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Nach der Misshandlung und Tötung einer jungen Christin ist es im Nordwesten Nigerias zu weiteren Attacken auf christliche Einrichtungen gekommen. Zuvor waren zwei mutmaßliche Täter festgenommen worden. Ein ökumenisches Bündnis hat für kommenden Sonntag, 22. Mai, zu friedlichen Protesten gegen die Gewalt aufgerufen.

Die 21-jährige Studentin Deborah Samuel Yakubu war am 12. Mai von Kommilitonen in Sokoto im Nordwesten Nigeria geschlagen, gesteinigt und anschließend in Brand gesteckt worden. Ihr wurde vorgeworfen, in einer WhatsApp-Gruppe den Propheten Mohammed kritisiert und damit Blasphemie begangen zu haben. Yakubu gehörte einer evangelikalen Freikirche an.

Christen aus Nigeria demonstrieren gegen die Gewalt in ihrem Land.

Demonstranten griffen die Kathedrale an

Nach der Festnahme der beiden Tatverdächtigen griffen Demonstranten unter anderem die Kathedrale der katholischen Diözese Sokoto an. Jugendliche hätten Kirchenfenster eingeschlagen und einen Gemeindebus verwüstet, teilte die Diözese KIRCHE IN NOT mit.

Lokalen Medien zufolge wurden gezielte Falschinformationen gestreut, wonach Kirchenführer wie der katholische Bischof Matthew Hassan Kukah für die Äußerungen von Deborah Samuel Yakubu verantwortlich seien. Meldungen, auch das Haus des Bischofs sei angegriffen worden, bewahrheiteten sich indes nicht.

Als Reaktion auf die Übergriffe rief Bischof Kukah die Christen auf „weiterhin das Gesetz zu respektieren und für eine Rückkehr zur Normalität zu beten“. Er dankte der Polizei und den lokalen Behörden für ihr schnelles Eingreifen, das eine Eskalation oder weitere Todesopfer verhindert habe.

KIRCHE IN NOT sieht die Situation der Christen in Nigeria mit wachsender Besorgnis. Die dschihadistische Gewalt ist vor allem im Norden Nigerias auf dem Vormarsch. Mehrfach sind auch katholische Priester entführt und ermordet worden.

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Während in Nigeria die Entwaffnung ehemaliger Mitglieder von Boko Haram und des IS-Ablegers ISWAP (Islamischer Staat Westafrikanische Provinz) erste Erfolge zeigt, melden Projektpartner von KIRCHE IN NOT aus dem benachbarten Kamerun neue Angriffe der Terrormilizen.

Die Terroreinheiten hätten ihren Aktionsradius auf die Gegend um den Tschadsee und das Mandara-Gebirge ausgedehnt. Der Tschadsee liegt zwischen Tschad, Kamerun, Nigeria und Niger, das Mandara-Gebirge zwischen Nigeria und Kamerun.

Der Norden Kameruns war auch schon in früheren Jahren von terroristischen Attacken betroffen, diese hätten jedoch jüngst wieder zugenommen, so die Projektpartner. In der Region halten sich zudem zahlreiche Flüchtlinge aus Nigeria auf, die vor den Boko-Haram-Überfällen in ihrem Heimatland geflohen sind.

Ein Gemeindeseelsorger, der aus Sicherheitsgründen anonym bleiben muss, berichtet von regelmäßigen Überfällen und Anschlägen der Terrormilizen auf Dörfer am Mount Oupay, etwa 20 Kilometer nordwestlich von Mokolo, der Hauptstadt des Bezirks Mayo-Tsanaga im äußersten Norden Kameruns.

Verstümmelte Frauen.
Diesen Frauen wurde bei einem Überfall auf ein kamerunisches Dorf von den Terroristen jeweils ein Ohr abgeschnitten.

Überfall in der Nacht

„Wir haben einen weiteren ,Besuch’ von Boko Haram erhalten“, schreibt der Priester in einer Nachricht Ende März an KIRCHE IN NOT. „Die Milizen haben zwei Menschen getötet, brannten die Häuser nieder und raubten Kleidung und Vieh. Wir dachten sie würden uns nicht erreichen, weil unser Dorf auf dem Berg liegt, aber leider haben wir uns geirrt.“

Der Gemeindepfarrer beschreibt auch die veränderte Vorgehensweise der Terrormilizen: „Früher sind sie unter lautem Kriegsgeschrei in die Dörfer eingefallen. In jüngster Zeit kommen sie unauffällig in der Nacht, um die Menschen im Schlaf zu überraschen. Sie töten Familienväter und junge Männer, dann plündern sie den Besitz und zerstören alles, was sie nicht mitnehmen können.“

Seit Mitte Februar seien bereits fünf Orte auf seinem Pfarreigebiet überfallen worden. Diese seien jetzt „nahezu menschenleer. Diejenigen, die bleiben, sind gezwungen im Freien in der Kälte und unter armseligen Bedingungen zu leben“, beklagte der Priester gegenüber KIRCHE IN NOT.

