Mit einem Hilfspaket von fast 1,5 Millionen Euro bewahrt KIRCHE IN NOT über 90 katholische Schulen im Libanon vor der sofortigen Schließung. Die Mittel sollen dazu beitragen, jene große Wirtschaftskrise im Land zu bewältigen, die soziale Einrichtungen massiv bedrohe. KIRCHE IN NOT folgt mit dem Hilfspaket einem Aufruf des Apostolischen Nuntius im Libanon, Erzbischof Joseph Spiteri.
„Der Libanon leidet unter der größten Währungsabwertung in seiner Geschichte. Es gibt eine massive Auswanderung, und die soziale Grundversorgung bricht zusammen“, erklärte der Generalsekretär von KIRCHE IN NOT International, Philipp Ozores, nach seiner Rückkehr aus dem Libanon. „Das ist die größte Bedrohung für die christliche Präsenz im Libanon in den vergangenen Jahrzehnten.“
Nach dem massiven Exodus der Christen aus dem Irak und Syrien sei der Libanon das einzig verbliebene Land im Nahen Osten mit einer bedeutenden christlichen Gemeinschaft.
Ziel sei es nun, über 90 Schulen vor der Schließung zu retten. Hilfsempfänger seien 61 Schulen in ländlichen Gebieten und Armenvierteln von Beirut sowie 19 über das ganze Land verteilte Fachschulen. „Wenn wir jetzt nicht handeln, wird diese schreckliche und andauernde Krise dazu führen, dass Tausende von Kindern ohne Schulbildung bleiben und noch mehr christliche Familien zur Auswanderung bewegt werden“, fürchtet Ozores.
In einer ersten Phase habe sich KIRCHE IN NOT nun dazu verpflichtet, diese mehr als 90 Schulen durch zwölf Hilfsprogramme zu unterstützen. Ein Teil dieser Hilfe wird in Form von Stipendien für Schüler aus den bedürftigsten Familien geleistet, die je nach Schule zwischen 25 und 70 Prozent der gesamten Schülerschaft ausmachen. Dadurch würden Familien entlastet, die aufgrund der Krise derzeit nicht in der Lage seien, die Schulgebühren zu bezahlen.
Ein weiterer Teil sei eine Soforthilfe für Lehrer und Verwaltungsangestellte der Schule. „Ihnen ein stabiles Gehalt zu geben, ist eine der Säulen unserer Programme“, erklärte Philipp Ozores. Mehr als 2000 Grund- und Sekundarschullehrer hätten den Libanon in den vergangenen Monaten verlassen, um in Europa oder Ländern am Persischen Golf Arbeit zu suchen. Das derzeitige Durchschnittsgehalt eines Schulleiters sei von 1.000 US-Dollar auf nur noch 50 US-Dollar pro Monat gesunken.
Mit den Schulen würde ein wichtiger Pfeiler des sozialen und kulturellen Zusammenhalts in dem zersplitterten Land verloren gehen. Die katholischen Schulen im Libanon stünden Schülern aller Glaubensrichtungen offen. In Regionen mit muslimischer Mehrheit seien bis zu 90 Prozent der Schüler Muslime.
Ozores betonte: „Die Kirche im Libanon hat sich seit Generationen für die Bildung von Muslimen und Christen gleichermaßen eingesetzt. Das hat sich positiv auf die Mentalität vieler Libanesen ausgewirkt und als Bollwerk gegen die Art von religiösem Fanatismus und Extremismus gewirkt, die wir in anderen Teilen der arabischen Welt erleben.“
Bis vor etwa zwei Jahren sei das Schulgeld von den Familien gezahlt worden, das Lehrpersonal jedoch von der Regierung finanziert. Aufgrund der Finanz- und Wirtschaftskrise seien die Eltern nicht mehr zur Zahlung des Schulgeldes in der Lage und die libanesische Regierung habe ihren Teil seit geraumer Zeit nicht mehr geleistet. In einigen Fällen befänden sich die Schulen bereits seit vier Jahren ohne staatliche Hilfe und könnten ihre Lehrer nicht mehr bezahlen.
In den vergangenen Jahren konzentrierte sich die Hilfe von KIRCHE IN NOT für den Libanon auf die Unterstützung christlicher Flüchtlinge aus dem syrischen Bürgerkrieg. In den Jahren 2020 und 2021 hat die Organisation ihre Hilfe für den Wiederaufbau von Kirchen und anderen Gebäuden in Beirut nach der Explosion im Hafen sowie die Soforthilfe für bedürftige Familien massiv aufgestockt.
Empfänger: KIRCHE IN NOT
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Verwendungszweck: Libanon
Monsignore Joseph Spiteri stellt fest, dass der Libanon ein einzigartiges Land im Nahen Osten ist, weil er auf einer zivilen Verfassung gründet, in der die Gewissens- und Meinungsfreiheit respektiert werden. Der diplomatische Vertreter des Heiligen Stuhls dankt KIRCHE IN NOT dafür, dass es durch Projekte, die die Christen zum Bleiben ermutigen, dazu beiträgt, dieses Gleichgewicht zu erhalten.
Der Libanon befindet sich in einer noch nie dagewesenen Wirtschaftskrise und viele Libanesen sind geneigt, das Land zu verlassen, oder haben es bereits getan. Während eines Treffens mit Vertretern von KIRCHE IN NOT (ACN), die das Land besuchten, um von der Päpstlichen Stiftung geförderte Projekte zu besichtigten, erklärte der maltesische Erzbischof Joseph Spiteri, der Botschafter des Heiligen Stuhls – oder Apostolischer Nuntius – im Libanon, dass „die Christen im Allgemeinen besser ausgebildet, besser vorbereitet sind und mehr Verwandte im Ausland haben, sodass es für sie einfacher ist, auszuwandern und gute Arbeitsplätze zu finden“.
