„Die Menschen in Tigray haben die Hölle erlebt: Es gab Gruppenvergewaltigungen und Morde vor den Augen der Familien. Mehr als eine Million Menschen wurden getötet. Es fanden Folter und Massaker statt“, sagte der Bischof, dessen Diözese die gesamte Region Tigray im Norden Äthiopiens an der Grenze zu Eritrea umfasst. Während des Konflikts, der 2020 seinen Anfang nahm und im November 2022 durch ein Friedensabkommen offiziell beendet wurde, sei die Region vollständig abgeriegelt gewesen; auch Hilfslieferungen seien nicht durchgekommen, berichtete Medhin: „Wir waren völlig abgeschnitten. Internet und Telefon haben nicht funktioniert, wir konnten das Haus nicht mehr verlassen.“
Manche Priester seiner Diözese habe er seit vier Jahren nicht mehr gesehen. Denn auch nach dem Friedensabkommen sei rund ein Drittel der Region Tigray besetzt und unzugänglich. Er zollt den Seelsorgern hohen Respekt: „Aufgrund der Gefahren haben alle Hilfsorganisationen unsere Region verlassen. Aber die Priester und Ordensleute – unter ihnen 30 ausländische Missionare – sind alle dageblieben.“
Ein „wahrer Albtraum“ sei es gewesen, nicht zu wissen, was mit den Menschen seiner Diözese geschehe, erklärte der Bischof. Dennoch habe er bereits während des Krieges in seiner Bischofsstadt Adigrat ein medizinisches Zentrum aufgebaut. Menschen konnten sich dort vertraulich behandeln lassen. „Wir Katholiken machen nur ein Prozent der sieben Millionen Einwohner Tigrays aus, aber aufgrund des Einsatzes im Gesundheits- und Bildungsbereich haben wir für 25 Prozent der Bevölkerung große Bedeutung“, betonte Medhin.
Nach dem offiziellen Kriegsende sei insbesondere der Bedarf an Seelsorge und Betreuung von traumatisierten Menschen sehr hoch. Viele Menschen seien bei den Kämpfen verstümmelt worden oder könnten die erlebten Grausamkeiten nicht verarbeiten. Die äthiopisch-katholische Diözese führt für diese Menschen spezielle Kurse durch, die neben der psychologischen Hilfe auch pastorale Aspekte umfassen, wie der Bischof erklärte: „Ein Bewältigung der traumatischen Erfahrungen ist nicht möglich, ohne sich dem Geschehenen zu stellen. Es muss aber auch die geistliche Dimension berücksichtigt werden. Darum sind unsere Programme biblisch gestützt und werden geistlich begleitet.“ KIRCHE IN NOT wird diese Traumabehandlungen zukünftig finanziell unterstützen.
In Adrigat hielten sich noch immer 50 000 vertriebene Menschen auf, die nicht in ihre Heimatorte zurückkehren könnten, schilderte Medhin die aktuelle Situation. Die Straßen seien unsicher, die Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Tausende Menschen in der Region würden weiterhin durch Gewalt, Nahrungsmittelknappheit und eine mangelnde medizinische Versorgung sterben, beklagte der Bischof: „Wie kann die Welt da einfach nur zuschauen?“
Der Konflikt in der Region Tigray ist Beobachtern zufolge einer der tödlichsten weltweit. Auslöser war ein Streit um die Macht zwischen der Zentralregierung unter Premierminister Abiy Ahmed und der lange in Tigray regierenden „Tigray´s People Liberation Front“ (TPLF). Die Regierungstruppen wurden aus dem Nachbarland Eritrea und von ethnischen Milizen aus dem Inland unterstützt. Mit dem Friedensabkommen von Anfang November 2022 ist es wieder möglich, humanitäre Hilfen in die Region zu bringen. Vorbei ist der Konflikt aber nicht.
Äthiopien ist mit rund 110 Millionen Einwohnern aus über 80 Ethnien einer der bevölkerungsreichsten Staaten Afrikas. Etwa 95 Prozent der Bevölkerung gehören der äthiopisch-orthodoxen Kirche an. Während der Kämpfe wurden vereinzelt auch Übergriffe auf Kirchen und Klöster gemeldet. Die Gewalt war jedoch nicht religiös, sondern politisch motiviert.
