Libanon: „Ich wurde zum Flüchtling wie das Jesuskind“
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Libanon: „Ich wurde zum Flüchtling wie das Jesuskind“

Libanon: „Ich wurde zum Flüchtling wie das Jesuskind“

Syrische Christen feiern Weihnachten in der Fremde

21.12.2021 aktuelles

„Mein Name ist Majid. Ich lebe mit meinen Eltern und meinen beiden Geschwistern im Libanon, aber mein Vater hat mir erzählt, dass wir ursprünglich aus Syrien stammen. Ich bin zum Flüchtling geworden wie das Jesuskind, das mit seinen Eltern fliehen musste.“ Der zwölfjährige Majid Abboud hat keinerlei Erinnerung mehr an seine alte Heimat; er war erst drei Jahre alt, als seine Familie mit ihm die Flucht antreten musste.

Majids Vater Basman erinnert sich im Gespräch mit KIRCHE IN NOT: „Es war die Hölle: Innerhalb eines halben Jahres wurden in unserem Dorf in Syrien mindestens 50 Menschen getötet. Andere Bewohner wurden von Milizen entführt. Es gab keine Arbeit mehr, keinen Strom, keine Schulen, kein Essen.“

Als Christen stand Majids Familie besonders im Visier dschihadistischer Truppen. Viele syrische Christen geben den Slogan der Terror-Kämpfer wieder: „Alawiten (Anhänger der islamischen Konfession, der auch Syriens Präsident Assad angehört; Anm. d. Red) in den Sarg, Christen nach Beirut.“

Majid mit seinen Eltern und Geschwistern.

„Sie griffen uns mit Gewehren an”

Die Vertreibung der syrischen Christen, immerhin vor Ausbruch des Bürgerkriegs im Jahr 2011 bis zu zehn Prozent der Gesamtbevölkerung, sei von Anfang an geplant gewesen, erzählt Basman: „Es war ein Krieg mit allen Konsequenzen. Noch bevor sich die Situation verschlimmerte, wussten wir, dass unsere Häuser bereits an Islamisten vergeben waren.“

Ein Jahr nach der Eroberung des Dorfes sei es zum Inferno gekommen: „Sie griffen uns mit Gewehren an, töteten 15 junge Männer. Wir verließen mitten in der Nacht unser Haus und sind weggelaufen. Wir haben nichts mitgenommen, nur die Kleidung, die wir am Leib trugen.“ Die Familie schlug sich, wie Tausende andere, über die Grenze in den Libanon durch. Am 20. März 2012 kamen sie in Zahlé an, erzählt Basman. Das Datum wurde zum Beginn eines „zweiten Lebens“ für ihn und seine fünfköpfige Familie: eines Lebens als mittellose Flüchtlinge.

Zunächst kamen sie bei einem Verwandten unter: „15 Personen in einem kleinen Haus. Wir schliefen in zwei Schichten, weil es nicht genug Platz gab.“ In dieser Zeit erfuhr Basman vom Hilfsprogramm der melkitischen griechisch-katholischen Erzdiözese Zahlé und Furzol.

Majid mit seinem Vater und seinen Geschwistern bei einem Gottesdienst.

„Was wären aus uns geworden ohne die Hilfe der Kirche?“

KIRCHE IN NOT unterstützt die Helfer seit Jahren: Sie vermitteln Wohnraum und greifen mittellosen Familien mit Mietbeihilfen unter die Arme, sie betreiben eine Suppenküche und beliefern Flüchtlinge mit Lebensmitteln und Medikamenten, bieten seelsorgerische und psychologische Unterstützung an und vieles mehr.

Auch Basman hat auf Vermittlung der Erzdiözese eine Arbeitsstelle gefunden. Die Familie zog in ein eigenes kleines Haus. Da das schmale Gehalt kaum ausreicht, um die Miete zu decken, sind die Abbouds auf die täglichen Mahlzeiten in der Suppenküche „Johannes der Barmherzige“ in Zahlé angewiesen. „Was wäre aus uns geworden ohne die Hilfe der Kirche?“, fragt Basman.

Das habe sich nach Ausbruch der Corona-Krise einmal mehr gezeigt. Im Libanon, das seit Jahren vor dem wirtschaftlichen Zusammenbruch steht, haben die Einschränkungen und Folgen der Pandemie wie ein Brandbeschleuniger gewirkt. Basman hat wie viele andere seine Arbeit verloren.

Nun ist seine Familie wieder ganz auf fremde Hilfe angewiesen: „Wenn die Libanesen schon keine Arbeit haben, wie soll es dann uns Flüchtlingen gehen? Ohne die großzügige Hilfe wüssten wir nicht, was wir tun sollten.“ Als Basmans Frau dieses Jahr schwer erkrankte und eine Operation benötigte, wurde diese im Krankenhaus Tel-Chia der Erzdiözese durchgeführt – natürlich kostenlos.

Majid und sein Vater Basman erhalten Lebensmittel in der Suppenküche der Erzdiözese Zahlé und Furzol.

Nun ist die Familie wieder gesund vereint und kann Weihnachten feiern. Majid freut sich darauf, obwohl das Fest mit schmerzhaften Erinnerungen durchsetzt ist: „Manchmal sind meine Eltern und meine Geschwister sehr traurig. Papa erzählt, dass wir in Syrien ein großes Haus hatten. An Weihnachten war die Kirche in unserem Dorf festlich geschmückt, alle kamen dort zusammen. Wir haben Heimweh.“

Nach seinen Weihnachtswünschen gefragt, antwortet Majid ungewöhnlich für einen Zwölfjährigen: „Ich wünsche mir, dass die Menschen an Familien wie die meine denken und uns helfen, Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu haben. Frohe Weihnachten an alle!“

Unterstützen Sie vertriebene Christen im Libanon und den Einsatz der Kirche für Kriegsflüchtlinge mit Ihrer Spende – online … hier oder auf folgendes Konto:

 

Empfänger: KIRCHE IN NOT
IBAN: AT71 2011 1827 6701 0600
Verwendungszweck: Libanon

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