Indien: „Wenn die Regierung nicht eingreift, wird die Gewalt im Bundesstaat Manipur weitergehen“
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Indien: „Wenn die Regierung nicht eingreift, wird die Gewalt im Bundesstaat Manipur weitergehen“

Indien: „Wenn die Regierung nicht eingreift, wird die Gewalt im Bundesstaat Manipur weitergehen“

04.10.2023 aktuelles

Vier Monate nach Ausbruch bürgerkriegsähnlicher Kämpfe im ostindischen Bundesstaat Manipur hielten die Ausschreitungen noch immer an, erklärte Erzbischof Dominic Lumon aus Imphal. Im Gespräch mit KIRCHE IN NOT bat er um er ein aktiveres Vorgehen der indischen Regierung: „Wir hoffen, dass die Zentralregierung eingreift. Wenn sie ,Stopp’ sagt, wird die Gewalt meiner Meinung nach aufhören. Wenn jedoch niemand eingreift, wird die Gewalt noch monatelang weitergehen.“

Auffällig sei das Schweigen von Premierminister Narendra Modi zu der Gewaltserie. Er habe die betroffene Region in den vergangenen Monaten nie besucht, bemängelte der Erzbischof: „Wir haben nicht viel von ihm gehört. Nur einmal hat er sich geäußert, als Videos auftauchten, in denen zwei Mädchen nackt zur Schau gestellt wurden. Aber zum Thema der Gewalt im Allgemeinen hat er nichts gesagt.“

Medienberichten zufolge sind bei den Unruhen bislang mindestens 185 Menschen ums Leben gekommen. Der Konflikt hatte sich zwischen der mehrheitlich hinduistischen Ethnie der Meitei und den Minderheitsstämmen der Kuki-Chin entzündet, die hauptsächlich Christen sind. Dass bei den Ausschreitungen auch Gotteshäuser angegriffen wurden, die von christlichen Meitei besucht werden, gilt Kirchenverantwortlichen als Indiz dafür, dass der Konflikt auch eine religiöse Dimension habe.

Dominic Lumon, Erzbischof von Imphal (Indien).

185 Tote, eine halbe Million Flüchtlinge

„Wir können erkennen, dass die Verantwortlichen auch aus Hass gegen das Christentum handeln, da Meitei-Kirchen zerstört worden sind, und Religionsvertreter, die keine Kuki sind, ebenfalls fliehen“, erklärte Lumon. Die Angreifer kämen meistens ungestraft davon. Das ließe den Schluss zu, dass sie möglicherweise Unterstützung und Schutz genießen, auch wenn er nicht wisse von wem, so der Erzbischof.

Lokalen Berichten zufolge sollen mittlerweile auch hunderte Kirchen und kirchliche Einrichtungen in dem Konflikt zerstört worden sein. Die Zahl der Binnenflüchtlinge wird mit über einer halben Million Menschen angegeben.

Die katholische Kirche tue in dieser Situation, was sie könne, erklärte Lumon. So habe seine Erzdiözese Imphal Soforthilfen für 2400 besonders betroffene Familien auf die Beine gestellt; KIRCHE IN NOT unterstützt die Hilfsaktionen und steht in ständigem Kontakt mit den Projektpartnern vor Ort.

Verbranntes Auto und Motorrad in der Pfarrei St. Paul in Sangaiprou (Erzbistum Imphal, Bundesstaat Manipur/Indien).

„Ob Friedensbemühungen Erfolg haben werden, ist ungewiss“

Die Kirche suche auch den Dialog mit anderen Religionsvertretern, um die Spannungen abzubauen, betonte der Erzbischof. So habe in der Region ein interreligiöses Forum für Frieden und Verständigung seine Arbeit aufgenommen, das auch das Gespräch mit den Anführern der verfeindeten Ethnien suche: „Ob wir Erfolg haben werden oder nicht, ist ungewiss. Der Weg zum Frieden führt nur über den Dialog, und das werden wir betonen“, sagte Lumon. Er rief dazu auf, die Situation im Bundesstaat Manipur nicht zu einem „vergessenen Konflikt“ werden zu lassen.

Um den verfolgten und notleidenden Christen in Indien helfen zu können, bittet KIRCHE IN NOT um Spenden – online … hier oder auf folgendes Konto:

 

Empfänger: KIRCHE IN NOT
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