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Laut dem römisch-katholischen Bischof der ostukrainischen Stadt Charkiw, Pawlo Hontscharuk, nimmt die Zahl der Suizide in den umkämpften Gebieten zu. „Es gibt viele Selbstmorde, weil die Menschen nicht wissen, wie es weitergeht. Der Luftalarm in Charkiw geht fast rund um die Uhr“, sagte Hontscharuk bei einem Besuch in der internationalen Zentrale von KIRCHE IN NOT in Königstein im Taunus.
Von Russland aus abgefeuerte Raketen würden nach nicht einmal einer Minute in Charkiw einschlagen; das reiche nicht mehr aus, um den Luftalarm in Gang zu setzen. In der zweitgrößten Stadt der Ukraine seien Schulen und Kindergärten geschlossen; Unterricht finde bisweilen in U-Bahn-Stationen statt.
Charkiw liegt nur etwa 30 Kilometer von der russischen Grenze entfernt. Wie der Bischof berichtete, sei sein Diözesangebiet, das eines der größten in Europa und mehr als doppelt so groß wie Österreich ist, zu einem Viertel besetzt. Dort könnten auch keine Priester mehr eingesetzt werden. Deren Präsenz habe jedoch für die Bevölkerung eine große Bedeutung: „Die Menschen sagen: ,Wenn ein Priester da ist, dann kann ich auch bleiben.’ Sie brauchen unsere Anwesenheit. Die Einsamkeit ist schwer zu ertragen – vor allem, wenn man einen geliebten Menschen verloren hat.“
Immer wichtiger werde deshalb neben der humanitären auch die psychologische Hilfe für die Bevölkerung. Viele Menschen vertrauten keinen Psychologen, und es gebe auch zu wenige davon. „Wir haben wenige Spezialisten und Fachleute, und das ist ein Problem. KIRCHE IN NOT unterstützt psychologische Schulungen für Priester, Ordensleute und weitere Helfer. Das ist so wichtig, und wir sind sehr dankbar dafür“, erklärte Hontscharuk.
Neben den psychologischen Schulungen hat KIRCHE IN NOT in der Diözese Charkiw-Saporischschja in den vergangenen Monaten unter anderem Wärmepumpen und Öfen finanziert, um im Winter Pfarrheime und Klöster heizen zu können, in denen Menschen Zuflucht suchen. Priester und Ordensfrauen, die an der Front tätig sind, wurden zudem mit Erste-Hilfe-Ausrüstung ausgestattet.
Lebensgefährlich, aber wichtig sei der Einsatz von 46 Militärkaplänen, die oft die einzigen Ansprechpartner für die Frontsoldaten seien, sagte Hontscharuk: „Was diese Menschen in ihrer Seele erleben, ist ein Albtraum. Deshalb ist ein Militärkaplan so wichtig. Er hört sich das an, was die Menschen auf der Seele haben.“
Obgleich immer mehr Menschen aus Charkiw und Umgebung sich in Sicherheit bringen, komme das für den Bischof nicht infrage, wie er betonte: „Die Menschen brauchen mich. Sollte ich Charkiw ganz verlassen, dann mit dem allerletzten Auto.“
Immer wieder erlebe er, dass die seelsorgerische Begleitung der Menschen auch Aggressionen heilen könne. So sei eines seiner prägendsten Erlebnisse in jüngster Zeit eine Beerdigung nahe der Frontlinie gewesen, erzählte Hontscharuk. Die Menschen in dem Dorf seien prorussisch eingestellt und ihm gegenüber sehr abweisend bis feindlich eingestellt gewesen.
Der Bischof habe deshalb die Beerdigung mit einem Gebet für die Anwesenden begonnen. Nach der Trauerfeier seien die Menschen auf ihn zugekommen und hätten ihn aufgefordert, nochmals für sie zu beten. „Ich fragte sie, warum. Sie meinten: ,Als Sie gebetet haben, wurde uns leicht ums Herz.’ Bei diesen Menschen ist der Krieg zu Ende. Denn der Krieg fängt in den Herzen an, und er endet dort.“
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14 Monate nach Beginn des Bürgerkriegs im Sudan spitzt sich die humanitäre Krise weiter zu. Dazu trägt auch eine aktuelle Hitzewelle mit Temperaturen von bis zu 45 Grad bei. „Wir haben kaum noch Treibstoff, um einen Stromgenerator oder eine Wasserpumpe zu betreiben“, teilte Salesianerpater Jacob Thelekkadan KIRCHE IN NOT mit. Um die extremen Temperaturen zu überleben, griffen die Menschen auf „rudimentäre Techniken“ wie nasse Handtücher oder dergleichen zurück.