Umso wichtiger ist es, in Projekte zu investieren, die Christen ermutigen, im Land zu bleiben. Ein gutes Beispiel dafür ist die Unterstützung der Kirche für Schulen. „Die Katholische Kirche betreibt im Libanon etwa 330 Schulen. Etwa 90 davon sind sogenannte ‚‘unterstützte Schulen‘. Sie sind vor allem auf arme Familien ausgerichtet und sind privat, erhalten aber die Hälfte der Schulgebühren von der Regierung; die andere Hälfte kommt von den Eltern. Doch obwohl das Schulgeld sehr niedrig ist, zahlt die Regierung wegen der Wirtschaftskrise ihren Anteil nicht.
Da die Regierung bankrott ist, hat die Kirche beschlossen, nicht länger zu warten, sondern an einer Lösung zu arbeiten. Sie stellte bei KIRCHE IN NOT einen Antrag auf finanzielle Förderung, der bewilligt wurde. Die Hälfte des Betrags wurde bereits gezahlt, die andere Hälfte ist auf den Weg gebracht. Nuntius Spiteri zufolge ist die Bedeutung dieser Hilfe gar nicht hoch genug einzuschätzen. „Diese Schulen sind sehr wichtig, weil sie die christliche Präsenz bewahren, die Familien in den Dörfern halten und Arbeitsplätze für Lehrer und nicht-akademisches Personal schaffen.“
Mithilfe von KIRCHE IN NOT war die Kirche in der Lage, den Lehrern in über 50 Schulen einen Zuschuss in Höhe von 300 Dollar und nicht-akademischem Personal 180 Dollar pro Schuljahr zu gewähren. Dieses Geld ist ein wichtiger Beitrag zur Deckung der Grundversorgung, wie Lebensmittel und Benzin, denn in der derzeitigen Krise geben viele Lehrer, deren Gehalt manchmal 50 bis 100 Dollar nicht übersteigt, mehr Geld für Benzin aus, um zur Arbeit zu gelangen, als sie verdienen. Weitere, noch kommende Gelder von KIRCHE IN NOT sollen hauptsächlich für Stipendien verwendet werden, als Hilfe für die ärmsten Familien, damit ihre Kinder weiterhin in der Schule angemeldet bleiben können.
„Wir schulden KIRCHE IN NOT ein großes Dankeschön. Danke für all die Hilfe, die Sie dem Libanon und den Christen im Libanon haben zukommen lassen, damit sie weiterhin hierbleiben und dieses wunderbare, wunderbare Land aufbauen können, das ein einzigartiges Land im Nahen Osten ist. Ich werde Sie in meine Gebete einschließen und bitte Sie, uns, den ganzen Libanon und insbesondere die libanesischen Christen in Ihre Gebete einzuschließen. Gott segne Sie“, sagte Mons. Spiteri in einer Nachricht an die Spender.
KIRCHE IN NOT unterstützt seit vielen Jahren Projekte im Land, doch die massive Wirtschaftskrise, die den Libanon nach den Aufständen von 2018 getroffen und das libanesische Pfund auf etwa ein Zwanzigstel seines früheren Wertes hat absacken lassen – wie auch die katastrophale Explosion, die den Hafen von Beirut und einen großen Teil der Stadt dem Erdboden gleichgemacht und die Krise noch verschärft hat – waren Anlass zu einer Erhöhung der Unterstützung auf das Vierfache.
Msgr. Joseph Spiteri betont, wie wichtig es ist, die christliche Präsenz im Libanon zu erhalten, auch, um das soziale Gleichgewicht zu schützen, das das Land so besonders macht.
„Der Libanon unterscheidet sich von allen anderen Ländern des Nahen Ostens. Nicht nur, weil es bei uns mehr Christen gibt, sondern weil es das einzige Land in der Region ist, das sich auf eine zivile Verfassung stützt. Die Gewissens- und Meinungsfreiheit werden hier seit jeher geachtet. Es ist wichtig, dass der Libanon sich diese Identität bewahrt. Es ist ein schwieriger Balanceakt, die Rechte der Einzelnen und die kollektiven Rechte der Gemeinschaften zu wahren. Aber es ist gelungen, und es kann gelingen, wir brauchen den guten Willen aller. Das ist die Identität des Libanon, das ist der Grund, warum der Libanon so anders ist.“
Es ist auch der Grund, warum Papst Franziskus wiederholt geäußert hat, er wolle den Libanon besuchen, um dieses soziale Vorhaben und insbesondere die christliche Gemeinschaft zu bestärken. „Der Papst will kommen. Er hat es gegenüber dem Präsidenten und dem Premierminister wiederholt, als sie vor Kurzem den Vatikan besucht haben“, erklärt der päpstliche Botschafter. Im April hatte der Präsident angekündigt, dass Papst Franziskus im Juni ins Land kommen werde. Der Vatikan hat es zwar noch nicht offiziell bestätigt, sagt jedoch, dass diese Möglichkeit durchaus besteht.
Der Nuntius hegt eine gewisse Hoffnung, dass die kommenden Wahlen im Mai zu einer stabileren Regierung führen werden, die es wiederum ermöglichen könnte, dass das Land endlich eine Vereinbarung mit dem IWF und der Weltbank trifft, damit die Wirtschaft wieder auf die Beine kommt und das Vertrauen wiederhergestellt wird.
„Ohne Vertrauen kann der Libanon keine Investitionen anziehen, aber es gibt Potenzial, zum Beispiel in der Landwirtschaft und im Tourismus, wo neue Arbeitsplätze geschaffen werden können. Wir müssen junge Menschen davon überzeugen, dass sie bleiben und interessante Dinge tun können. Das ist eine große Herausforderung“, schließt Erzbischof Joseph Spiteri.
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Verwendungszweck: Libanon
Tyros und Sidon: Bibellesern kommen diese Städtenamen bekannt vor – oft als Ort kriegerischer Auseinandersetzungen oder Prophezeiungen im Alten Testament. Im ohnehin wirtschaftlich wie politisch schwer gebeutelten Libanon von heute gehört das Gebiet um die beiden Mittelmeermetropolen zu den ärmsten Regionen des Landes.
