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Laut dem Leiter der Katholischen Kommission für Gerechtigkeit und Frieden in Pakistan, Emmanuel Yousaf, nehmen die Entführungen und Zwangskonversionen von jungen Frauen aus christlichen Minderheiten immer mehr zu. „Das Problem wird Tag für Tag akuter“, sagte der Priester im Gespräch mit KIRCHE IN NOT.

Betroffen seien vor allem Angehörige der christlichen und hinduistische Minderheiten in den Provinzen Sindh und Punjab. Es gebe zwar Gesetze gegen Kinderehen und Zwangsverheiratung, aber diese würden nicht umgesetzt: „Ein Grund dafür ist, dass all das nur Christen und Hindus passiert. Der Druck geht von der Gesellschaft in Pakistan und der muslimischen Seite aus. Sie setzen die Familien und die Mädchen unter Druck.“

Ohne Gerichtsprozess sei es unmöglich, die Frauen aus den Händen radikal-muslimischer Entführer freizubekommen, doch dies verschlinge viel Zeit und Geld. „Sogar die Anwälte haben Angst, sich mit solchen Fällen zu befassen, die Richter ebenfalls.“

Yousaf betonte, dass es sich bei den radikalen Muslimen in Pakistan um eine kleine, aber einflussreiche Minderheit handle: „Ich habe viele muslimische Freunde, aber sie sind die schweigende Mehrheit. Das ist das Problem.“ Auch die westliche Öffentlichkeit sei gefordert, die Menschenrechtslage in Pakistan immer wieder anzusprechen und eine bessere Gesetzespraxis anzumahnen.

Psychologische Hilfe für ein Mädchen aus Pakistan, das aus einer arrangierten Ehe fliehen konnte.

Kleine, aber einflussreiche Gruppe radikaler Muslime

Das gelte auch im Hinblick auf die Blasphemiegesetze, die jede Verunglimpfung des Islam und des Propheten Mohammed unter Strafe stellt. Dies würde oft dazu verwendet, um persönliche Rechnungen zu begleichen: „Es geht oft um einen persönlichen Streit oder um Landkonflikte“, erklärte Yousaf.

Doch dann würden involvierte Christen der Blasphemie beschuldigt und Muslime aus den betroffenen und weiteren Ortschaften zusammengetrommelt: „Sie kommen und plündern die Häuser. Sie stecken die Kirche in Brand.“ Es gehe nicht in erster Linie um eine Änderung oder Abschaffung der Blasphemiegesetze, „sondern darum, den Missbrauch der Vorschriften zu stoppen“, betonte der Priester.

Christen in Pakistan demonstrieren gegen Gewalt und für Frieden.

Christen haben mit Vorurteilen zu kämpfen

Christen, die unter zwei Prozent der pakistanischen Bevölkerung ausmachen, hätten mit vielen Vorurteilen zu kämpfen: „Viele denken, wir könnten in kürzester Zeit ein Visum für Auslandsreisen bekommen, aber das stimmt nicht. Sie sagen, wir gehören zu Europa, weil wir Christen sind. Aber wir sind Pakistaner und lieben dieses Land.“ Hinsichtlich der Religionsfreiheit gebe es kaum Fortschritte in Pakistan.

Umso wichtiger sei die Unterstützung durch Organisationen wie KIRCHE IN NOT, die seit Jahren eng mit Emmanuel Yousaf und der Kommission für Gerechtigkeit und Frieden zusammenarbeitet.

Emmanuel Yousaf, Leiter der Katholischen Kommission für Gerechtigkeit und Frieden in Pakistan.

„Wir werden weiter für die armen Mädchen kämpfen”

Die Kommission könne so für Familien, deren Mädchen entführt wurden, die Gerichtskosten übernehmen oder Aufklärungsarbeit über Menschenrechtsverletzungen betreiben, sagte der Priester: „Ich bin KIRCHE IN NOT dankbar. Sie sind eine große Unterstützung für uns. Denn wenn wir vor Gericht gehen müssen, ist das sehr teuer. Aber wir werden weiter für diese armen Mädchen kämpfen.“ Dabei geschähen immer wieder auch „kleine Wunder“, für die es sich lohne weiterzumachen.

Laut einem Bericht, der dem Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen im Sommer 2022 vorgelegt wurde, sind für 2021 mindestens 78 Fälle belegt, bei denen junge Frauen in Pakistan entführt, zur Konversion zum Islam gezwungen und zwangsverheiratet wurden.

Viele Taten werden der Polizei nicht gemeldet

Autor der Studie ist das Zentrum für soziale Gerechtigkeit (CSJ) in Lahore. Das CJS spricht außerdem von mindestens 84 dokumentierten Fällen für 2021, in denen Pakistaner wegen Blasphemie gerichtlich belangt wurden. Beobachter nehmen an, dass die tatsächlichen Zahlen höher sein dürften, da viele Taten nicht bei der Polizei gemeldet werden.

„Hört ihre Schreie!“ - Christinnen im Fadenkreuz von Islamisten

Bitte unterstützen Sie die Arbeit der Kirche in Pakistan und den Einsatz für entführte Frauen und Mädchen mit Ihrer Spende – online … hier oder auf folgendes Konto:

 

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KIRCHE IN NOT (international: ACN) unterstützt die Kirche in Pakistan bei ihrem Einsatz für die Flutopfer. Die schlimmsten Monsun-Überschwemmungen seit 30 Jahren hatten in den letzten Wochen große Teile des Landes verwüstet. Sechs Millionen Menschen sind von der Katastrophe betroffen, offiziell wurden bereits über 1.500 Todesopfer gemeldet. Die Soforthilfe fließt in die besonders stark von der Katastrophe betroffene Provinz Sindh mit den Diözesen Hyderabad und Karatschi.

Aus der Diözese Hyderabad berichtete Bischof Samson Shukardin dem Hilfswerk, dass alle 19 Pfarren in den 22 Bezirken der Provinz Sindh von der Flut schwer betroffen seien. „Tausende von Familien sind von den Fluten umgeben, und Tausende Menschen sitzen am Straßenrand unter menschenunwürdigen Bedingungen“, beschrieb der Bischof die Lage. „Sie verfügen über keine Lebensmittel, kein sauberes Trinkwasser, keine Unterkünfte, keine Latrinen und keine Gesundheitseinrichtungen. Der Verzehr von verunreinigtem Wasser führt zu Krankheiten, und die Mückenplage verbreitet verschiedene Hautkrankheiten und Malaria in den von den jüngsten Überschwemmungen betroffenen Gemeinden.“

Viele Familien hätten Zuflucht in den Kirchen gesucht, da ihre Häuser vom Regenwasser überflutet worden waren; aber auch viele Kirchen seien überschwemmt und durch das Wasser schwer beschädigt worden.