Pater Jacob, der regelmäßig in Kontakt mit KIRCHE IN NOT steht, hält sich in dem von Salesianerinnen geleiteten Zentrum „Dar Mariam“ (Haus Mariens) nahe der Hauptstadt Khartum auf. Dort hatten nach Ausbruch der Kämpfe Mitte April 2023 zunächst 300 Menschen verschiedener Religionszugehörigkeit Zuflucht gefunden, heute leben dort noch etwa 80 Personen.
Sie werden von den Salesianerinnen seelsorgerisch betreut und erhalten Lebensmittel. Aber auch das wird zunehmend schwieriger, wie Pater Jacob erklärt: „Unsere Mahlzeiten bestehen aus Linsenbrei oder Reis. Eier, Fleisch oder Gemüse gibt es nicht mehr.“ Alle Bewohner in „Dar Mariam“ seien „unterernährt und schwach“, besonders die Kinder.
Der Alltag sei „von massiven Vertreibungen, schwerem Verlust von Menschenleben, unvorstellbaren Zerstörungen sowie körperlichen und seelischen Traumata“ geprägt, führte der Salesianer aus. Nur ein paar Mutige verließen das Haus, um Brennholz zum Kochen zu sammeln. Die Gefahr durch Heckenschützen sei sehr hoch. „Neben all dem Leid hat unsere kleine Gemeinschaft das Gefühl, dass der Rest der Welt diesen Konflikt und den Schmerz, den er verursacht, vergessen hat“, beklagte Pater Jacob.
Auch „Dar Mariam“ geriet bereits dreimal in die Kampfzone: Im November 2023 zerstörte eine Rakete den ersten Stock des Hauses. „Dabei wurden eine Ordensschwester, ein ehrenamtlicher Lehrer sowie eine Mutter mit drei Kindern verletzt. Glücklicherweise wurde niemand getötet“, berichtete der Salesianer.
Anfang Jänner dieses Jahres habe eine weitere Raketenexplosion ein Feuer entfacht, das ein gesamtes Stockwerk vernichtete. Auch hier sei es den Bewohnern gelungen, sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. Im Dezember 2023 habe eine geplante Evakuierung abgebrochen werden müssen, da der vereinbarte Waffenstillstand nicht eingehalten worden sei. Seither müssen die Menschen weiter in „Dar Mariam“ ausharren.
In Khartum habe es vor dem Krieg 13 Pfarren gegeben, davon würden jetzt nur noch in zwei regelmäßige Gottesdienste stattfinden. „,Dar Mariam‘ ist einer dieser Orte. So herrscht hier trotz vieler Leiden eine Atmosphäre der Gelassenheit“, betonte Pater Jacob.
Seit April 2023 liefern sich im Sudan die Armee von Militärherrscher Abdel Fattah al-Burhan und die RSF-Miliz seines früheren Stellvertreters Mohamed Hamdan Daglo einen blutigen Machtkampf. Ein Großteil der Kämpfe findet in dicht besiedelten Vierteln der Hauptstadt Khartum statt.
Bei den Kämpfen wurden zehntausende Menschen getötet – manche Schätzungen gehen nach Angaben der Vereinten Nationen zufolge von bis zu 150 000 Toten aus. Zehn Millionen Sudanesen leben laut UNO als Binnenflüchtlinge, 18 Millionen haben nicht genug zu essen.
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Verwendungszweck: Sudan
Abt Nikodemus Schnabel von der deutschsprachigen Dormitio-Abtei in Jerusalem sieht die ausbleibenden Pilgergruppen im Heiligen Land zu Ostern als schwere Belastung für die christliche Minderheit. „Die Christen befinden sich gerade in einer schwierigen Situation. Sie fühlen sich alleingelassen“, sagte Schnabel bei einem Besuch der Zentrale von KIRCHE IN NOT in Königstein im Taunus.
Der Abt erinnerte daran, dass bei den Terror-Angriffen der Hamas am 7. Oktober auch Christen getötet wurden. Dabei habe es sich zumeist um Migranten und Asylbewerber gehandelt, die Schnabel als „moderne Sklaven“ bezeichnete. In den Kampfhandlungen seien aktuell mindestens 30 Angehörige der christlichen Gemeinden getötet worden.
Der Gaza-Krieg sei „eine Katstrophe für beide Seiten“. Das Schrecklichste, was Menschen tun können, sei andere Menschen zu töten. „Das ist die größte Sünde, die man begehen kann“, erklärte Abt Nikodemus.