Zwischen Tyros und Sidon liegt das Dorf Aaddousiyyeh. Dort wohnt Nohada, 73 Jahre und Witwe. Ihr einziger Sohn ist schon vor Jahren ausgewandert, so wie es in der aktuellen Krise immer mehr junge Libanesen tun. Sie hat nur eine kleine Rente, ist chronisch krank und läuft an Krücken.
Sie ist vollkommen auf die Hilfe ihrer Nachbarin Mariam angewiesen. Mariam ist die einzige Muslima im Dorf. Aaddousiyyeh wird mehrheitlich von maronitisch-katholischen Christen bewohnt.
Zuständig für sie ist Pfarrer Geryes, 29 Jahre alt und erst im vergangenen Jahr zum Priester geweiht. Er steht als Seelsorger des Dorfes in einer Familientradition: Schon sein Urgroßvater – die maronitische Kirche erlaubt Priestern die Ehe – war Pfarrer in Aaddousiyyeh.
Die Lage ist seither immer schlechter geworden, erzählt Geryes KIRCHE IN NOT: „Vor der Krise waren etwa 20 Prozent unserer Gemeindemitglieder arm, heute sind es 80 Prozent.“ Und arm meint im Libanon: Oft mit weniger als umgerechnet einem Euro am Tag überleben.
Pfarrer Geryes‘ Gemeinde gehört zur maronitischen Erzeparchie (Erzdiözese) Tyros. Heute leben auf dem Gebiet nur noch gut 50 000 Christen. Der Bürgerkrieg bis 1990, die Krieg zwischen der Hisbollah und Israel 2006 und die jüngste Krise mit Politchaos, Inflation und Nahrungsmittelknappheit hat im ganzen Land viele Christen aus dem Land getrieben.
Wer von den Gemeindemitgliedern geblieben ist, dem fehlt oft schlicht das Geld zum Auswandern. Die meisten Christen seiner Diözese sind kleine Bauern oder Arbeiter, die nahe der israelischen Grenze leben, erklärt Erzbischof Charbel Abdallah: „Die Menschen sind verzweifelt, es fehlt an allem: Lebensmittel, Strom, Medikamente, Milch. Auf allen Ebenen brauchen sie Hilfe, um überleben zu können.“
Zu den jüngsten Gemeindemitgliedern in Aaddousiyyeh gehören Fadi und Rana, Eltern von zwei kleinen Kindern. Sie sind deshalb noch da, weil Fadi im Gegensatz zu vielen Altersgenossen einen relativ sicheren Job beim Militär hat. Doch gut ein Viertel seines Lohns geht für die Hypothek auf das Haus drauf, erzählt er. Fleisch oder Fisch kann sich die junge Familie nicht mehr leisten.
Erzbischof Abdallah und Pfarrer Geryes versuchen so gut wie möglich für die ihnen anvertrauten Menschen da zu sein – geistlich wie materiell. „Weil ich nicht mehr weiter wusste, habe ich an KIRCHE IN NOT geschrieben, ob sie uns helfen können“, erzählt der Erzbischof.
„Die Antwort kam schnell und so können wir in mehreren Etappen 1500 Lebensmittelpakte an besonders arme Familien und Alleinstehende in meiner ganzen Diözese verteilen.“ Jedes Paket erhält Grundnahrungsmittel wie Brot, Reis oder Mehl, Speiseöl und andere lebensnotwenige Dinge. Die Finanzierung ist erst einmal bis Juli gesichert.
„Diese Hilfe bedeutet uns sehr viel. Die Menschen im Libanon freuen sich, dass sie solche Solidarität erfahren“, betont der Erzbischof. „Wir danken allen Wohltätern von ,Kirche in Not`von ganzem Herzen. Die Lebensmittelpakte helfen unseren Leuten, ihren Alltag zu meistern.“
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Verwendungszweck: Libanon
Das Psychiatrische Krankenhaus vom Kreuz ist eine katholische gemeinnützige Einrichtung in Beirut, die durch die Wirtschaftskrise an den Rand des Zusammenbruchs gebracht wurde. Seit ihrer Gründung vor über sechzig Jahren kümmert sie sich um die am stärksten vernachlässigten Menschen, doch jetzt droht ihr die Schließung, weil die Finanzierung nicht gesichert ist.
Das Psychiatrische Krankenhaus vom Kreuz liegt auf den Höhen von Beirut. Von dort aus kann man die Trümmer des Hafens sehen. Es beherbergt 800 Patienten, die an verschiedenen psychischen Krankheiten leiden. Sie alle benötigen spezifische und dauerhafte Hilfe. Das Krankenhaus ist ein großer Komplex mit mehreren Gebäuden. Es arbeiten dort mehr als 300 Personen, darunter Ärzte, Krankenschwestern und Verwaltungspersonal.
Die Einrichtung wurde 1952 vom seligen Pater Jacques Haddad gegründet, einem libanesischen Kapuzinerpater. Er starb 1954 und wurde am 22. Juni 2008 in Beirut seliggesprochen. Die Einrichtung geht auf ein Projekt zurück, das Pater Haddad nach dem Ersten Weltkrieg ins Leben gerufen hatte. Hier konnte er sich um die vielen behinderten und psychisch kranken Menschen (oft Kinder) kümmern, die von ihren Familien verlassen worden waren. Der libanesische Kapuziner gründete das Krankenhaus vom Kreuz und 1930 die Kongregation der Franziskanerinnen vom Kreuz im Libanon.
Auf den Spuren ihres Gründers leiten die Franziskanerinnen heute 25 medizinische, soziale oder pädagogische Einrichtungen im gesamten Libanon. Das Psychiatrische Krankenhaus vom Kreuz ist eines von ihnen. Von Anfang an hat sich die Einrichtung der Unterstützung der am meisten Benachteiligten verschrieben.
Kürzlich erhielten die 65 Ordensschwestern, darunter auch die Leiterin des Krankenhauses, Schwester Jeanette, Besuch von einer Delegation der päpstlichen Stiftung KIRCHE IN NOT (ACN). Zusammen mit anderen Organisationen unterstützt und finanziert KIRCHE IN NOT Projekte, die es der Einrichtung ermöglichen, ihre Patienten weiterhin zu versorgen. Die Wirtschaftskrise belastet die Einrichtung, die derzeit von ihren Reserven lebt und ohne internationale Solidarität nur wenige Monate überleben würde.