Kinder und Jugendliche in Kamerun, die vor dem Terror von Boko Haram in Nigeria geflüchtet sind.

Der lokale Ansprechpartner bittet um Unterstützung für die Sicherheit seiner Gemeinde. „Die Situation ist wirklich besorgniserregend. Wir zählen auf Ihre Gebete“, schreibt der Priester. KIRCHE IN NOT hat aktuell Unterstützung für ein kirchliches Flüchtlingslager in Minawao in Diözese Maroua-Mokolo auf den Weg gebracht, um den Betroffenen des Terrors durch Boko Haram beizustehen.

Seit Ende 2021 kündigt die nigerianische Regierung die Entwaffnung von Mitgliedern der Terrororganisation Boko Haram an. Berichten zufolge legen aktuell Tausende von Aufständischen im Nordosten Nigerias ihre Waffen nieder.

Allein in der vorletzten Märzwoche hätten sich laut einen hochrangigen nigerianischen General 7000 ehemalige Mitglieder von Boko Haram und ISWAP ergeben. Den Berichten der Projektpartner von KIRCHE IN NOT zufolge bedeutet das jedoch noch nicht das vollständige Aus für die terroristische Gewalt.

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„Es sollte nie Nacht werden. Ich habe so Angst, wenn es dunkel wird. Meine Nächte sind voller Qualen und Albträume“, gesteht die Nigerianerin Naomi im Gespräch mit KIRCHE IN NOT. Naomi ist eine von 30 000 Binnenvertriebenen, die im Flüchtlingslager von Pulka nahe der Grenze zu Kamerun Zuflucht gefunden haben. 20 solcher Camps gibt es im Bundesstaat Borno.

Wie so viele ihrer Landleute im Nordosten Nigerias durchlebt Naomi Nacht für Nacht dieselben traumatischen Erinnerungen: Die Terrormiliz Boko Haram erobert ihr Dorf, Angehörige werden vor ihren Augen ermordet, sie wird verschleppt, mit einem Terroristen zwangsverheiratet, missbraucht.

Auch der 33-jährige Familienvater Charles hat Angst vor der Nacht: „In meinen Träumen erlebe ich ein ums andere Mal die Zeit, als wir uns vor den Terroristen verstecken mussten. Sie griffen vor allem in der Dunkelheit an, also verbrachten wir zahllose Nächte weit außerhalb des Dorfes, unter freiem Himmel.“

Naomi, Binnenvertriebene im Flüchtlingscamp Pulka im Norden Nigerias.

Terroristen wollen Christentum und Bildung vernichten

Die Angriffe von Boko Haram haben das Leben von Naomi und Charles für immer auf den Kopf gestellt. Im Bundesstaat Borno sind die meisten Bewohner Muslime, in ganz Nigeria ist das Verhältnis von Christen und Muslimen etwa 50:50.

Naomi und Charles sind Christen. Vor gut 50 Jahren kamen Missionare in die Region. Sie brachten nicht nur den christlichen Glauben, sie eröffneten auch flächendeckend Schulen. Gegen beides richtet sich der Hass der Extremisten von Boko Haram: Sie wollen die Christen auslöschen – und die Schulbildung, die ihnen als „westlich“ und daher gefährlich gilt.

Der Glaube war es, der viele Einwohner in den vergangenen Jahren Unglaubliches ertragen ließ, ist Pfarrer Christopher überzeugt. Der Priester des Bistums Maiduguri kümmert sich um die vertriebenen Christen. KIRCHE IN NOT unterstützt ihn dabei.

Charles, Flüchtling im Lager Pulka (Nigeria).

Außerhalb der Camps herrscht Lebensgefahr

„Zunächst wurden sie bedrängt, zum Islam zu konvertieren. Dann wurden die Extremisten immer gewalttätiger“, erzählt der Priester. Ab 2015 sei die Lage so bedrohlich geworden, dass zehntausende Menschen die Flucht nach Kamerun antraten. Dort blieben sie einige Jahre – oft in erbärmlichsten Zuständen –, bis die nigerianische Armee ihre Dörfer zurückerobert hatte.