Im Westjordanland gebe es zwar keine Kampfhandlungen, aber die Christen dort befänden sich ebenfalls in einer sehr schwierigen Situation. Die wirtschaftlichen Auswirkungen des Krieges seien für die Menschen dort schwerwiegend. Viele Christen seien im Pilgertourismus tätig, der nun weitgehend zum Erliegen gekommen sei, erklärte Schnabel. „Sie arbeiten als Busfahrer, Restaurantbetreiber, Hotelpersonal oder Reiseführer. Das Wegbleiben der Pilger ist für sie eine wirtschaftliche Katastrophe.“
Seine Abtei versuche, die christlichen Mitarbeiter aus Bethlehem in dieser Zeit zu unterstützen; das sei „eine große finanzielle Herausforderung“. Auch KIRCHE IN NOT hat in Kooperation mit dem Lateinischen Patriarchat von Jerusalem Hilfen sowohl für die kleine christliche Gemeinschaft im Gaza-Streifen wie für in wirtschaftliche Schwierigkeiten geratene Christen in Ost-Jerusalem und im Westjordanland auf die Beine gestellt. Weitere Gelder gehen an christliche Arbeitsmigranten auf israelischem Staatsgebiet.
Abt Nikodemus warnte zugleich davor, das Heilige Land nur auf ein Pilger- und Touristenziel zu reduzieren. „Das hier ist ein kein christliches Disneyland. Natürlich gibt es die heiligen Stätten. Aber es gibt auch die lebendigen Steine, die Christen, die hier leben.“ Der Abt kritisierte, dass viele Menschen deren schwierige Realität kaum wahrnähmen.
Mit Blick auf Ostern betonte Schnabel, dass die Botschaft dieses Festes eine Prüfung für den Glauben sei. „Als rationaler Bürger dieser Welt sehe ich nur Krieg, Leid, Hass und Gewalt. Aber als gläubiger Mensch vertraue ich darauf, dass Gott diese Welt retten und neues Leben schaffen kann.“ Der Abt erklärte abschließend, er hoffe für alle Christen, „dass es einen neuen Anfang, eine neue Hoffnung und neues Leben geben wird“.
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Im Zuge der jüngsten Großoffensive im Krieg zwischen Militärregierung und Rebellengruppen in Myanmar erhält KIRCHE IN NOT erschütternde Berichte von den katholischen Gemeinden im Land, berichtete die Geschäftsführende Präsidentin Regina Lynch: „In den vergangenen Tagen kam es zu einer erheblichen Eskalation von Gewalt und Vertreibung. Uns erreichen immer mehr dringende Gebetsaufrufe aus Myanmar. Das Leid hat mittlerweile einen kritischen Punkt erreicht.“
Immer mehr Zivilisten suchten in Kirchen Zuflucht, aber auch diese seien nicht sicher, berichtete Lynch: „Einige Kirchen sind selbst zu Konfliktzonen geworden; religiöse Einrichtungen wurden gewaltsam evakuiert. Es gibt Berichte von erschütternden Vorfällen.“
Auch seien kirchliche Einrichtungen bei den Kämpfen beschädigt worden, dies habe zu einer weiteren Verschlechterung der humanitären Situation geführt. In einer an KIRCHE IN NOT gerichtete Mitteilung aus Myanmar heißt es: „Die Situation ist katastrophal. Wir bitten alle, in diesen schwierigen Zeiten für uns zu beten.“
So wurde gerade erst ein katholisches Gemeindezentrum, das an die Kathedrale in Loikaw angeschlossen ist und wo seit Monaten für Binnenflüchtlinge, die vor den Auseinandersetzungen im Rahmen des anhaltenden Bürgerkriegs fliehen, Zuflucht suchen, wurde von der Armee angegriffen und besetzt. Dies berichtete Bischof Celso Ba Shwe von Loikaw, der Hauptstadt des Staates Kayah im Osten Myanmars. Auch heilige Stätten, so der Bischof, blieben von Militäroperationen nicht verschont, und das in einer Zeit, in der die Militärjunta mit der Kriegsführung vor Ort zu kämpfen habe.
