Auch Schul- und Studiengebühren werden teilweise über das Lateinische Patriarchat übernommen.
Neben der akuten Nothilfe hat KIRCHE IN NOT auch ein Arbeitsbeschaffungsprogramm für Christen in Ostjerusalem und im Westjordanland angestoßen. Dabei werden zum Beispiel arbeitslose Christen zu Renovierungsarbeiten in kirchlichen Einrichtungen herangezogen und angemessen bezahlt. „Dieses Programm hat einen dreifachen Nutzen: Wir unterstützen Familien, bringen Geld in die Gemeinde und erhalten einige christlich geführte Organisationen am Leben“, erläuterte die Khoury.
Außerdem trägt KIRCHE IN NOT auch die Kosten für Umschulungen. Christen, die vorher überwiegend im Tourismussektor tätig waren, sollen so die Möglichkeit bekommen, in neuen Bereichen Fuß zu fassen, zum Beispiel in der IT-Branche. „Ich schätze die Unterstützung von KIRCHE IN NOT bei der Schaffung von Arbeitsplätzen, anstatt ausschließlich Almosen zu geben. Das ist ein guter Weg, die Würde der Menschen zu wahren“, betonte Weihbischof Shomali.
KIRCHE IN NOT sei eine der ersten Organisationen gewesen, die nach dem Kriegsausbruch Hilfe angeboten habe, betonte auch der Verwaltungsdirektor des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem, Sami El-Yousef: „Es war ein Segen, dass wir so früh Unterstützung erhalten haben, denn so konnten wir vom ersten Tag an handeln. Wir sind wirklich eine Kirche in Not. Wir brauchen jede Unterstützung, die wir von unseren Freunden in der ganzen Welt bekommen können.“
Empfänger: KIRCHE IN NOT
IBAN: AT71 2011 1827 6701 0600
Verwendungszweck: Heiliges Land
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