„Wir sind seit zwei Jahren wieder zurück, aber es ist zu unsicher, in unseren Dörfern zu wohnen“, erzählt der vierfache Familienvater Charles. „Wir sind zwar näher an unserer Heimat, aber wir leben immer noch in Lebensgefahr.“

Also hausen die Heimkehrer in Camps, schlafen in Zelten oder oft unter freiem Himmel. Die Notunterkunft wird zum Gefängnis: „Sie können kaum hier raus. Sie könnten sonst überfallen oder getötet werden. Das ist bereits geschehen bei Bauern, die ihre Felder bestellt haben“, erklärt Pfarrer Christopher.

Auch er ist ständig einem Risiko ausgesetzt, wenn er zwischen dem Flüchtlingscamp und seiner Pfarrei pendelt. Dort lebt er selbst in einer Notunterkunft, da die Boko-Haram-Kämpfer die Pfarrerwohnung zerstört haben. KIRCHE IN NOT unterstützt den Wiederaufbau.

Der Priester hört im Camp den Vertriebenen einfach zu, versucht Lebensmittel aufzutreiben oder hilft mit ein paar anderen Dingen des täglichen Bedarfs aus. Gerade rund um Weihnachten werden seine Besuche sehnsüchtig erwartet, erzählt Naomi: „Pfarrer Christoper ist ein echter Vater für uns alle. Wenn es uns schlecht geht, macht er uns Mut. Weihnachten ist eine schwere Zeit für uns. Früher kamen Verwandte von überall her, um mit uns zu feiern. Als die Angriffe begannen, war Weihnachten nicht mehr, was es einmal war.“

Pfarrer Christopher feiert die heilige Messe im Flüchtlingscamp.

„Weihnachten ist nicht mehr, was es einmal war”

Auch Charles gesteht gegenüber KIRCHE IN NOT, „dass es in unserer Situation schwer ist, Weihnachten zu feiern. Die meisten von uns haben alles verloren.“ Entschlossen fügt er hinzu: „Das Evangelium gibt mir die Kraft, all das Leid auszuhalten, das wir jeden Tag erleben. Unser Leben liegt in Gottes Hand. Jesus Christus ist meine Rettung, das feiere ich an Weihnachten.“

Nachdem es in den Flüchtlingscamps in jüngster Zeit einige Cholerafälle gab, ist der Bedarf an medizinischer Versorgung und sauberem Trinkwasser enorm hoch, weiß Pfarrer Christopher. Darüber hinaus wünschten sich viele vertriebene Menschen, dass sie ihre Ausbildung oder ein Studium fortsetzen können.

Der Weihnachtswunsch des Priesters für sich und die ihm anvertrauten Menschen ist jedoch ganz schlicht: „Wir wollen ein normales Leben führen und wieder in unsere Häuser zurückkehren. Die Menschen hier verlassen sich auf die Kirche, weil sie stets versucht, ihre Tränen zu trocknen.“

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Die katholische Kirche in Nigeria reklamiert, dass die Christen in ihrem Land Opfer eines Prozesses der ethnischen Säuberung durch die Fulani-Muslime seien, unter Beteiligung des Staates.

Während eines von KIRCHE IN NOT (ACN) durchgeführten Webinars bestätigten mehrere Referenten, darunter ein Bischof und einige Priester aus Nigeria, dass die Gewalt, unter der das Land seit mehreren Jahren leidet, nicht ausschließlich auf „Zusammenstöße“ zwischen muslimischen Viehhirten und christlichen Bauern zurückzuführen sei.

Ein inoffizielles Flüchtlingslager im Dorf Ichwa. © Diözese Markurdi

“Für mich ist das ein Religionskrieg”

„Es geht nicht nur um Fragen der Beweidung. Für mich ist das ein Religionskrieg“, sagt Bischof Wilfred Anagbe von der Diözese Makurdi im Bundesstaat Benue.

„Sie haben eine Agenda und diese ist die Islamisierung dieses Landes. Und sie setzen das um, indem sie vorsichtig alle Christen beseitigen und das Land besetzen. Wenn es um Beweidung ginge, warum würden dann Menschen umgebracht? Und warum deren Häuser niedergebrannt?“, fragt der Bischof.