Das Krankenhaus braucht dringend Geld, um sein Personal zu bezahlen, seine Patienten zu ernähren und teure Medikamente zu kaufen, deren Preise sich durch die Abwertung des libanesischen Pfunds mehr als verdreifacht haben. Da der Strom nur eine Stunde pro Tag zur Verfügung steht, laufen die Generatoren des Krankenhauses auf Hochtouren und verbrauchen jede Woche fünfzehn Tonnen Treibstoff, wobei eine Tonne über 700 US-Dollar kostet.
Infolge der COVID-19-Pandemie war das Krankenhaus gezwungen, seine Kapazität von 1000 auf 800 Betten zu reduzieren. Vor der Pandemie leistete der Staat einen Zuschuss in Höhe von 2 US-Dollar pro Patient, also insgesamt 2.000 US-Dollar pro Monat. Obwohl diese Summe minimal und unzureichend war, stellte sie ein regelmäßiges Einkommen dar. Seit Sommer 2020 erhält das Krankenhaus jedoch überhaupt keine öffentlichen Mittel mehr. Der Kongregation bleibt keine andere Wahl, als um internationale Finanzmittel zu bitten, ohne die das Psychiatrische Krankenhaus vom Kreuz gezwungen wäre, zu schließen. Dies wäre eine Katastrophe für die Patienten.
Als KIRCHE IN NOT Schwester Jeanette in Beirut traf, erklärte sie, dass bei einer Schließung des Krankenhauses die meisten Patienten auf der Straße landen würden. „Viele haben keine Familie mehr“, sagte sie. Noch schlimmer ist, dass viele Familien ihre Kinder im Krankenhaus zurücklassen und falsche Namen, Adressen und Telefonnummern angeben. Leider, so die Ordensschwester, betreffe dies oft die schwersten Fälle. Sie versicherte jedoch, dass sie ihr Bestes tun würde, um sicherzustellen, dass die Kinder in ihrer Not nicht allein gelassen werden, falls die Finanzierung ausbleibt und die Einrichtung geschlossen werden muss.
Das Pflegepersonal, das wie die überwiegende Mehrheit der Libanesen von der Krise nicht verschont geblieben ist, will seine Arbeit fortsetzen. Die Krankenschwestern stellen oft den einzigen Kontakt der Patienten mit der Außenwelt dar. Foutine, eine junge Krankenschwester, weist auf das Leid vieler Patienten im Krankenhaus hin. Sie sagt, sie betrachte ihre Arbeit als „Berufung“ und wehrt sich gegen den Gedanken, dass die Einrichtung aus Geldmangel geschlossen werden könnte.
Weder Foutine noch ihre Kolleginnen und Kollegen, von denen viele „Ersatzfamilien“ für diese Kinder sind, können sich nicht vorstellen, sie im Stich zu lassen.
Empfänger: KIRCHE IN NOT
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Verwendungszweck: Libanon
„Die Situation in Syrien ist sehr schlecht. Armut und Hunger breiten sich immer weiter aus. Die meisten Familien haben noch nicht einmal eine Mahlzeit am Tag.” Das berichtet Schwester Annie Demerjian aus Damaskus in einer Nachricht an KIRCHE IN NOT.
Die Ordensschwester ist eine langjährige Projektpartnerin von KIRCHE IN NOT, die bereits so viel für benachteiligte Familien in Syrien auf die Beine gestellt hat.
KIRCHE IN NOT unterstützt derzeit die Verteilung von Winterkleidung als Weihnachtsgeschenk an 30 000 Kinder in Syrien – und Ihre Hilfe kommt an.
Schwester Annie Demerjian schreibt weiter: „Wir, die Schwestern von Jesus und Maria, versuchen, so gut es geht zu helfen. Mit Unterstützung einer Hilfsorganisation verteilen wir Lebensmittelgutscheine an einige besonders arme Familien, die keinen Ernährer haben.
In den derzeitigen Ferien haben wir Schwestern besonders viel zu tun. Wir verteilen als Weihnachtsgeschenk Kleidung an rund 30 000 Kinder in Syrien. Manchmal sind wir bei der Verteilung auch selbst vor Ort. So sehen wir direkt die Freude der Kinder und der Familien über die Geschenke in diesen gesegneten Tagen.
Durch die Zusammenarbeit mit einer Organisation verteilen wir auch Bargeld an einige arme Familien, damit sie sich Brennstoff für den harten Winter kaufen können.
Wie Sie wissen, leiten wir das Selige-Dina-Belanger-Zentrum. Vor einigen Tagen veranstalteten rund 80 junge Menschen eine wichtige und große Feier vor Weihnachten, die sogar live in den sozialen Medien übertragen wurde.
Es freut uns, dass es Brüder und Schwestern im Ausland gibt, die unser Anliegen teilen und an uns denken, besonders an diesen gesegneten Festtagen.
Christliche Familien in Syrien bereiten für Weihnachten und Neujahr besondere Spezialitäten zu, wie zum Beispiel kibbeh (Fleisch und Bulgur), yabrag (Gefüllte Weinblätter mit Reis und Fleisch) oder Reis und Erbsen mit Fleisch. Doch nun können sich die Familien keines von diesen Essen leisten und müssen Reis und Erbsen ohne Fleisch kochen.
Wir hoffen, dass im nächsten Jahr der Frieden kommt und keiner mehr bedürftig, arm oder hungrig sein muss.”
Empfänger: KIRCHE IN NOT
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Verwendungszweck: Syrien
„Mein Name ist Majid. Ich lebe mit meinen Eltern und meinen beiden Geschwistern im Libanon, aber mein Vater hat mir erzählt, dass wir ursprünglich aus Syrien stammen. Ich bin zum Flüchtling geworden wie das Jesuskind, das mit seinen Eltern fliehen musste.“ Der zwölfjährige Majid Abboud hat keinerlei Erinnerung mehr an seine alte Heimat; er war erst drei Jahre alt, als seine Familie mit ihm die Flucht antreten musste.