„Die Armee hat dreimal versucht, den Komplex der Christ-König-Kathedrale einzunehmen“, berichtet er, „Als ortsansässiger Bischof habe ich zusammen mit den Priester versucht, die Militärgeneräle von der Bedeutung der religiösen Stätten zu überzeugen und sie gebeten, den Ort zu verschonen, an dem auch Vertriebene untergebracht sind. In der Nacht des 26. November feuerte das Militär jedoch mehrmals absichtlich Artilleriegranaten auf das Gemeindezentrum ab, wobei das Dach der Kapelle des Pastoralzentrums getroffen wurde. Die Decke wurde durch Artilleriegranaten zerstört. Aus Sicherheitsgründen haben wir in Absprache mit den Priestern beschlossen, das Pastoralzentrum zu verlassen. Kurz vor unserer Abreise gestern, am 27. November, kamen 50 Soldaten und besetzten das Gebäude, um es als Stützpunkt und Schutzraum zu nutzen“.
Regina Lynch erinnerte daran, dass in den vergangenen fast drei Jahren des Bürgerkriegs die Kirche den vertriebenen Menschen zur Seite gestanden sei. Doch angesichts der zahlreichen Konflikte weltweit fühlten sich viele Menschen in Myanmar alleingelassen. „Diese neue Spirale der Gewalt erfordert es, dass wir an unsere Brüder und Schwester in diesem oft vergessenen Teil der Welt erinnern. Unsere Solidarität und unser Gebet sind ein Leuchtfeuer in ihrer Dunkelheit.“
Die jüngsten Offensive nahm ihren Ausgang in der Provinz Shan-Staat. Internationalen Medienberichten zufolge sollen große Teile der Grenzregion zu China in der Hand der Oppositionstruppen sein. Die bewaffneten Gruppen nennen ihren koordinierten Angriff „Operation 1027″, da sie ihren Angriff am 27. Oktober gestartet haben.
Der Shan-Staat liegt im Osten Myanmars und umfasst annähernd ein Viertel der Gesamtfläche des Landes. Auch aus dem benachbarten Kayah-Staat und aus dem Chin-Staat im Westen des Landes werden erneute Kämpfe gemeldet. Die Offensive gilt als bislang schwerster Rückschlag für die Militärjunta nach der Machtübernahme im Februar 2021.
Nach Angaben des Berichts „Religionsfreiheit weltweit“ von KIRCHE IN NOT gehören von den rund 55 Millionen Einwohnern Myanmars rund acht Prozent einer christlichen Glaubensgemeinschaft an, die Zahl der Katholiken wird mit ein bis zwei Prozent angegeben.
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Verwendungszweck: Myanmar
Bei einer Bombendetonation in Sudans Hauptstadt Khartum ist das dortige Missionshaus der Salesianerinnen schwer beschädigt worden. Zum Zeitpunkt des Vorfalls hielten sich neben den Ordensschwestern 20 Frauen, 45 Kinder, eine Gruppe älterer Menschen und weitere Personen in dem Gebäude auf. Einige von ihnen wurden leicht verletzt, Tote waren nicht zu beklagen.
Die Explosion ereignete sich bereits am 3. November, wie der Priester Jacob Thelekkadan KIRCHE IN NOT mitteilte. Seinen Angaben zufolge habe eine Bombe den ersten Stock des Missionshauses „Dar Mariam“ getroffen. Die Detonation habe die Schlafzimmer der Schwestern und einiger weiterer Gäste beschädigt.
Es sei ein großes Glück gewesen, dass sich die Mütter mit ihren Kindern zum Zeitpunkt des Einschlags im Erdgeschoss befunden hätten, erklärte Thelekkadan: „Wir können uns nicht vorstellen, welchen Schaden diese Explosionen angerichtet hätten, wenn die Bomben im Erdgeschoss gelandet wären!“ Einige der verletzten Personen, darunter auch zwei Kinder im Alter von vier und sieben Jahren, mussten ins Krankenhaus, konnten aber bald wieder entlassen werden.
Von der Außenwelt weitgehend unbeachtet, dauert der Bürgerkrieg im Sudan mittlerweile seit sieben Monaten an. Seit Mitte April liefern sich die Armee von Militärherrscher Abdel Fattah al-Burhan und die RSF-Miliz seines früheren Stellvertreters Mohamed Hamdan Daglo einen blutigen Machtkampf. Ein Großteil der Kämpfe findet in dicht besiedelten Vierteln der Hauptstadt Khartum statt.
Nach Angaben des UN-Sondergesandten für Sudan, Volker Perthes, wurden bislang mindestens 5000 Menschen getötet und über 12 000 verletzt. Die Kriegsparteien haben Ende Oktober wieder Friedensgespräche aufgenommen.
