Im Zuge der jüngsten Großoffensive im Krieg zwischen Militärregierung und Rebellengruppen in Myanmar erhält KIRCHE IN NOT erschütternde Berichte von den katholischen Gemeinden im Land, berichtete die Geschäftsführende Präsidentin Regina Lynch: „In den vergangenen Tagen kam es zu einer erheblichen Eskalation von Gewalt und Vertreibung. Uns erreichen immer mehr dringende Gebetsaufrufe aus Myanmar. Das Leid hat mittlerweile einen kritischen Punkt erreicht.“
Immer mehr Zivilisten suchten in Kirchen Zuflucht, aber auch diese seien nicht sicher, berichtete Lynch: „Einige Kirchen sind selbst zu Konfliktzonen geworden; religiöse Einrichtungen wurden gewaltsam evakuiert. Es gibt Berichte von erschütternden Vorfällen.“
Auch seien kirchliche Einrichtungen bei den Kämpfen beschädigt worden, dies habe zu einer weiteren Verschlechterung der humanitären Situation geführt. In einer an KIRCHE IN NOT gerichtete Mitteilung aus Myanmar heißt es: „Die Situation ist katastrophal. Wir bitten alle, in diesen schwierigen Zeiten für uns zu beten.“
So wurde gerade erst ein katholisches Gemeindezentrum, das an die Kathedrale in Loikaw angeschlossen ist und wo seit Monaten für Binnenflüchtlinge, die vor den Auseinandersetzungen im Rahmen des anhaltenden Bürgerkriegs fliehen, Zuflucht suchen, wurde von der Armee angegriffen und besetzt. Dies berichtete Bischof Celso Ba Shwe von Loikaw, der Hauptstadt des Staates Kayah im Osten Myanmars. Auch heilige Stätten, so der Bischof, blieben von Militäroperationen nicht verschont, und das in einer Zeit, in der die Militärjunta mit der Kriegsführung vor Ort zu kämpfen habe.
„Die Armee hat dreimal versucht, den Komplex der Christ-König-Kathedrale einzunehmen“, berichtet er, „Als ortsansässiger Bischof habe ich zusammen mit den Priester versucht, die Militärgeneräle von der Bedeutung der religiösen Stätten zu überzeugen und sie gebeten, den Ort zu verschonen, an dem auch Vertriebene untergebracht sind. In der Nacht des 26. November feuerte das Militär jedoch mehrmals absichtlich Artilleriegranaten auf das Gemeindezentrum ab, wobei das Dach der Kapelle des Pastoralzentrums getroffen wurde. Die Decke wurde durch Artilleriegranaten zerstört. Aus Sicherheitsgründen haben wir in Absprache mit den Priestern beschlossen, das Pastoralzentrum zu verlassen. Kurz vor unserer Abreise gestern, am 27. November, kamen 50 Soldaten und besetzten das Gebäude, um es als Stützpunkt und Schutzraum zu nutzen“.
Regina Lynch erinnerte daran, dass in den vergangenen fast drei Jahren des Bürgerkriegs die Kirche den vertriebenen Menschen zur Seite gestanden sei. Doch angesichts der zahlreichen Konflikte weltweit fühlten sich viele Menschen in Myanmar alleingelassen. „Diese neue Spirale der Gewalt erfordert es, dass wir an unsere Brüder und Schwester in diesem oft vergessenen Teil der Welt erinnern. Unsere Solidarität und unser Gebet sind ein Leuchtfeuer in ihrer Dunkelheit.“
Die jüngsten Offensive nahm ihren Ausgang in der Provinz Shan-Staat. Internationalen Medienberichten zufolge sollen große Teile der Grenzregion zu China in der Hand der Oppositionstruppen sein. Die bewaffneten Gruppen nennen ihren koordinierten Angriff „Operation 1027″, da sie ihren Angriff am 27. Oktober gestartet haben.
Der Shan-Staat liegt im Osten Myanmars und umfasst annähernd ein Viertel der Gesamtfläche des Landes. Auch aus dem benachbarten Kayah-Staat und aus dem Chin-Staat im Westen des Landes werden erneute Kämpfe gemeldet. Die Offensive gilt als bislang schwerster Rückschlag für die Militärjunta nach der Machtübernahme im Februar 2021.
Nach Angaben des Berichts „Religionsfreiheit weltweit“ von KIRCHE IN NOT gehören von den rund 55 Millionen Einwohnern Myanmars rund acht Prozent einer christlichen Glaubensgemeinschaft an, die Zahl der Katholiken wird mit ein bis zwei Prozent angegeben.
Empfänger: KIRCHE IN NOT
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Verwendungszweck: Myanmar
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