Majids Vater Basman erinnert sich im Gespräch mit KIRCHE IN NOT: „Es war die Hölle: Innerhalb eines halben Jahres wurden in unserem Dorf in Syrien mindestens 50 Menschen getötet. Andere Bewohner wurden von Milizen entführt. Es gab keine Arbeit mehr, keinen Strom, keine Schulen, kein Essen.“
Als Christen stand Majids Familie besonders im Visier dschihadistischer Truppen. Viele syrische Christen geben den Slogan der Terror-Kämpfer wieder: „Alawiten (Anhänger der islamischen Konfession, der auch Syriens Präsident Assad angehört; Anm. d. Red) in den Sarg, Christen nach Beirut.“
Die Vertreibung der syrischen Christen, immerhin vor Ausbruch des Bürgerkriegs im Jahr 2011 bis zu zehn Prozent der Gesamtbevölkerung, sei von Anfang an geplant gewesen, erzählt Basman: „Es war ein Krieg mit allen Konsequenzen. Noch bevor sich die Situation verschlimmerte, wussten wir, dass unsere Häuser bereits an Islamisten vergeben waren.“
Ein Jahr nach der Eroberung des Dorfes sei es zum Inferno gekommen: „Sie griffen uns mit Gewehren an, töteten 15 junge Männer. Wir verließen mitten in der Nacht unser Haus und sind weggelaufen. Wir haben nichts mitgenommen, nur die Kleidung, die wir am Leib trugen.“ Die Familie schlug sich, wie Tausende andere, über die Grenze in den Libanon durch. Am 20. März 2012 kamen sie in Zahlé an, erzählt Basman. Das Datum wurde zum Beginn eines „zweiten Lebens“ für ihn und seine fünfköpfige Familie: eines Lebens als mittellose Flüchtlinge.
Zunächst kamen sie bei einem Verwandten unter: „15 Personen in einem kleinen Haus. Wir schliefen in zwei Schichten, weil es nicht genug Platz gab.“ In dieser Zeit erfuhr Basman vom Hilfsprogramm der melkitischen griechisch-katholischen Erzdiözese Zahlé und Furzol.
KIRCHE IN NOT unterstützt die Helfer seit Jahren: Sie vermitteln Wohnraum und greifen mittellosen Familien mit Mietbeihilfen unter die Arme, sie betreiben eine Suppenküche und beliefern Flüchtlinge mit Lebensmitteln und Medikamenten, bieten seelsorgerische und psychologische Unterstützung an und vieles mehr.
Auch Basman hat auf Vermittlung der Erzdiözese eine Arbeitsstelle gefunden. Die Familie zog in ein eigenes kleines Haus. Da das schmale Gehalt kaum ausreicht, um die Miete zu decken, sind die Abbouds auf die täglichen Mahlzeiten in der Suppenküche „Johannes der Barmherzige“ in Zahlé angewiesen. „Was wäre aus uns geworden ohne die Hilfe der Kirche?“, fragt Basman.
Das habe sich nach Ausbruch der Corona-Krise einmal mehr gezeigt. Im Libanon, das seit Jahren vor dem wirtschaftlichen Zusammenbruch steht, haben die Einschränkungen und Folgen der Pandemie wie ein Brandbeschleuniger gewirkt. Basman hat wie viele andere seine Arbeit verloren.
Nun ist seine Familie wieder ganz auf fremde Hilfe angewiesen: „Wenn die Libanesen schon keine Arbeit haben, wie soll es dann uns Flüchtlingen gehen? Ohne die großzügige Hilfe wüssten wir nicht, was wir tun sollten.“ Als Basmans Frau dieses Jahr schwer erkrankte und eine Operation benötigte, wurde diese im Krankenhaus Tel-Chia der Erzdiözese durchgeführt – natürlich kostenlos.
Nun ist die Familie wieder gesund vereint und kann Weihnachten feiern. Majid freut sich darauf, obwohl das Fest mit schmerzhaften Erinnerungen durchsetzt ist: „Manchmal sind meine Eltern und meine Geschwister sehr traurig. Papa erzählt, dass wir in Syrien ein großes Haus hatten. An Weihnachten war die Kirche in unserem Dorf festlich geschmückt, alle kamen dort zusammen. Wir haben Heimweh.“
Nach seinen Weihnachtswünschen gefragt, antwortet Majid ungewöhnlich für einen Zwölfjährigen: „Ich wünsche mir, dass die Menschen an Familien wie die meine denken und uns helfen, Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu haben. Frohe Weihnachten an alle!“
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Verwendungszweck: Libanon
Regina Lynch, Projektleiterin bei KIRCHE IN NOT (ACN) International, spricht nach einer Reise zur Beurteilung der Lage und zur Bewertung neuer Hilfsprojekte über ihre Erfahrungen im Libanon und in Syrien.
Beschreiben Sie bitte die Lage im Libanon. Was haben Sie dort erlebt?
Die Menschen sind verzweifelt, so kann ich meinen traurigen Eindruck zusammenfassen. Es wird immer schlimmer. Wir waren bereits im vergangenen Jahr in Beirut, aber diesmal konnten wir den Niedergang und die Verzweiflung wirklich sehen. Dasselbe gilt für Syrien: Vor der Krise lebten in Aleppo schätzungsweise 300 000 Christen verschiedener Konfessionen. Jetzt, sagen einige, seien es nur noch 30 000.
Warum verlassen Ihrer Meinung nach auch die Libanesen, insbesondere die Christen, ihr Land?
Es ist sehr dramatisch. Viele der Christen, mit denen wir gesprochen haben, wollen weg – oder, wenn nicht sie, dann ihre Bekannten oder Verwandten. Die Menschen haben wirklich große Schwierigkeiten, zu überleben. Es fehlen ihnen die grundlegenden Güter. Vor der Krise verdiente ein Lehrer zwischen 1.700 und 2.000 US-Dollar im Monat. Heute, angesichts der Inflation und der Abwertung des libanesischen Pfunds gegenüber dem US-Dollar, liegt sein Gehalt bei höchstens 120 bis 150 US-Dollar.