Der Anteil der Christen in Sudan liegt bei unter fünf Prozent der Gesamtbevölkerung. Bei den Kämpfen wurden auch einige Gotteshäuser und kirchliche Einrichtungen zerstört, andere haben ihre Türen geöffnet, um Schutz und Zuflucht zu bieten. Obwohl die meisten Missionare aus Sicherheitsgründen evakuiert werden mussten, sind die Salesianerinnen entschlossen, bei den ihnen anvertrauten Menschen zu bleiben.
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Verwendungszweck: Sudan
Zu Beginn der weltweiten Corona-Krise und massiver Einschränkungen des öffentlichen Lebens riefen die Vereinten Nationen zu einem weltweiten Waffenstillstand auf, um sich auf den Kampf gegen Covid-19 zu konzentrieren. Papst Franziskus wiederholte diesen Appell. Das weltweite päpstliche Hilfswerk „Kirche in Not“ hat mit Projektpartnern in Kriegs- und Krisenländern Kontakt aufgenommen. Trotz der Pandemie gehen Krieg und Terror weiter. Die Not der Bevölkerung steigt.
„Die Wut des Virus veranschaulicht den Irrsinn des Krieges. Es ist an der Zeit, bewaffnete Konflikte zu beenden und sich gemeinsam auf den wahren Kampf unseres Lebens zu konzentrieren’’, erklärte UN-Generalsekretär Antonio Guterres am 23. März. Er hoffe, dass sich die Menschen bewusst seien, dass das Virus keinen Unterschied zwischen den Nationen mache und alle betreffe.
Papst Franziskus griff diesen Appell auf. Am 29. März forderte er die „Schaffung von Korridoren für humanitäre Hilfe, Offenheit für die Diplomatie und Aufmerksamkeit denen gegenüber …, die sich in einer Situation befinden, die sie am verletzbarsten macht’.
„Hier geht der Konflikt weiter”, beklagt Erzbischof Andrew Nkea Fuanya aus Bamenda im Nordwesten von Kamerun. Der anglophone Teil des zentralafrikanischen Landes ist seit vier Jahren Schauplatz bewaffneter Konflikte mit tausenden Toten und weit mehr als einer halben Million Vertriebenen. Separatisten kämpfen dort für eine eigene „Republik Ambazonien“, unabhängig vom französischsprachigen Teil. Die katholische Kirche Kameruns agiert als Vermittlerin zwischen den Bürgerkriegsparteien.
Zwar hätten einige Anführer aus dem Lager der Separatisten zugestimmt, ein Waffenstillstandsabkommen zu unterzeichnen, so Erzbischof Nkea. Sie seien sich bewusst, was in der Corona-Pandemie auf dem Spiel stehe, aber sie hätten „wenig Einfluss auf die Kämpfer in dem Gebiet”, räumt er ein.
Dasselbe gilt auch für die Region Hassaké im Norden Syriens, wo „Militärflugzeuge weiterhin den Himmel überziehen und die Angriffe nicht aufhören”, teilt Nidal Thomas, Generalvikar der chaldäisch-katholischen Kirche im Nordosten Syriens mit: „Wir haben seit dem Auftreten des Coronavirus nur zwei oder drei Tage erlebt, an denen Ruhe herrschte.”
Die Pandemie habe das Land nach neun Kriegsjahren in einem Zustand großer Schwäche getroffen. Syrien habe 60 Prozent seiner Ärzte verloren – sie sind bei den Kämpfen umgekommen, wurden verschleppt oder sind geflüchtet. Nur ein Viertel der Krankenhäuser sei in Betrieb, erklärt Thomas. Außerdem sei Syrien durch die Wirtschafts- und Währungskrise im Nachbarland Libanon mitbetroffen: Syrische Sparer haben ihre Einlagen bei libanesischen Banken verloren, Hilfsgelder über den Libanon können nur noch unter erschwerten Umständen fließen. Syrien leidet zudem unter den internationalen Sanktionen, die seine Wirtschaft belasten.
Von der Weltöffentlichkeit weitgehend unbemerkt, gehe der Krieg in der Donbass-Region im Osten der Ukraine weiter, teilt Bischof Pawlo Honczaruk aus Charkiw mit. Seine Diözese umfasst auch Teile der umkämpften Gebiete. Die Corona-Pandemie lasse offenbar werden, wie sehr „das oligarchische System das ukrainische Gesundheitswesen insbesondere in ländlichen Gebieten geschwächt hat. Die Pandemie legt die Korruption der politischen Führung offen, die eine Folge der Geschichte unseres Landes ist“, erklärt der Bischof. Der Verlust der Solidarität gefährde besonders die ärmsten Menschen.