Die Kirche hilft Flutopfern in der Region Sindh.

Soforthilfe für über 5.000 Familien

Mit der Soforthilfe von KIRCHE IN NOT werden in der Diözese Hyderabad als Reaktion auf diese Katastrophe Lebensmittelpakete für einen Monat gekauft, bedürftige Familien erhalten Bargeldzuschüsse, mobile Gesundheitsstationen und Notunterkünfte werden aufgebaut und Hygieneartikel wie Moskitonetze und Mückenschutzmittel besorgt. Zudem werden vom Wasser beschädigte Kirchengebäude renoviert, um die vom Wasser aus ihren Häusern vertriebenen Menschen aufnehmen zu können. Insgesamt kommt die Soforthilfe über 5.000 Familien zugute.

Weitere Hilfen sendet KIRCHE IN NOT in die Diözese Karatschi. Dort finanziert die Diözese Lebensmittelpakete und Küchensets mit Grundnahrungsmitteln sowie Koch- und Reinigungsartikel für Familien, deren Häuser zerstört oder unbewohnbar geworden sind.

Der Erzbischof von Karatschi, Benny Travis, beschrieb die Lage in seiner Diözese in einer Nachricht an KIRCHE IN NOT: „Die Menschen leben unter freiem Himmel, ihre Häuser sind beschädigt; die Überschwemmungen haben Straßenverbindungen unterbrochen, die Versorgungsketten für Waren sind stark gestört; die Gefahr des Ausbruchs von Krankheiten steht aufgrund des stehenden Wassers und der vorhergesagten weiteren Regenfälle unmittelbar bevor.“

Papst Franziskus hatte die internationale Gemeinschaft zu einer raschen Reaktion auf die Situation in Pakistan aufgerufen und der Bevölkerung seine Solidarität und seine Gebete zugesichert. Als päpstliche Stiftung folgt „Kirche in Not“ diesem Aufruf.

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Entführungen und Zwangskonvertierungen von Minderjährigen, die der christlichen Gemeinschaft und anderen religiösen Minderheiten in Pakistan angehören, seien laut Sebastian Shaw, Erzbischof von Lahore, ein ernstes Problem, das die Welt nicht ignorieren dürfe. Bei einer Portugal-Reise erklärte der pakistanische Geistliche, dies sei nicht nur eine religiöse Angelegenheit, sondern auch eine Frage der Menschenrechte.

Anlässlich eines vom portugiesischen Büro von KIRCHE IN NOT (ACN) organisierten Gebetstages im Christkönigsheiligtum der Diözese Setúbal rief Erzbischof Shaw dazu auf, diese Fälle bekanntzumachen, die so viele Familien in Pakistan betreffen.

Nicht nur Mädchen werden entführt, manchmal betrifft es auch Buben. „Wir haben die Pflicht, über diese Geschehnisse zu sprechen, um diese Fälle zu verhindern“, sagte Erzbischof Shaw.

Kinder verschwinden auf dem Schulweg

„Wir haben die Pflicht, über diese Geschehnisse zu sprechen, um diese Fälle zu verhindern“, sagte der Erzbischof. Er fügte hinzu, dass „die Fälle von Entführungen, sexuellen Übergriffen, Zwangskonvertierungen und -verheiratung ein Problem in der pakistanischen Gesellschaft sind, das die Regierung zu kontrollieren versucht“.

Anders als man meinen könnte, seien davon nicht nur Mädchen betroffen. „Manchmal werden auch Jungen entführt, sexuell missbraucht und oft hinterher getötet“, erklärte Erzbischof Shaw.

„Stellen Sie sich die Lage der Eltern vor, die die Schulranzen ihrer Kinder vorbereiten, sie in die Schule schicken und sie dann nie wieder sehen, weil sie entführt wurden. Manchmal werden ihre Leichen gefunden, und sie können die Beerdigung abhalten und trauern. Aber in anderen Fällen bleibt den Eltern nichts anderes übrig, als über das Verschwinden ihrer Kinder zu weinen.“

Erzbischof Sebastian Shaw.
Sebastian Shaw, Erzbischof von Lahore.

Auf die Lage aufmerksam machen, um die Zahl der Entführungen zu verringern

Die Entführung von Minderjährigen wurde in einem von KIRCHE IN NOT erstellten Forschungsbericht mit dem Titel „Hear their cries“ („Höre ihre Schreie“) thematisiert. Pakistan ist neben Mosambik, Nigeria, Ägypten, Irak und Syrien eines der Länder, in denen das Problem am größten ist.

Erzbischof Shaw dankte KIRCHE IN NOT für die Unterstützung, die es nicht nur seiner Diözese, sondern der gesamten Kirche in Pakistan gewährt hat. Er bat um weitere Hilfe bei der Aufklärung über diese Fälle, die jedes Jahr Hunderte von Menschen betreffen. „Pakistan ist ein sehr großes Land. Wenn wir von einem Problem in einem Gebiet sprechen, heißt das nicht, dass es überall auftritt. Dennoch sind diese öffentlichen Aufklärungsveranstaltungen ein wichtiger Teil der Bemühungen, die Zahl der Fälle zu verringern.“

Mit seinem Zeugnis hofft Erzbischof Shaw, mehr Menschen auf eine Wirklichkeit aufmerksam zu machen, die von der Welt so oft ignoriert wird, die aber für viele Familien in diesen Ländern wirklich dramatisch ist. „Diese Kinder können nicht einmal im Garten spielen. Wir haben die Pflicht, über diese Fälle zu sprechen, um sie zu verhindern“, sagte er.

Die 14jährige Maira Shahbaz war eines von vielen Opfern.

Dialog und Religionsfreiheit in Pakistan

Laut dem letzten Bericht über Religionsfreiheit, den KIRCHE IN NOT im April 2021 veröffentlichte, hat sich „das Problem der Entführung von christlichen und hinduistischen Mädchen in den letzten Jahren verschärft”.

„Asad Iqbal Butt, Vorsitzender der pakistanischen Menschenrechtskommission, hat darauf hingewiesen, dass sich die Zahl der Opfer seit 2018 auf 2000 Personen pro Jahr verdoppelt habe. Die Entführer würden oft von korrupten Polizisten und Gerichtsbeamten gedeckt und behaupteten, dass die Mädchen über 18 Jahre alt seien und aus freiem Willen geheiratet hätten“, heißt es in dem Bericht.