Wie ist die Lage in Syrien?
In Syrien sind die Menschen sichtlich müde, sehr müde. Sie befinden sich seit zehn Jahren in einer äußerst schwierigen Situation. Im Nordwesten wird weiterhin gekämpft. Obwohl wir bei unseren Besuchen in Damaskus, Homs und Aleppo keine Unsicherheit verspürten, ist die Zerstörung gewaltig. Die Syrer fragen sich, wie sie das Land wiederaufbauen können und wer ihnen dabei helfen wird. Aber vorher muss erst einmal Frieden einkehren.
Verschiedene Leute sagten uns: „Während des Krieges hatten wir zumindest die Aussicht, dass der Krieg irgendwann zu Ende sein würde, aber was für eine Zukunftsperspektive haben wir jetzt?“ Sie versuchen, mit einem US-Dollar pro Tag zu überleben. Das ist unvorstellbar in einem Land, in dem vor dem Krieg ein großer Teil der Bevölkerung recht komfortabel leben konnte.
Können Sie ein Erlebnis schildern, das Sie während der Reise besonders beeindruckt hat?
Eine Mitarbeiterin eines unserer Projektpartner zeigte mir auf ihrem Handy Bilder, die sie aus ihrer Wohnung aufgenommen hatte. Darin war ein kleines Mädchen zu sehen, das in einem großen Mülleimer den Müll durchwühlte und ihrer Mutter Dinge daraus reichte. Die Schwester, die uns begleitete, bat sie: „Wenn du das nächste Mal so etwas siehst, geh bitte hin und gib ihr Geld. Ich werde dir das Geld später zurückzahlen.“ So etwas zu sehen, zerreißt einem das Herz.
Wie wirkt sich diese Situation auf junge Menschen aus?
Wir müssen ihnen Hoffnung und Unterstützung geben. Aus diesem Grund werden wir bald ein Projekt für junge, frisch verheiratete Paare in Syrien starten. Viele Menschen heiraten nicht, weil sie es sich nicht leisten können, um gemeinsam in einer Wohnung zu leben. Das ist auch eine Situation, die die Bischöfe beunruhigt. Das Projekt, an dem wir in Aleppo arbeiten, wird jedem Paar genug Geld zur Verfügung stellen, damit es zwei Jahre lang die Miete für eine Wohnung bezahlen oder den Grundbedarf an Lebensmitteln decken kann.
KIRCHE IN NOT (ACN) hat im Jahr 2021 den Libanon und Syrien mit insgesamt mehr als 100 Projekten im Wert von fünf Millionen Euro unterstützt. Diese Projekte umfassen Soforthilfen für die Deckung des Grundbedarfs an Lebensmitteln, Medikamente, Existenzhilfe für Ordensschwestern, Mess-Stipendien für Priester und den Wiederaufbau von Seelsorgestrukturen.
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Verwendungszweck: Libanon, Syrien
Am 12. November 2019 wurde der armenisch-katholische Priester Hovsep Bedoyan, Gemeindepfarrer von Kamischli und al-Hasaka in Syrien, zusammen mit seinem Vater ermordet. Sie wurden in einen Hinterhalt gelockt, als sie mit dem Auto durch den Busayrah-Distrikt von al-Hasaka nach Deir ez-Zor fuhren.
Mit ihnen im Auto fuhr auch der Diakon Fadi Sano, der schwer verwundet wurde. Die Männer waren unterwegs, um die Fortschritte der Renovierung einer armenisch-katholischen Kirche in Deir ez-Zor anzuschauen. Pfarrer Bedoyan, ein verheirateter Priester des armenischen Ritus, hinterlässt eine Frau und drei Kinder.
Im Krieg in Syrien wurden mehr als 1200 Besitztümer der Kirche zerstört. Wie Pfarrer Bedoyan schließt sich auch KIRCHE IN NOT dem Wunsch an, kriegszerstörte Kirchen wiederaufzubauen. Im Jahr 2018 finanzierte KIRCHE IN NOT zum Beispiel den Wiederaufbau der armenisch-katholischen Kathedrale in Aleppo.
KIRCHE IN NOT unterstützt in der syrischen Hauptstadt Damaskus ein Zentrum für Existenzgründungen. Das „Christian Hope Center“ (Christliches Hoffnungszentrum) fördert sogenannte Mikroprojekte, also Gründungs- oder Berufsideen mit einem geringen Budgetumfang.
Christliche Familien erhalten Fördermittel, um neue Unternehmen zu gründen oder berufliche Projekte wiederaufzunehmen, die während des zehn Jahre dauernden Krieges unterbrochen wurden.
Das Zentrum wurde Ende Juli im historischen christlichen Viertel von Damaskus, Bab Touma, eröffnet. Dort prüfen die Mitarbeiter die eingereichten Anträge und bieten Schulungen zur Gründung von Kleinunternehmen an. Ähnliche Anlaufstellen des „Christian Hope Centers“ gibt es in Aleppo und Homs. Dort liegt die Erfolgsquote bei 78 Prozent, das heißt, mehr als drei Viertel der Gründungsideen konnten erfolgreich und dauerhaft realisiert werden.
Daran möchte das Zentrum in Damaskus anknüpfen, betont Mitarbeiterin Carla Audo: „Wir helfen den Familien, neu anzufangen. Wir geben ihnen einen Grund, in Syrien zu bleiben und eine Chance, das Land wiederaufzubauen. Ich danke den Wohltätern von KIRCHE IN NOT für ihre beständige Hilfe und Inspiration.“
Der 25-jährige Christ Johnny Saygeh kann dank eines vom „Christian Hope Center“ unterstützten Mikroprojekts seine vierköpfige Familie ernähren. Im Jahr 2013 wurde sein Vater von einer syrischen Miliz entführt und ermordet. Johnny blieb mit seiner Mutter und zwei Geschwistern zurück – ohne stabile Einnahmequelle.