In Nigeria ist es ebenfalls die grassierende Armut, die der Kirche neben den Folgen des islamistischen Terrors am meisten Sorge bereitet. „Die größte Gefahr in Verbindung mit Covid-19 in unserem Land ist, dass die Pandemie Hungersnöte unter den Ärmsten und eine Destabilisierung der bereits sehr schwachen Wirtschaft auslösen kann”, erklärt Erzbischof Ignatius Kaigama aus der Hauptstadt Abuja. Er betont, dass das Land insbesondere im Nordosten seit dem Auftreten der Pandemie weiterhin unter Terroranschlägen von Boko Haram leide.
„Die Gewalt hat in unserer Gesellschaft auch während der Pandemie nicht nachgelassen”, beklagt Erzbischof Carlos Garfias Merlos, Vizepräsident der Bischofskonferenz in Mexiko. Ohne Zweifel sei die Friedens-Botschaft von Papst Franziskus bei den Drogenbanden nicht angekommen. Mehr als je zuvor fahre die Kirche damit fort, „ihre Türen für die Opfer der Gewalt zu öffnen”, berichtet der Erzbischof.
Die Bürgerkriegsparteien in der Zentralafrikanischen Republik hätten ebenfalls nicht auf den Aufruf zum Waffenstillstand gehört, beklagt Bischof Bertrand Guy Richard Appora-Ngalanibé aus Bambari. „Leider liefern sich in einigen Gebieten die bewaffneten Gruppierungen strategische Gefechte mit dem Ziel, ihre Vorherrschaft auszuweiten und die Ressourcen des Landes zu plündern.” Dennoch zeigten die interreligiösen Initiativen, dass diese Krise eine Gelegenheit sein könne, um die Verbundenheit zwischen den Bürgern des Landes zu stärken, so Ngalanibé: „Mit der Hilfe unserer protestantischen und muslimischen Brüder und Schwestern bemühen wir uns darum, Sensibilisierungskampagnen durchzuführen, um die Pandemie-Gefahr einzudämmen.”
Der Einsatz für Frieden bleibt auch in der aktuellen Situation ein Stachel im Fleisch für die internationale Gemeinschaft. Weltweit gehen Kriege und Konflikte auch während der Corona-Krise weiter. „Kirche in Not“ steht in vielen Ländern den Betroffenen bei und unterstützt die Arbeit der Kirche vor Ort, die für viele notleidende Menschen die einzige Anlaufstelle ist.
Damit Seelsorger und kirchliche Mitarbeiter die Corona-Pandemie schultern und für die ihnen anvertrauten Menschen da sein können, bittet „Kirche in Not“ um Spenden – online …hier oder auf folgendes Konto:
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Die Syrer im allgemeinen, aber besonders die Einwohner von Aleppo, neigen dazu, sich weniger Sorgen um ihre persönliche Sicherheit zu machen als die meisten Menschen in Europa.
“Viele von ihnen sagen, dass sie bereits seit neun Jahren leiden und sowohl den Krieg als auch den Hunger überlebt hätten. Einige sind vorsichtiger und verwenden Schutzmasken, Desinfektionsmittel und Handschuhe, um sich zu schützen. Aber die meisten Menschen machen sich keine Sorgen über die Ausbreitung des Coronavirus. Sie haben schon so viel gelitten”, erklärt der armenisch-katholische Priester Antoine Tahhan gegenüber dem internationalen katholischen Hilfswerk KIRCHE IN NOT.
Am 19. März erließ die syrische Regierung aus Angst vor der Verbreitung des Coronavirus einen Erlass, alle Geschäfte zu schließen und verhängte eine Ausgangssperre zwischen 18 und 6 Uhr. Nur wenige Tage später, am 22. März, beschlossen die katholischen Bischöfe in Aleppo zusätzlich die Schließung aller ihrer Kirchen, um die Gläubigen zu schützen und die weitere Ausbreitung der Pandemie zu verhindern. Seitdem kommt Pater Antoine jeden Morgen in die armenisch-katholische Heilig-Kreuz-Kirche in Aleppo, um dort allein die heilige Messe zu feiern, und kehrt dann nach Hause zurück, um die Vorgaben zur sozialen Isolierung einzuhalten.