“Eine konzertierte, gut geplante Besetzung”

Johan Viljoen, Direktor des „Denis Hurley Peace Institute of South Africa“, das sich für die Förderung von Frieden, Demokratie und Gerechtigkeit einsetzt und sich mit den Angriffen der bewaffneten Fulani-Milizen im Südosten Nigerias befasst, spricht von einer „konzertierten, gut geplanten Besetzung“. „Dies alles geschieht unter dem Deckmantel der „Miyetti Allah“, deren Schirmherr Präsident Buhari ist“, sagt er und bezieht sich dabei auf eine Organisation, die behauptet, die Rechte der Fulani-Hirten zu verteidigen.

Hohe staatliche Beteiligung ist ein Grund, warum die Streitkräfte nicht bereit sind, einzugreifen und die Gewalt einzudämmen. „Ich glaube nicht, dass die Armee versucht, irgendetwas zu lösen. Wenn überhaupt, würde sie versuchen, es zu fördern“, sagt Viljoen. Er erinnert an eine kürzlich durchgeführte Informationsreise nach Nigeria, bei der Mitarbeiter seines Institutes alle fünf Kilometer von Soldaten, allesamt Fulani, angehalten wurden, die sich bedrohlich verhielten und Gewehre auf sie richteten. Nach Jahren der Gewalt „ist kein einziger Fulani für die Gewalt belangt worden“, fügt er hinzu.

A mass funeral at Genabe village  The height of this genocide against poor villagers took place on January 1st 2018 (new year’s day). More than  80 persons were killed including women and children and thousands displaced from their homes. There is a mass burial site at Genabe village, in Makurdi- Benue State that reminds all of this infamous day.  Photos taken out of the Presentation ACN-20210930-117425.pdf from IPIC - the quality of the single files is very low.
Ein Massenbegräbnis im Dorf Genabe. © Diözese Markurdi

Quellen vor Ort sprechen von bis zu 36 000 Toten

Bischof Wilfred hebt hervor, dass alle Streitkräfte der direkten Kontrolle des Präsidenten unterstünden und zudem „sind alle Chefs der Marine, der Armee, der Luftwaffe und der Polizei Muslime“.

Offizielle Zahlen sprechen von etwa 3000 Toten durch diese Welle der Gewalt in den letzten Jahren, aber diejenigen, die vor Ort sind, sagen, dass es bis zu 36 000 Tote sein könnten; hinzu kommen viele weitere vertriebene, völlig verarmte oder durch das Erlittene tief traumatisierte Menschen. Da viele Nichtregierungsorganisationen die Gefahrenzonen verlassen haben, ist die katholische Kirche mit ihren Einrichtungen, mit denen KIRCHE IN NOT International eng zusammenarbeitet, der einzige zuverlässige Ansprechpartner, um den Menschen vor Ort Hilfe zu bringen.

Eine Rinderherde der Fulani grast auf den Feldern christlicher Bauern. © Diözese Markurdi

Der Mythos wird am Leben gehalten, dass in Nigeria nichts passiere

Die Kirchenvertreter bitten die Menschen im Westen, bei der Bereitstellung von Hilfsgütern zu helfen, aber auch auf andere Weise. „Wir müssen den Diskurs ändern, wir können nicht dem Narrativ der nigerianischen Regierung folgen“, sagt Pater Remigius Ihyula, ebenfalls aus der Diözese Makurdi. „Sie haben überall auf der Welt ihre Getreuen in den Botschaften platziert, so dass der Mythos am Leben gehalten wird, in Nigeria passiere nichts“, beklagt er während des von KIRCHE IN NOT veranstalteten Webinars.

Pater Joseph Fidelis aus der Diözese Maiduguri erklärt, es sei ärgerlich, dass die Leute von „Zusammenstößen“ oder „Konflikten“ zwischen gegnerischen Gruppen sprechen. „Das sind keine Zusammenstöße, das ist ein langsamer Genozid. Menschen aus ihrer angestammten Heimat zu vertreiben, ihnen die Lebensgrundlage zu entziehen und sie abzuschlachten ist eine Form von Völkermord.“

Nigeria ist das bevölkerungsreichste Land Afrikas. Es gibt keine offiziellen Zahlen, aber Schätzungen gehen von einer gleichmäßigen Aufteilung zwischen Muslimen und Christen aus, wobei erstere im Norden und letztere im Süden dominieren. Die Gewalt hat sich jedoch inzwischen auf das ganze Land ausgeweitet und bedroht die Stabilität der Nation.