Da er auf einem Auge blind ist und nach einem Arbeitsunfall unter weiteren Einschränkungen leidet, hat er nur begrenzte berufliche Möglichkeiten. Das Hoffnungszentrum hat die Anschaffung von Tischen, Maschinen und Material für ein kleines Café bezuschusst, das Johnny und seiner Familie nun ein Auskommen sichert.
Angesichts der sich verschärfenden Wirtschaftskrise leben Schätzungen zufolge 90 Prozent der syrischen Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze. Die steigenden Kosten für Miete, Lebensmittel oder Medikamente haben dazu geführt, dass viele Haushalte nicht mehr in der Lage sind, ihre Grundkosten zu decken.
Das betrifft auch viele christliche Familien. Sie wenden sich an die lokalen Kirchen und erhalten dort – oft mit Hilfe von Organisationen wie KIRCHE IN NOT – Lebensmittelpakte, Miete- und Studienzuschüsse. Unser Hilfswerk hat seit Kriegsausbruch in Syrien mehr als 1000 humanitäre wie pastorale Einzelprojekte mit einem Umfang von über 42 Millionen Euro unterstützt.
Viele Hilfsempfänger geben jedoch an, dass sie zwar für die Nothilfe dankbar sind, sich darüber hinaus aber eine stabile Arbeit wünschen. Da auch hierzu oft Mittel und Perspektiven fehlen, wandern viele Christen aus Syrien ab.
Dem Bericht „Religionsfreiheit weltweit“ zufolge stellten Christen vor Kriegsbeginn noch rund zehn Prozent der Bevölkerung, aktuell sind es Schätzungen zufolge weniger als vier Prozent. Fluchtursachen durch Zukunftsperspektiven entgegenwirken – dazu leistet das neue Hoffnungszentrum in Damaskus einen weiteren Beitrag.
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Verwendungszweck: Syrien
Beirut am Dienstag, 4. August 2020, um 18:07 Uhr: Eine gigantische Explosion erschüttert die libanesische Hauptstadt. 2750 Tonnen Ammoniumnitrat, die in einem großen Silo im Hafen gelagert haben, geraten in Brand und fliegen in die Luft. Die Druckwelle zerstört große Teile der Stadt, insbesondere die Viertel, in denen viele Christen leben.
Mehr als 200 Menschen kommen ums Leben, 6500 Menschen werden verletzt. Tausende sind von jetzt auf gleich obdachlos: Fenster und Türen sind geborsten, Fassaden und ganze Häuser eingestürzt, Trümmer liegen überall in den Straßen.
KIRCHE IN NOT hatte damals schnell geholfen. Schon wenige Tage nach der Explosion konnte in Zusammenarbeit mit Projektpartnern vor Ort eine Lebensmittelhilfe für Tausende betroffene Familien auf die Beine gestellt werden, die ihr Hab und Gut so plötzlich verloren hatten.
Am 4. August ist diese Katastrophe nun ein Jahr her. Der libanesische Ministerrat hat für den 4. August einen Staatstrauertag ausgerufen. Behörden und öffentliche Einrichtungen bleiben an diesem Tag geschlossen. Die Menschen werden sich im Hafen von Beirut zu einer Gedenkveranstaltung versammeln, die vom maronitischen Patriarchen Bechara Kardinal Rai geleitet wird.
Doch es ist nicht nur Trauer, die an diesem Mittwoch im Mittelpunkt steht, sondern auch die Wut und Enttäuschung der Bevölkerung: Der Libanon leidet seit Herbst 2019 unter einer großen Wirtschaftskrise. Ein Licht am Ende des Tunnels ist derzeit nicht zu sehen: ausufernde Korruption, eine verfallende öffentliche Infrastruktur und Krankenhäuser, die durch die Pflege vieler Covid-19-Fälle vor dem Zusammenbruch stehen.
Aufgrund der Zukunftslosigkeit haben bereits viele Pflegekräfte und Ärzte das Land verlassen oder planen es zumindest. Auch Lehrer an den katholischen Schulen kündigen, um auszuwandern, denn ihr Gehalt reicht nicht aus, um ihre Familien zu ernähren.
Weit mehr als die Hälfte der Bevölkerung lebt in der Zwischenzeit unterhalb der Armutsgrenze. Am „Collège de la Sainte Famille Française“, einer weiterführenden Schule im gut 20 Kilometer von Beirut entfernten Jounieh, berichtet die Verwaltungsleiterin gegenüber Vertretern von KIRCHE IN NOT, dass sie allein im Juni und Juli dieses Jahres etwa 20 Lehrer verloren habe. Sie wollen das Land verlassen, weil sie einfach nicht mehr über die Runden kommen. Der Grund: Die Kaufkraft ist drastisch gesunken.
„Während vor der Krise ein Anfangsgehalt von 1525 Millionen Libanesischen Pfund ungefähr 1000 US-Dollar entsprach, sind es nach dem Einbruch des Libanesischen Pfunds heute nur noch 75 bis 80 US-Dollar“, erklärt Schwester Eva Abou Nassar. „Ein erfahrener Lehrer verdient das Doppelte, aber das ist viel zu wenig. Vor der Krise entsprach ein US-Dollar 1500 Libanesischen Pfund, heute bekommt man dafür auf dem Schwarzmarkt 18.900 Pfund.“
Selbst Dinge des täglichen Bedarfs sind unerschwinglich geworden. Einige Beispiele: Eine Packung Kindermilch kostet 250.000 Libanesische Pfund. Die Miete für einen Stromgenerator beläuft sich auf 600.000 Pfund, und das bei einem monatlichen Mindestlohn von 675.000 Pfund. Das öffentliche Stromnetz wird nur zwei bis vier Stunden am Tag betrieben. Ersatzteile fürs Auto kosten zwei bis vier Monatsgehälter. Schwester Eva berichtet, dass Familien frühmorgens im Schutz der Dunkelheit in Mülltonnen nach Essen suchten, um nicht gesehen zu werden.
Auf der Mauer an der Straße, die entlang des Hafens von Beirut verläuft, stehen die Namen der „Märtyrer“, die bei der Explosion am 4. August 2020 ums Leben gekommen sind. Auch einige bereits verblasste Fotos von Kindern sind dort zusehen.