Die Lage ist ernst. Lauf dem KIRCHE IN NOT-Bericht „brachten Eltern zahlreiche Fälle zur Anzeige. Trotz Altersnachweisen mit Ausweispapieren der Mädchen scheiteten jedoch etliche Versuche seitens der Eltern, Zwangsverheiratungen und -konvertierungen zu verhindern.“

Erzbischof Sebastian Shaw sagt, dass in seiner Diözese viele dieser Probleme durch die Arbeit einer interreligiösen Gruppe angegangen würden. „Für uns ist es sehr wichtig, dass wir versuchen, diese sozialen Probleme zu lösen. Es gibt Missverständnisse, die durch Dialog überwunden werden können“, erklärte er.

Um den notleidenden  und verfolgten Christen in Pakistan weiterhin helfen zu können, bittet „Kirche in Not“ um Spenden – online … hier oder auf folgendes Konto:

 

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Shagufta Kausar und Shafqat Emmanuel, ein katholisches Ehepaar mit vier Kindern aus Gojra in der Nähe von Faisalabad, wurden im Juli 2013 unter dem Vorwurf der Blasphemie verhaftet und zum Tod verurteilt. Nach jahrelangen Revisionsbemühungen sprach das Oberste Gericht in Lahore die beiden Christen im Juni 2021 frei. Heute lebt die Familie an einem sicheren Ort in Europa. Das weltweite katholische Hilfswerk KIRCHE IN NOT (ACN) konnte mit Shagufta Kausar sprechen und gibt ihr persönliches Zeugnis wieder:
Shagufta Kausar und ihr Mann Shafqat Emmanuel.

„Ich wurde in eine sehr gläubige christliche Familie hineingeboren. Die meisten Einwohner in unserem Dorf waren Muslime. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass es je einen Streit oder eine Auseinandersetzung aufgrund der Religion gab.

Einige Jahre nach meiner Heirat mit Shafqat zogen wir nach Gojra und mein Mann fand dort eine Arbeit. Mein Mann ist seit zwölf Jahren teilweise gelähmt. Er hatte versucht, einen Streit zu schlichten und war dabei von einem Querschläger aus einer Waffe getroffen worden. Das Leben danach war hart, doch wir hatten Glück und fanden beide eine Arbeit an einer christlichen Schule, wo wir Hausmeisterdienste verrichteten. Nebenbei reparierte mein Mann Handys.

Geständnis unter Folter erzwungen

Im Juli 2013 stürmte die Polizei unser Haus und verhafteten meinen Mann und mich. Sie warfen uns Gotteslästerung vor. Über die SIM-Karte unseres Handys sei eine SMS über den Propheten Mohammed verfasst worden. Die Nachricht war auf Englisch geschrieben – eine Sprache, die weder mein Mann noch ich sprechen oder lesen können.

Im Gefängnis wurden wir gefoltert. Die Beamten sagten meinem Mann, dass sie mich vor seinen Augen vergewaltigen würden, wenn er die Tat nicht gestehen würde. Also tat er es, obwohl wir beide unschuldig waren.

Acht Monate waren wir inhaftiert, als wir vom Gericht schuldig gesprochen und zum Tod verurteilt wurden. Unser Anwalt durfte sein Schlussplädoyer nicht zu Ende führen, keiner von uns wurde angehört. Als ich das Todesurteil hörte, wurde ich ohnmächtig.

Eine Christin in Pakistan beim Gebet.

Todesdrohungen auch gegen die Kinder

Mein Mann und ich wurden nach der Verhandlung getrennt: Shafqat wurde in das Gefängnis von Faisalabad überführt, während ich in eine Todeszelle in Multan gebracht wurde. Meine Kinder konnten mich nur zweimal im Jahr für knapp eine halbe Stunde besuchen. Auch für sie war es sehr schwer: Sie mussten ständig umziehen und sich verstecken. Islamisten hatten sie mit dem Tod bedroht, weil sie unsere Kinder waren.

Jeden Tag habe ich geweint, weil ich nicht bei meinen Kindern sein konnte. Ich dachte ständig daran, dass mein Mann und ich eines Tages gehängt würden. Doch trotzdem verlor ich nie meinen Glauben. Ich betete jeden Tag und sang Psalmen und Hymnen. Das hat mir sehr viel Kraft gegeben. Mehrmals wurde mir gesagt: Wenn ich zum Islam konvertiere, könnte ich der Todesstrafe entgehen und würde eines Tages freigelassen. Ich habe immer Nein gesagt.

Eine Zeit lang war Asia Bibi, die ebenfalls unter der falschen Anklage der Blasphemie zum Tode verurteilt worden war, meine Nachbarin in der Todeszelle in Multan. [Asia Bibi war 2010 als erste Frau in Pakistan zum Tod wegen Gotteslästerung verurteilt worden. Ihr Schicksal erregte internationale hohe Aufmerksamkeit. Sie kam schließlich nach einer Revisionsverhandlung Anfang 2019 frei; Anm. d. Red.]

Polizeischutz vor einer Kirche in Pakistan.

Nach Freilassung in Pakistan nicht mehr sicher

Mittlerweile wurden weltweit Stimmen laut, die sich gegen unseren unfairen Prozess und unsere Verurteilung wandten. Sie beteten für unsere Freilassung und boten uns moralischen und geistlichen Beistand an. Und schließlich geschah es – man ließ meinen Mann und mich frei. Doch konnten wir ebenso wie Asia Bibi nicht mit unserer Familie in Pakistan bleiben, weil fanatische und extremistische Muslime darauf aus waren, uns zu töten, wenn wir in Pakistan blieben.

Wir sind jedoch sehr froh, dass ein europäisches Land uns Asyl gewährt hat und unsere Familie nun wieder vereint ist. Ich hoffe und bete, dass in meiner Heimat Pakistan die falschen Blasphemie-Anschuldigungen aufhören und dass diejenigen bestraft werden, die falsche Anschuldigungen erheben.“

Informationen zur Lage der Religionsfreiheit in Pakistan im Bericht „Religionsfreiheit weltweit“ von KIRCHE IN NOT:

KIRCHE IN NOT unterstützt die pastorale Arbeit und das Gemeindeleben der katholischen Minderheit Pakistans. Das Hilfswerk hilft über die Partner vor Ort auch Personen, die wegen Blasphemie angeklagt sind und macht auf internationaler Ebene auf ihr Schicksal aufmerksam. KIRCHE IN NOT finanziert auch Initiativen, die sich gegen die Entführung von Frauen und Mädchen einsetzen.

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„Die Bedrohung für die religiösen Minderheiten wie die Christen in Pakistan hat zugenommen, seitdem die Regierung den Sieg der Taliban in Afghanistan unterstützt.“ Dies erklärte Kamilianer-Pater Mushtaq Anjum in einem Gespräch mit KIRCHE IN NOT. Anjum ist aktuell der einzige Angehörige seines Ordens in Pakistan.