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Am 24. April 2018 überfielen Fulani-Nomaden, deren Mehrheit Muslime sind, die Gemeinde St. Ignatius in Ukpor-Mbalom im Bundesstaat Benue im Südosten Nigerias. Zwei Priester, Joseph Gor und Felix Tyolaha, wurden zusammen mit mindestens 17 weiteren Gläubigen ermordet.

Der Angriff fand während der täglichen, gut besuchten Morgenmesse um 5:30 Uhr statt. Die Messe hatte gerade begonnen. Manche Gläubige hatten kaum die Kirche betreten, als eine Gruppe bewaffneter Männer sich plötzlich einen Weg in die Kirche bahnte und das Feuer eröffnete.

Nach dem Angriff auf die Kirche begaben sich die Angreifer in die Stadt und zerstörten 60 Häuser und Getreidespeicher.

Unter den Opfern war auch ein Katechet, die Vorsitzende des Pfarrgemeinderats und der Direktor des einzigen Gymnasiums der Stadt.

Die Probleme, die die Kirche in Nigeria bewältigen muss, sind riesig, und immer wieder sind Christen das Ziel islamistischer Extremisten. Doch die Kirche ist lebendig und wächst, und die Berufungen werden zahlreicher. Die Priesterseminare benötigen unsere Hilfe, um all die jungen Männer aufnehmen können, die an ihre Türen klopfen. KIRCHE IN NOT unterstützt einige Priesterseminare in Nigeria, wie zum Beispiel das Seminar der Diözese Jos mit 69 Studenten.

Am 29. August 2019 wurde David Tanko, ein nigerianischer Priester, 42 Jahre alt und Pfarrer der Pfarre St. Peter in der Diözese Jalingo, ermordet, während er in einem Konflikt verschiedener ethnischer Gruppen im Bundesstaat Taraba im östlichen Nigeria vermittelte.

Der Priester war auf dem Weg in das Dorf Takum, um an einem Treffen zur Streitschlichtung teilzunehmen, das eine friedliche Lösung des Konflikts zwischen dem Stamm der Tiv und dem Stamm der Jukun zum Ziel hatte, als er im Dorf Kufai Amadu von bewaffneten Männern angegriffen wurde, die ihn später töteten und sein Auto anzündeten.

Pfarrer David Tanko gab sein Leben in dem Bestreben, zwischen zwei verfeindeten Stämmen den Frieden herbeizuführen. KIRCHE IN NOT unterstützt viele Projekte, die sich für Frieden einsetzen. So unterstützte KIRCHE IN NOT beispielsweise in Nigeria ein großes Treffen für den interreligiösen und interkulturellen Dialog, das von der Fokolar-Bewegung organisiert wurde.

Die Beispiele von aktuellen Märtyrern stammen aus unserem Büchlein „Kalender der Märtyrer und Zeugen der Liebe“, das Sie in unserem Shop bestellen können: zum Kalender der Märtyrer

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Jenen Tag im November 2018 wird die jetzt 21-jährige Sophia [Name von der Redaktion geändert] nie vergessen. Immer wieder neu muss sie ihn durchleben – bis heute.

Die junge Frau lebte damals auf einem Bauernhof im Nordosten Nigerias, nur wenige Kilometer von der Provinzhauptstadt Maiduguri entfernt. Sophia, ihre jüngere Schwester und die Eltern arbeiteten im Freien, als junge Männer den Bauernhof umstellten. Auf Motorrädern waren sie gekommen. Vom Vater verlangten sie die Herausgabe der Mädchen, sonst müsse er sterben.

Was sich danach abspielte, ist schwer in Worte zu fassen. Nach der Weigerung des Vaters, seine Töchter auszuliefern, hielt Sophia seinen Kopf in ihren Händen. Die Angreifer hatten ihn enthauptet. Sophia fiel in Ohnmacht.

Nigeria Camp für vertriebene Mütter und Kinder
Der Priester Joseph Bature Fidelis (links) in einem Camp für vertriebene Mütter und Kinder im Bistum Maiduguri.

„In ständiger Angst, getötet zu werden”

„Seither hat sie immer wieder Flashbacks [traumatische Rückerinnerungen; Anm. d. Red.]. Sie lebt in der ständigen Angst, getötet zu werden“, berichtet Joseph Bature Fidelis gegenüber KIRCHE IN NOT. Der Priester hat auch einen Abschluss in Klinischer Psychologie und betreut die junge Frau.