Aber es gibt wenig, was in einem Land wie Syrien getan warden kann, in dem der Krieg auch das Gesundheitssystem zerstört hat. “Aleppo hat viele Krankenhäuser und Gesundheitszentren verloren, die durch die Terroristen zerstört wurden. Ein großer Teil der Ausstattung und der Medikamentenvorräte wurden geplündert, und viele Ärzte sind ausgewandert, weil die Terroristen einige entführt und anderen gedroht hatten, sie zu töten. Infolgedessen ist das Gesundheitssystem in einem schlechten Zustand, und darauf fußt die Sorge, dass das Virus sich in der Bevölkerung, insbesondere unter den Soldaten der Syrisch-Arabischen Armee, verbreiten könnte”, sagt Pater Antoine.
“Ich denke nicht, dass es in den Krankenhäusern, insbesonderen auf den Intensivstationen, genug Beatmungsgeräte gibt, um dem Virus gewachsen zu sein. Wir benötigen ebenfalls sehr viele Schutzmasken, Ausrüstung zum Sterilisieren und andere medizinische Ausstattung. Zugleich müssen wir unter der Bevölkerung auch ein Bewusstsein für die gesundheitlichen Risiken erwecken, denn noch immer gehen viele Leute in den Parks spazieren, halten sich an den Händen und begrüßen sich, ohne die behördlichen Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit zu beachten.”
Die Kämpfe in Aleppo sind seit dem 24. Dezember 2016 zu Ende. Einige bessergestellte Familien waren seitdem in der Lage, ihre Häuser wiederherzustellen, aber die meisten christlichen Familien sind sehr arm und überleben nur dank der Unterstützung der Ortskirche und von Organisationen wie der Päpstlichen Stiftung KIRCHE IN NOT, die Nothilfeprojekte ins Leben gerufen haben, um die ärmsten Familien in Aleppo und anderen Teilen Syriens mit Mietzuschüssen, Lebensmitteln und grundlegender medizinischer Versorgung zu unterstützen. „Ohne diese Hilfe könnten die Christen nicht nach Hause zurückkehren und die christliche Präsenz im Nahen Osten sichern”, erklärt Pater Antoine.
Der durch den Krieg bedingte Exodus habe verheerende Auswirkungen: „Die Zahl der christlichen Familien, die vor dem Krieg in Aleppo lebten, lag bei 30.000. Nun ist die Anzahl auf rund 10.000 gesunken. Wir leiden unter einer massiven Überalterung der Bevölkerung, da der Anteil an älteren Menschen inzwischen auf zwei Drittel gestiegen ist, und das nicht nur in Aleppo, sondern in ganz Syrien. Und der Mangel an jungen Arbeitskräften hat sich durch den Militärdienst weiter verschärft.”
Seit einem Jahr leide Syrien an einer schweren Wirtschaftskrise. “Als Aleppo befreit wurde, bestand beträchtlicher Optimismus, und drei Jahre lang setzten die Menschen ihre Hoffnung auf harte Arbeit, aber nun wird die wirtschaftliche Lage immer schlimmer. Viele Menschen sind arbeitslos, und die gezahlten Gehälter reichen nicht aus, um eine vierköpfige Familie zu ernähren. Die Wirtschaftssanktionen fügen der Bevölkerung schweres Leid zu, und die schlechte wirtschaftliche Lage im Libanon beeinträchtigt auch die Wirtschaft in Syrien. Der Dollarkurs und damit auch die Lebenshaltungskosten sind in die Höhe geschossen. Zugleich wurden die Hilfeleistungen, die über den Libanon nach Syrien gelangten, eingestellt”, erklärt Pater Antoine gegenüber KIRCHE IN NOT.
Seit der Befreiung von Aleppo sind 75 armenisch-katholische Familien zurückgekehrt, aber sie waren Binnenflüchtlinge aus anderen Teilen Syriens und keine Flüchtlinge aus Europa. “Um Familien dazu zu ermutigen, nach Syrien zurückzukehren, müssen die Wirtschaftssanktionen aufgehoben warden, wie der Papst es in seiner Osterbotschaft gefordert hat, und man muss den jungen Menschen dabei helfen, Arbeit zu finden. Wir brauchen auch Sicherheit, medizinische Versorgung und die Aufhebung der Militärreserve, damit die jungen Leute Arbeit finden, ihre Zukunft aufbauen und Familien gründen können”, schließt Pater Antoine.
Das Coronavirus ist eine weitere Sorge unter vielen anderen, aber diese globale Pandemie lässt die Menschen in Syrien vor allem die wirtschaftlichen Folgen fürchten. Sie könnten zum einen ihren Leidensweg erschweren und andererseits eine Minderung der Nothilfeprogramme zur Folge haben, die jetzt für ihr Überleben notwendiger sind denn je.