Es gebe zahlreiche Verbindungen zwischen afghanischen und pakistanischen Fundamentalisten, so der Ordensmann: Mehrere Mitglieder des neuen Taliban-Kabinetts hätten am islamistischen Seminar Darul Uloom Haqqania im Nordwesten Pakistans studiert. „Ich befürchte, dass viele Taliban nach Pakistan zurückkehren werden, was pakistanische Terrorgruppen zu verstärkten Anschlägen veranlassen wird“, sagte Pater Mushtaq.

Pakistan sei seiner Meinung nach anfälliger für Fundamentalismus als andere islamische Länder. Der Ordensmann hat einige Jahre in Indonesien gearbeitet.

Pater Mushtaq Anjum aus Pakistan.

Pakistan anfälliger für Fundamentalismus?

Auch dort gebe es ein Blasphemiegesetz, das die Herabwürdigung des Islam oder des Propheten Mohammed unter Strafe stelle. „Aber die Rechtsstaatlichkeit wird insgesamt gewahrt. Leider ist Pakistan ein islamischer Staat, in dem das Blasphemiegesetz vorwiegend gegen arme und wehrlose Menschen angewandt wird“, betonte Pater Mushtaq.

Die Islamische Republik Pakistan hat 1986 mehrere Paragrafen im Strafgesetzbuch eingeführt, die für „gotteslästerliche Handlungen“ drastische Strafen vorsehen. „Viele Menschen erheben falsche Anschuldigungen, um Rache zu üben oder sich das Eigentum des Beschuldigten anzueignen“, kritisierte Pater Mushtaq im Gespräch mit KIRCHE IN NOT.

Beobachter weisen seit Langem darauf hin, dass Anklagen, Prozessführung und Haftbedingungen bei Anklagen wegen vermeintlicher Blasphemie rechtsstaatlichen Standards widersprechen. Zu diesem Schluss kommt auch eine Resolution des Europäischen Parlaments von Ende April 2021.

Wachen vor einer Kirche in Pakistan.

Mangelnde Achtung der Menschenrechte und der Religionsfreiheit

Die Abgeordneten fordern Pakistan unter anderem zur Abschaffung von Todesstrafe und lebenslanger Haft in den Blasphemiegesetzen auf. Andernfalls sollten die Pakistan gewährten Handelsvorzüge auf den Prüfstand gestellt werden.

Pater Mushtaq begrüßt die Resolution des Europäischen Parlaments und fordert mehr internationalen Druck: „Die Staats- und Regierungschefs sollten die mangelnde Achtung der Menschenrechte und der Religionsfreiheit in Pakistan wie Afghanistan mit größerer Wachsamkeit verfolgen.“ In beiden Ländern sei der Hass auf westliche Länder mit christlicher Bevölkerungsmehrheit weit verbreitet.

„Sowohl Afghanistan als auch Pakistan betrachten die Vereinigten Staaten und die mit ihnen verbündeten Länder als Feinde. Dass die religiösen Minderheiten in Pakistan und Afghanistan ein unterdrücktes Leben führen, ist vor allem von den Taliban verschuldet“, sagte der Ordensmann.

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Akash Bashir war ein junger Mann von Anfang 20, ein ehemaliger Schüler der Don-Bosco-Schule in Lahore in Pakistan, der am 15. März 2015 sein Leben verlor, als er seine Gemeinde vor einem drohenden Attentat retten wollte.

Er versah seinen Dienst als freiwillige Sicherheitskraft außerhalb der Kirche St. Johannes im Distrikt Youhanabad in Lahore, als ein eigenartig wirkender Unbekannter versuchte, sich Eingang zur Kirche zu verschaffen. Akash entdeckte den Bombengürtel des Fremden und hinderte ihn daran, die Kirche zu betreten. Sekunden später, als der Versuch, den Attentäter zu stoppen, gescheitert war, stürzte sich Akash auf den Attentäter, der daraufhin seinen Gürtel zündete.

Akash bezahlte die Rettung der Gläubigen, die sich gerade in der Kirche befanden, um die heilige Messe zu feiern, mit seinem Leben.

Viele Christen in Pakistan sind aufgrund ihres Glaubens Diskriminierung und Verfolgung ausgesetzt. Trotz der harten Bedingungen, der großen Armut und der sozialen Ausgrenzung, der sie ausgesetzt sind, bewahren sie dennoch unbeirrt ihren Glauben. Dennoch brauchen sie unsere Hilfe, besonders die jungen Menschen. Aus diesem Grund finanziert KIRCHE IN NOT Projekte des Jugendapostolats in Lahore und Faisalabad.

Die Christlichen Kirchen in Pakistan haben als Reaktion auf die Machtübernahme der Taliban im Nachbarland Afghanistan ihre Sicherheitsvorkehrungen erhöht. Es bestehe die Sorge, dass die Miliz „Tehrik-i-Taliban Pakistan“ (Bewegung der pakistanischen Taliban, kurz TTP) und andere militante Organisationen jetzt neuen Auftrieb bekämen, erklärte der Menschenrechtsaktivist Sajid Christopher dem weltweiten katholischen Hilfswerk KIRCHE IN NOT: „Als die Taliban vor 2001 an der Macht waren, gab es viele Anschläge in Pakistan. Kirchen und andere christliche Einrichtungen waren eindeutig Zielscheiben des Terrors. Jetzt sind die Taliban zurück. Sie werden die TTP und andere islamistische Gruppen stärken.“

Bei einem Treffen hatten sich katholische und protestantische Geistliche darauf verständigt, die bewaffneten Sicherheitsdienste vor den Kirchen zu verstärken, vor allem an den Sonntagen. Personen, die mit dem Auto auf das Kirchengelände fahren, werden intensiver kontrolliert, an den Eingängen kommen Metalldetektoren zum Einsatz.

Der Menschenrechtsaktivist Sajid Christopher.

Auch moderate Muslime in Gefahr

Christopher warnte, dass nicht nur die christliche Minderheit nun um ihre Sicherheit fürchten müsse. Betroffen seien ebenso die gemäßigten Muslime: „Auch in friedlichen und fortschrittlichen muslimischen Gemeinden wird Angst herrschen. Aber die Personen mit einer militanten Denkweise sind froh, dass die Taliban wieder an der Macht sind.“

Auch die Befürchtungen um die wenigen noch in Afghanistan verbliebenen religiösen Minderheiten sind groß. Unbestätigten Berichten zufolge sind Taliban-Kämpfer von Haus zu Haus gegangen, um einheimische Christen und Angehörige weiterer religiöser Minderheiten aufzuspüren. Menschen seien gezwungen worden, ihre Telefone abzugeben. Die Taliban hätten darauf nach Online-Bibeln oder weiterem religiösen Material gesucht.