„Die Menschen sind es satt, dass das politische Establishment den Kuchen unter sich aufteilt und sich nicht um die Bedürfnisse der Bevölkerung kümmert“, sagt der Anwalt Wajih Raad. Auch ein Jahr nach der Katastrophe wirken die Stadtviertel wie tot: An zahlreichen Geschäften sind Eisengitter heruntergelassen, fast alle Restaurants, die die hier die Straßen säumten, sind geschlossen.
Auch wenn die Stimmung bedrückend sei und viele Libanesen das Land verlassen wollen, so blickt Wajih Raad hoffnungsvoll in die Zukunft. „Es wird einige Jahre dauern, aber wir werden es schaffen“, ist er sich sicher.
Auch Pater Raymond Abdo, Provinzial der Unbeschuhten Karmeliten im Libanon, denkt positiv. „Papst Franziskus gibt uns die Hoffnung, dass wir dieser Krise trotzen können. Er ruft die Weltkirche auf, uns nicht fallen zu lassen. Der Papst wird die Kirche im Libanon nicht aufgeben. Warum sollten wir uns vor anderen fürchten, wenn wir an Jesus Christus glauben?“
KIRCHE IN NOT stellte im vergangenen Jahr rund 2,7 Millionen Euro für den Wiederaufbau von kirchlichen Gebäuden zur Verfügung. Die ersten Kirchen konnten bereits wieder renoviert werden und für Gottesdienste öffnen.
Mehr als 2,2 Millionen Euro wurden an Nothilfe, die Beschaffung von Transportmitteln sowie die Unterstützung zum Lebensunterhalt und von Ordensleuten zur Verfügung gestellt. Insgesamt investierte KIRCHE IN NOT 5,4 Millionen Euro für Hilfsprojekte im Libanon.
Um der notleidenden Bevölkerung in Beirut und anderen Regionen des Libanon weiterhin helfen zu können, bittet „Kirche in Not“ um Spenden – online … hier oder auf folgendes Konto:
Empfänger: KIRCHE IN NOT
IBAN: AT71 2011 1827 6701 0600
BIC: GIBAATWWXXX
Verwendungszweck: Libanon
Am 12. Mai 2018 wurde das christliche Dorf Al-Sekelbiya nördlich der Stadt Hama im Nordwesten Syriens bei einem Raketenangriff getroffen. Die Raketen wurden von den sogenannten Rebellen-Milizen gezündet.
Vier Kinder (Bashar, Angy, Suheir und Jessica) im Alter zwischen sechs und zehn Jahren starben während des Angriffs zusammen mit ihrer Katechetin M’Kashkash (40 Jahre alt). Viele andere Kinder wurden verletzt. Sie alle gehörten der griechisch-orthodoxen Gemeinde an.
Viele Tausend Kinder leiden noch immer unter den Folgen des Krieges. Doch es mangelt nicht nur an materieller und humanitärer Hilfe. Die Menschen vor Ort benötigen auch psychologische Unterstützung, im ihre Kriegstraumata zu überwinden.
Jedes Jahr organisiert KIRCHE IN NOT Sommerlager für Kinder in Syrien, damit sie zumindest für ein paar Tage der harten Realität entfliehen und neue Hoffnung schöpfen können.
Die 1875 erbaute Jesuitenkirche liegt im Stadtteil Aschrafiyya in der Beiruter Altstadt. Der mehrheitlich von Christen bewohnte Bezirk liegt nur rund drei Kilometer vom Hafen entfernt, wo am 4. August 2020 über 2700 Tonnen Ammoniumnitrat in die Luft gingen. Dabei wurden rund 200 Personen getötet und über 6000 verletzt. Tausende Gebäude in der Stadt wurden beschädigt, viele Menschen sind obdachlos geworden.
KIRCHE IN NOT hat nach der Explosion über 5,3 Millionen Euro für die Menschen im Libanon bereitgestellt. Damit wurden Nothilfen und Lebensmittellieferungen finanziert; aktuell unterstützt das Hilfswerk den Wiederaufbau von Kirchen, Konventen, Kindergärten, Schulen und weiteren christlichen Einrichtungen in der Hauptstadt. Über 300.000 Euro flossen in die Instandsetzungsarbeiten der Jesuitenkirche und weiterer zerstörter Gotteshäuser in der Beiruter Altstadt.
„Die Josefskirche wurde durch die Explosion schwer beschädigt. Die Fensterrahmen und Holztüren wurden zerstört, auch das Dach war schwer in Mitleidenschaft gezogen“, erklärte der verantwortliche Bauingenieur Farid Hakimé gegenüber KIRCHE IN NOT. 95 Prozent der Glasfenster waren durch die Explosion zerborsten. Auch die Zwischendecke, die Beleuchtung und die Dachbalken, die noch aus der Erbauungszeit der Kirchen stammen, waren beschädigt. „Nach der Explosion traten an der Decke und am Kirchenbau zahlreiche Risse auf“, sagte Hakimé. Immerhin sei die Kirche nicht einsturzgefährdet gewesen, so dass die Renovierungsarbeiten rasch beginnen konnten.
Jesuitenpater SalahAbou Jaoude, der die Josefskirche betreut, teilte KIRCHE IN NOT mit: „Die neuen Türen werden in den kommenden Tagen geliefert und eingebaut. Auch die Maler- und Elektroarbeiten gehen dem Ende zu, und jetzt beginnt die Installation der Zwischendecke.“
Im Juli sollen dann wieder in größerem Rahmen Gottesdienste in der Kirche gefeiert werden. Die Jesuitenkirche St. Josef beherbergt zahlreiche internationale Gemeinden. Gottesdienste werden unter anderem auf Arabisch, Englisch und Französisch gefeiert. Messen finden auch im maronitischen Ritus statt. Die Jesuiten betreiben in Beirut unter anderem eine Universität, die ebenfalls den Namen des heiligen Josef trägt und zu den größten Bildungseinrichtungen im Nahen Osten gehört.
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