Sicherheitskontrolle vor einer Kirche in Pakistan.
Weitere Informationen zur religiösen Lage in Pakistan enthält der Bericht „Religionsfreiheit weltweit 2021“ von KIRCHE IN NOT: … zum Länderbericht Pakistan 
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Die Corona-Krise hat in Pakistan zu einer Zunahme der Anklagen aufgrund der international umstrittenen Blasphemiegesetze geführt, erklärte der Leiter der Katholischen Kommission für Gerechtigkeit und Frieden in Pakistan, Emmanuel Yousaf, gegenüber KIRCHE IN NOT. „Wir beobachten einen alarmierenden Anstieg, insbesondere durch die zunehmende Nutzung der sozialen Medien. Die religiöse Radikalisierung ist weiter auf dem Vormarsch.“

Die Kommission für Gerechtigkeit und Frieden verteidigt Christen und andere religiöse Minderheiten, denen angebliche Gotteslästerung oder Beleidigung des Islam vorgeworfen wird und dokumentiert diese Fälle.

Radikale Muslime machten sich zunutze, dass aufgrund der Covid-19-Pandemie Ermittlungen länger dauerten oder Gerichtsverhandlungen verschoben würden, erklärte Yousaf. Eine weitere Entwicklung macht dem Priester Sorgen: „Es ist eine Zunahme [der Blasphemiebeschuldigungen] in den Städten zu verzeichnen, die sich gegen Studierende, Krankenschwestern, Ärzte und andere gebildete Berufsgruppen richten.

Emmanuel Yousaf, Leiter der Kommission für Gerechtigkeit und Frieden in Pakistan.

Auch Freispruch schützt nicht vor Verfolgung

Das deutet darauf hin, dass die Mehrheit ihre Mitmenschen noch entschlossener zwingen will, zu konvertieren oder sich ihrer Ideologie anzuschließen. Wenn diese sich weigern, werden sie fälschlich der Blasphemie beschuldigt.“

Auch ein Freispruch vor Gericht schütze die Betroffenen nicht: „Bei vielen Fällen ist zu beobachten, dass eine fälschlich beschuldigte Person nicht in seine Wohngegend, noch nicht einmal in seine Heimatregion zurückkehren kann. Das Leben dieser Menschen ist immer in Gefahr.“

Die Islamische Republik Pakistan hat 1986 mehrere Paragrafen im Strafgesetzbuch eingeführt, die für „gotteslästerliche Handlungen“ drastische Strafen vorsehen: Die Schändung des Korans kann mit lebenslanger Haft, abschätzige Bemerkungen über den Propheten Mohammed sogar mit dem Tod bestraft werden.

Polizeischutz vor einer Kirche in Pakistan.

Drastische Strafen bei „gotteslästerlichen Handlungen“

Beobachter kritisieren seit Langem, dass Anklagen, Prozessführung und Haftbedingungen rechtsstaatlichen Standards widersprechen.

Zu diesem Schluss kommt auch eine Resolution des Europäischen Parlaments von Ende April. Die Abgeordneten fordern Pakistan unter anderem zur Abschaffung von Todesstrafe und lebenslanger Haft in den Blasphemiegesetzen auf. Andernfalls sollten die Pakistan gewährten Handelspräferenzen auf den Prüfstand gestellt werden.

„Diese Resolution ist sehr wichtig für die Rechte religiöser Minderheiten in Pakistan, insbesondere für Christen“, bilanziert Yousaf. Fast ein Sechstel (14,5 Prozent) der wegen Blasphemie angeklagten Personen seien Christen, obwohl diese weniger als zwei Prozent der Gesamtbevölkerung Pakistans ausmachen.

Verteilung von Lebensmittelpaketen in Pakistan.

Nur zwei Prozent der Pakistaner sind Christen

Allerdings sieht der Menschenrechtler wenig Chancen, die Gesetze ganz abzuschaffen, dazu sei die pakistanische Gesellschaft zu sehr radikalisiert. Auch seien viele Bürger der Auffassung, „diese Gesetze seien nicht von Menschen gemacht, sondern göttlich“.

Nach Verabschiedung der Resolution hatte der Sprecher des pakistanischen Außenministeriums der Europäischen Union mangelndes Verständnis für die religiösen Empfindsamkeiten in der islamischen Welt vorgeworfen.

Das treffe in gewissem Maße zu, erklärte Yousaf: „Die Kommission für Gerechtigkeit und Frieden hat die Regierung immer wieder aufgefordert, den Missbrauch dieser Gesetze zu unterbinden und dazu auch Vorschläge gemacht. Wir fordern nicht die Aufhebung der Gesetze, sondern verfahrenstechnische Änderungen.

Pakistan hat 1986 mehrere Paragrafen im Strafgesetzbuch eingeführt, die für „gotteslästerliche Handlungen“ drastische Strafen vorsehen, bis hin zum Tod.

„Einseitig parteiische Lehrpläne”

Obwohl der Staat sagt, dass er sich an internationales Recht hält, werden den Minderheiten meiner persönlichen Erfahrung nach ihre gesetzlich garantierten Rechte vorenthalten.“

Yousaf appelliert an die internationale Gemeinschaft, „auf die Regierung einzuwirken und Druck auf sie auszuüben, damit sie den Schutz der religiösen Minderheiten gewährleistet“. Eine wichtige Rolle spiele dabei auch Bildung. „Im Lauf der Jahre haben die öffentlichen Einrichtungen aufgrund einseitig parteiischer Lehrpläne die Ideologie gestärkt, dass es in Pakistan nur Platz für den Islam gibt.“

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Das Leben für Christen in Pakistan ist nicht einfach. Als Angehörige einer religiösen Minderheit sind sie häufig Opfer von Diskriminierung und sozialer Ausgrenzung. Die meisten Christen gehören zu den ärmsten Schichten der Gesellschaft und sind Fabrikarbeiter, Tagelöhner, Hausangestellte, Reinigungspersonal von Abflüssen und Toiletten… Viele von ihnen finden sich ohne Zugang zu rechtlicher Unterstützung wieder und werden von den Behörden ignoriert, wenn sie versuchen, ihre Menschenrechte zu verteidigen. Christliche Frauen sind in diesem Kontext noch verwundbarer und größeren Gefahren ausgesetzt. Öffentliche Berichte über sexuellen Missbrauch und Zwangsverheiratungen werden immer zahlreicher, und doch ist die tatsächliche Zahl dieser Fälle wahrscheinlich noch höher.

KIRCHE IN NOT fördert nun ein Programm, das junge christliche Frauen, die in diesen extrem schwierigen Verhältnissen leben, stärken soll. Viele der jungen Frauen, die an dem Programm teilnehmen, sind Studentinnen oder Hausangestellte in den Außenbezirken einer pakistanischen Großstadt. Um die Sicherheit der betroffenen jungen Frauen zu schützen und sie und die lokalen Projektpartner von KIRCHE IN NOT vor jeglicher Art der Repressalien zu bewahren, gibt die Hilfsorganisation weder Namen noch Orte bekannt. Sie teilt aber dennoch die Geschichten der Frauen, die Ängste und die Sorgen, mit denen sie konfrontiert sind. Es ist die Realität, von der so viele christliche Frauen in Pakistan betroffen sind.

Schülerinnen einer katholischen Schule in Pakistan (Foto: Magdalena Wolnik/KIRCHE IN NOT).
Schülerinnen einer katholischen Schule in Pakistan (Foto: Magdalena Wolnik/KIRCHE IN NOT).

Eine dieser jungen Frauen ist „Samia“ (Name geändert). Sie lebt im Norden Pakistans zusammen mit ihren Eltern und vier Brüdern. Ihr Vater ist Fabrikarbeiter und ihre Mutter ist Hausfrau. Sie berichtet: „Da ich zu einer christlichen Familie gehöre, haben meine Eltern mich immer ermahnt, niemals mit anderen Menschen über religiöse Unterschiede zu sprechen. Sie haben uns beigebracht, jede Art von Diskriminierung einfach zu ertragen, da wir ohnehin keinen Einfluss haben, weil wir in einem muslimischen Land leben. Ich habe Angst von den Gesetzen diskriminiert zu werden; wir sind eine Minderheit in Pakistan, die nicht viel Unterstützung hat. Wir leben in einem Zustand der Angst und des ständigen Drucks. Wir glauben, dass wir, wenn wir versuchen, unsere Rechte zu verteidigen, aufgrund falscher Anschuldigungen der Blasphemie oder anderer Vergehen beschuldigt werden, so wie es in der Vergangenheit schon häufiger vorgekommen ist.

Dank meiner Teilnahme an dem von KIRCHE IN NOT International unterstützten Frauenförderprogramm bin ich in meinem Glauben gestärkt worden. Es hilft uns Frauen, uns unserer Verantwortung und unserer Rechte stärker bewusst zu werden. Es ermutigt uns, stark zu bleiben, gegen Diskriminierung, Zwangsbekehrung, Belästigung und Gewalt zu kämpfen und unsere gleichen Rechte zu verteidigen“, erklärt die 20-jährige. Das Programm habe sie ermutigt, „hart zu arbeiten, damit unsere Gemeinschaft eine bessere Zukunft haben kann“.

Paksitan, Sargodha, 2018
Daughter Meerab Gulzaar and her monther Naasra Bibi at their home.
Nach fünf Jahren Ehe adoptierten Gulzar Masih und seine Frau, ein katholisches Paar, mit Hilfe eines Familienfreundes ein kleines Mädchen aus einem örtlichen Krankenhaus. Das Mädchen hieß Meerab. Meerab, der heute 19 Jahre alt ist und in Sargodha, Pakistan, lebt, spricht über die schwierigen Realitäten ihres Lebens und ihre Ziele für die Zukunft an die Pontifikalstiftung Aid to the Church in Need.

Eine andere junge Frau, die an dem Programm teilnimmt, ist „Ashia“ (Name geändert). Ihr Vater ist Straßenkehrer und verdient gerade mal 10.000 Rupien (rund 53 Euro) im Monat. „Als ich zum College ging, wurde ich von meinen Lehrern und Mitschülern oft diskriminiert, und das ging so weit, so dass ich mich nicht mehr aufs Lernen konzentrieren konnte“, berichtet die 17-jährige. Sie erzählte ihre Schwierigkeiten einer Freundin, die sie ermutigte, am KIRCHE IN NOT-Programm teilzunehmen. „Ich nahm an den Beratungsgesprächen teil und sie gaben mir neue Hoffnung, mit meinen Umständen fertig zu werden. Ich habe mir fest vorgenommen, dass ich den Anderen keine weitere Gelegenheit geben werde, meine Zukunft zu zerstören. Ich werde fleißig studieren und den Menschen zeigen, dass unser Herr immer bei uns ist, dass er uns Kraft gibt und uns führt und beschützt“, schließt sie.

Paradigmatisch is der Fall von „Shazia“ (Name geändert). Wie viele junge christliche Frauen hatte die 19-Jährige große Träume. Ihr Vater, ein Rikschafahrer, war der Einzige, der für den Lebensunterhalt der Familie sorgte. Mit viel Mühe seitens ihrer Familie schaffte sie es, an der Universität Software Engineering zu studieren. Doch wegen der Finanzkrise musste sie das Studium im zweiten Jahr abbrechen. „Ich begann, in einer Fabrik zu arbeiten, um meinem Vater zu helfen, die Familie finanziell zu unterstützen. Ich verdiente zwischen acht- und zehntausend pakistanische Rupien im Monat. Ich dachte, das ist mein Schicksal und das sollte meine Zukunft sein“, erinnert sie sich. Sie hatte sich mit diesem  Schicksal abgefunden, bis sie das von KIRCHE IN NOT gesponserte Förderprogramm kennenlernte. „Neue Hoffnung keimte auf. Es entzündete in mir den Funken der Hoffnung, dass es möglich sein kann, etwas Anderes in unserem Leben zu tun, und das selbst verzweifelte junge Menschen wie ich es schaffen können, positive Veränderungen herbeizuführen. Der Motivationsvortrag hat mich so sehr inspiriert, und mir wurde klar, dass Bildung das einzige Werkzeug und der Schlüssel zum Erfolg ist. Alles ist möglich, wenn wir uns mit ganzem Herzen engagieren und uns mutig den Schwierigkeiten des Lebens stellen“, sagt Shazia jetzt.

Das Leben für Christen in Pakistan ist nicht einfach. Als Angehörige einer religiösen Minderheit sind sie häufig Opfer von Diskriminierung und sozialer Ausgrenzung.

Eine der jüngsten Teilnehmerinnen des Programms ist „Nasreen“ (Name geändert). Diese junge Frau war gerade 15 Jahre alt und befand sich im neunten Schuljahr an einer staatlichen Schule, als die Pandemie ihr Leben zerstörte. Ihr Vater ist Tagelöhner und befand sich durch den „Lockdown“ in großen finanziellen Schwierigkeiten, so dass er das Schulgeld und den Online-Unterricht in Zeiten der COVID-Pandemie nicht mehr bezahlen konnte. Zudem war Nasreen die einzige Christin in der Klasse. Am Ende wurde sie aus den Online-Kursen verwiesen. „Ich war sehr verletzt und aufgebracht, aber ich konnte darüber mit meinen Eltern nicht sprechen, weil sie aufgrund der schwierigen finanziellen Situation in der Familie ohnehin schon sehr litten“, erinnert sie sich. „Es war nicht das erste Mal, dass ich von meinen Mitschülern aufgrund unserer Religion Diskriminierungen und Vorurteilen gegenüber mir und meiner Familie ausgesetzt war. Ich war völlig ratlos und verzweifelt über das, was mir widerfahren ist“, erzählt Nasreen. „Dann lernte ich das Team kennen, das das Förderprojekt leitete und das einer Gruppe junger Mädchen wie mir die Teilnahme an einem Kurs anbot. Sie erklärten uns, dass eine Ausbildung unerlässlich ist, um persönlich und spirituell wachsen zu können.“ Schließlich besserte sich die Lage und Nasreens Vater konnte wieder arbeiten und ihr Schulgeld bezahlen.

Aber es geht nicht nur um den wirtschaftlichen Aspekt. Die moralische Unterstützung und Ermutigung, die die Kurse bieten, sind absolut notwendig, um diesen jungen christlichen Frauen zu helfen, die sich sonst angesichts ihres Schicksals oft überfordert und verlassen fühlen. „Ich bin KIRCHE IN NOT so dankbar, dass es mir eine so große Veränderung in meinem Leben ermöglicht hat. Jetzt erleuchtet die Kerze des Glaubens und der Hoffnung meinen Weg, und ich werde sie in Zukunft nicht durch irgendeine Art von Diskriminierung verlöschen lassen“, sagt Nasreen.

Um christlichen Frauen in Pakistan, die in diesen extrem schwierigen Verhältnissen leben, helfen zu können, bittet „Kirche in Not“ um Spenden – online … hier oder auf folgendes Konto:

 

Empfänger: KIRCHE IN NOT
IBAN: AT71 2011 1827 6701 0600
Verwendungszweck: Pakistan

„Kirche in Not“ unterstützt eine Initiative, die christliche und hinduistische Frauen und Mädchen in Pakistan vor Entführung und sexuellem Missbrauch schützen soll. Trägerin der Kampagne ist die „Katholische Kommission für Gerechtigkeit und Frieden“ (Catholic Commission for Justice and Peace CCJP).

„Eine der größten Herausforderungen“ sei, dass in jüngster Zeit Entführungen, Zwangsheiraten und -konversionen von Mädchen und Frauen aus religiösen Minderheiten zunähmen, erklärte der Leiter der Kommission, Emmanuel Yousaf: „Das ist nicht neu, hat sich aber in jüngster Zeit verstärkt, weil es mancherorts keine angemessenen Gesetze gibt. Auch die bestehenden Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz von Frauen und Mädchen aus religiösen Minderheiten werden zu wenig umgesetzt.“

Die im Oktober 2019 verschleppte und zwangsverheiratete Christin Huma Younus (14).

Fehlende Rechtssicherheit

Gesetze wie der 2014 in der Provinz Sindh verabschiedete „Child Marriage Restrain Act“ haben das Heiratsalter auf 18 Jahre angehoben – ein rechtsstaatlicher Fortschritt. Dennoch gab es Fälle, in denen Gerichte mutmaßlichen Entführern von jungen Frauen aus religiösen Minderheiten Recht gaben. Ein Beispiel ist das Schicksal von Huma Younus aus Karatschi. Die Christin war im Oktober 2019 mit einem Muslim zwangsverheiratet worden; das Mädchen war zu diesem Zeitpunkt 14 Jahre alt. Im Februar 2020 hatten zwei Richter des „Sindh High Court“ entschieden, dass die Ehe gültig sei, da Huma zum Islam konvertiert sei und bereits ihre erste Regelblutung hatte.

„Von extremistischer Seite wird immer wieder Druck auf die Gerichte ausgeübt. Viele der jungen Frauen fürchten sich vor Gewalt oder dem gesellschaftlichen Stigma. Das führt dazu, dass sie oft zugunsten ihrer Entführer aussagen“, erklärte Emmanuel Yousaf.

Emmanuel Yousaf, Leiter der „Katholischen Kommission für Gerechtigkeit und Frieden“ in Pakistan.

Jährlich bis zu 1000 Mädchen verschleppt

Angaben der Menschenrechtsorganisation „Bewegung für Solidarität und Frieden in Pakistan“ zufolge werden jedes Jahr bis zu 1000 christliche und hinduistische Frauen und Mädchen zwischen zwölf und 25 Jahren entführt und verheiratet. Die Dunkelziffer dürfte jedoch höher liegen, da nicht alle Fälle zur Anzeige gebracht oder öffentlich bekannt würden, so die Organisation.

Die neue Initiative der Kommission für Gerechtigkeit und Frieden, die von „Kirche in Not“ gefördert wird, umfasst Konsultationen mit Politikern sowie eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit, um die pakistanische Gesellschaft für das Schicksal der Frauen und Mädchen zu sensibilisieren. Außerdem sollen betroffene Frauen und ihre Familien Rechtsbeihilfen erhalten.

Junge Frauen in Pakistan.
„Um die Situation der jungen Frauen zu verändern, ist es notwendig, national wie international die Stimme zu erheben“, erklärte Emmanuel Yousaf. „Der Staat muss angemessene Maßnahmen ergreifen. Dazu wollen wir einen öffentlichen Aufruf für eine entsprechende Gesetzgebung starten.“
Unterstützen Sie den Einsatz kirchlicher Gruppen in Pakistan für die Rechte religiöser Minderheiten! Jetzt spenden – online … hier oder auf folgendes Konto:

 

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In diesem bewegenden Video-Interview mit dem internationalen Hilfswerk KIRCHE IN NOT  (ACN) appelliert Asia Bibi an den pakistanischen Premierminister Imran Khan, Minderheiten zu verteidigen. Sie erinnert an das Drama zahlreicher pakistanischer minderjähriger Frauen, die entführt, bekehrt und gewaltsam zur Heirat gezwungen wurden.

Die pakistanische Christin, die zu einem Symbol für das durch die weltweite Christenverfolgung verursachte Leiden geworden ist, sprach von ihrem derzeitigen Wohnsitz in Kanada aus mit dem Direktor von KIRCHE IN NOT Italien, Alessandro Monteduro. Monteduro erwähnte dabei die beiden jungen Christinnen Huma Younus und Maira Shahbaz, die Opfer von Missbrauch wurden. Das Hilfswerk verteidigt deren Fälle mit einer langfristigen Medienkampagne.

Asia Bibi sagte dazu: „Ich weiß, dass diese Mädchen verfolgt werden. Ich appelliere an den Premierminister Pakistans Imran Khan, unseren Mädchen zu helfen, denn keine von ihnen sollte leiden müssen!“

Asia Bibi

Ein weiteres besonders heikles Thema, das in den letzten Tagen erneut die Aufmerksamkeit der internationalen Medien auf sich gezogen hat, ist das sogenannte Blasphemiegesetz. Laut dem vom Hilfswerk veröffentlichten Bericht über Religionsfreiheit schränken die sogenannten Blasphemiegesetze, die 1986 in das pakistanische Strafgesetzbuch aufgenommen wurden (Abschnitte 295 B, 295 C, 298 A, 298 B, 298 C), die Religionsfreiheit und die Meinungsfreiheit massiv ein. Das Schänden des Koran, sowie das Beleidigen des Propheten stellen Straftaten dar, welche im Höchstfall jeweils mit lebenslänglicher Haft sowie dem Tod bestraft werden können. Im Alltag werden diese Gesetze häufig als Mittel genutzt, um religiöse Minderheiten zu verfolgen. Asia Bibi, eine Mutter von fünf Kindern, war genau aufgrund dieser Anklage von 2009 bis zur Aufhebung des Urteils durch das höchste Gericht Pakistans im Oktober 2018 inhaftiert.

„Als Pakistan gegründet und von Indien getrennt wurde, garantierte der Gründer Ali Jinnah in seiner Eröffnungsrede allen Bürgern Religions- und Gedankenfreiheit“, erklärte Asia Bibi in dem Interview. „Aber heute gibt es einige Gruppen, die die bestehenden Gesetze missbrauchen. Deshalb appelliere ich an den pakistanischen Premierminister, insbesondere die Opfer des Blasphemiegesetzes und die gewaltsam bekehrten Mädchen sowie die Minderheiten, die auch pakistanische Bürger sind, zu verteidigen und zu schützen. Als Opfer spreche ich aus eigener Erfahrung. Ich habe schrecklich gelitten und viele Schwierigkeiten durchlebt; aber jetzt bin ich frei, und ich hoffe, dass diese Gesetze so geändert werden können, dass jeder Missbrauch vermieden wird“, sagte Asia Bibi.

Christliche Familie in Pakistan.

Bei dem Interview, das vollständig auf dem YouTube-Kanal von KIRCHE IN NOT Italien veröffentlicht wurde, bezog sich Asia Bibi auch auf Papst Franziskus. „Ich habe zwei Rosenkränze, die der Heilige Vater gesegnet hat“, sagte sie. „Der eine ist in Pakistan geblieben, den anderen habe ich bei mir. Ich bete den Rosenkranz jeden Tag für den Glauben und für die Verfolgten in Pakistan. Ich danke dem Heiligen Vater Franziskus und Papst Benedikt, die für mich Fürsprache einlegten. Ebenfalls danke ich KIRCHE IN NOT und den vielen anderen Menschen, die für mich gebetet haben.“

Im Namen von KIRCHE IN NOT lud Monteduro Bibi und ihre Familie nach Rom ein. Sie nahm die Einladung mit Freude auf: „Ich habe den großen Wunsch, Rom zu besuchen und, wenn möglich, den Heiligen Vater zu treffen“, antwortete Asia. „Ich bete für Papst Franziskus, der uns in unserem Glauben bestärkt“. Die pakistanische Christin wandte sich abschließend an die Wohltäter des Hilfswerks: „Ich danke KIRCHE IN NOT und allen Wohltätern in Italien und auf der ganzen Welt für die Unterstützung von Menschen, die wie ich wegen ihres Glaubens verfolgt werden.“

KIRCHE IN NOT unterstützt notleidende und verfolgte Christen in Pakistan. Um den Christen weiterhin beistehen zu können, bittet KIRCHE IN NOT um Spenden – online … hier oder auf folgendes Konto:

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Aneel Mushtaq, der Geschäftsführende Sekretär der Caritas Pakistan, die bei diesem Projekt Partner von KIRCHE IN NOT war, sagte gegenüber dem Hilfswerk: “Die Hilfe, die Sie von KIRCHE IN NOT gewährt haben, hat geholfen, die Menschen vor dem Hungertod zu retten. Viele hatten nichts, was sie auf den Tisch hätten stellen können, um ihre Familien zu ernähren, und waren in einer überaus beängstigenden Lage.” Allen, die geholfen haben, ein herzliches Vergelt’s Gott!

Christen gelten in Pakistan als Bürger zweiter Klasse. Sie werden beschimpft, diskriminiert, unter Druck gesetzt und haben nur selten die Möglichkeit, sozial aufzusteigen. Die meisten müssen sich in schlechtbezahlten Jobs – oft  als Tagelöhner – in Ziegeleien, als Straßenkehrer, Kanalarbeiter, Rikschafahrer oder als Hausangestellte verdingen und leben vom Hand in den Mund.

Die Corona-Pandemie hat ihre Situation verschärft. Denn viele haben während des Lockdowns ihre Arbeit verloren, verfügen aber über keinerlei Ersparnisse, auf die sie zurückgreifen könnten. Zwar sind auch viele Muslime in einer ähnlichen Situation, diese können jedoch auf die Hilfe lokaler NGOs zählen.  Nicht-Muslimen wird hingegen oft jede Hilfe verweigert.

Eine Familie in Faisalabad erhält eine Nothilfepaket von KIRCHE IN NOT.

In den Diözesen Faisalabad, Islamabad-Rawalpindi und Lahore hat KIRCHE IN NOT daher während des Lockdowns ein Nothilfeprogramm in einer Gesamthöhe von 150.000 Euro gestartet. 5.000 bedürftige größtenteils christliche Familien wurden mit Lebensmitteln versorgt. Die Priester und Katecheten der Diözesen konnten außerdem mit Schutzmaterial wie Masken und Desinfektionsmitteln ausgestattet werden, damit sie die Gläubigen weiterhin in ihren leiblichen und geistlichen Nöten betreuen konnten. Da viele Menschen keinen Zugang zum Internet haben, wurde außerdem ein Aufklärungsprogramm über COVID-19 über das lokale Radio und gedruckte Handzettel gestartet, um sie darüber zu informieren, wie sie sich vor einer Ansteckung schützen können. Schülern aus besonders bedürftigen Familien konnte überdies durch ein Schulstipendium dazu verholfen werden, dass sie nach dem Lockdown ihre Schulausbildung fortsetzen können, obwohl die Eltern ihr Einkommen verloren haben.

Das Corona-Virus breitet sich in Pakistan rasant aus. In der zweiten Junihälfte kamen weiterhin jeden Tag mehr als 1.000 Neuinfektionen hinzu – mit einer hohen Dunkelziffer. Am 27. Juli lagen die Fallzahlen offiziell bei fast 274.300 Infizierten und über 5.840 Toten.

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