Mit der grausamen Ermordung ihres Vaters war das Martyrium von Sophia nicht zu Ende – im Gegenteil. Nach einer längeren Zeit der Bewusstlosigkeit wachte sie im Dschungel auf. Die jungen Männer hatten sie in ein Lager der Terrorgruppe Boko Haram verschleppt. Den Horror, den Sophia dort erlebte, beschreibt der Priester und Therapeut nicht näher. Nur so viel: „Sie wurde dort wiederholt gefoltert und auf jede erdenkliche Weise missbraucht.“

Grundsteinlegung des Zentrums für Traumabetreuung im Bistum Maiduguri durch Bischof Oliver Dashe Doeme.

Gefoltert und missbraucht

Ihr gelang schließlich die Flucht. Verwundet, erschöpft und voller Schmerzen traf sie auf einen älteren Mann. Er half ihr, sich in Sicherheit zu bringen. Sophia konnte sich jedoch beim besten Willen nicht erinnern, wo ihr Elternhaus lag. Stunden dauerte es, bis sich die Fragmente in ihrem Gedächtnis zusammenfügten und sie zu ihrer Familie gebracht werden konnte.

„Damals konnte Sophia weder sprechen noch erklären, was geschehen war“, erzählt Joseph Bature Fidelis. Ihre Mutter hatte sie zu ihm gebracht. „Sie sah Geister und Menschen ohne Kopf. Sie halluzinierte und hatte bedrängende Gedanken.“

Sophia ist eines der vielen Opfer von Boko Haram, das im Traumahilfezentrum der Diözese Maiduguri Hilfe erhält. KIRCHE IN NOT unterstützt die Initiative, um den an ihrer Seele verwundeten Menschen Heilung zu ermöglichen. Joseph Bature Fidelis arbeitet dort. Jetzt sollen dort neue Gebäude entstehen; die Bauarbeiten haben bereits begonnen.

Frau aus Nigeria mit Kind (Foto: KIRCHE IN NOT/Jaco Klamer).

Psychologischer Hilfsdienst betreut traumatisierte Menschen

Schicksale wie das von Sophia gibt es im Nordosten Nigerias viele. Seit Jahren wird die Region von dschihadistischen Terrormilizen heimgesucht. Muslime leiden unter ihnen ebenso wie die Christen. „Durch Boko Haram haben viele Menschen ihr Leben verloren. Viele wurden vertrieben und leben in Lagern“, so der Priester.

Doch es geht nicht nur um psychologische Hilfe, betont Joseph Bature Fidelis. Seine Einrichtung hilft den Binnenflüchtlingen auch, wieder Tritt im Leben zu fassen und sich zu integrieren: „Wir arbeiten mit allen Beteiligten zusammen, um auf die Gefahr von Stigmatisierung und die Notwendigkeit sozialer Integration aufmerksam zu machen.“

Auf dem Weg in ein einigermaßen normales Leben begleiten

Durch die Unterstützung von KIRCHE IN NOT für diesen Dienst konnte hunderten Menschen geholfen werden, nach den Schrecken des Boko-Haram-Terrors wieder neu zu beginnen.

Sophia geht es heute viel besser. Sie erhielt Medikamente und eine Therapie. Die Halluzinationen verschwanden. Sie isst wieder besser, schläft normal. Sie hat große Fortschritte auf dem Weg in ein einigermaßen normales Leben gemacht. Derzeit arbeitet sie als Näherin. In das Traumahilfezentrum kommt sie regelmäßig zur Nachsorge.

Sie hat große Zukunftspläne: „Sie hat gefragt, ob sie ihre Ausbildung fortsetzen kann, da sie nur einen einfachen Schulabschluss hatte. Und jetzt hat sie sich für Aufnahmeprüfungen angemeldet, um später an der Hochschule studieren zu können“, berichtet Joseph Bature Fidelis. Boko Haram soll nicht das letzte Wort haben.

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Bischof Matthew Hassan Kukah aus Sokoto im Nordwesten Nigerias hat bestätigt, dass seitens seiner Diözese Kontakte zu den Entführern aufgenommen wurden, die am 21. Mai den 75-jährigen Priester Joseph Keke verschleppt haben. „Es ist eine der schmerzhaftesten Erfahrungen, mit Kriminellen und Mördern zu verhandeln, die in einer zivilisierten Umgebung eigentlich für immer weggesperrt sein sollten, von deren Gnade wir aber jetzt abhängig sind“, sagte Kukah dem weltweiten katholischen Hilfswerk KIRCHE IN NOT.

Die Entführer hätten zunächst umgerechnet knapp 200.000 Euro Lösegeld verlangt; später hätten sie ihre Forderungen auf an die 100.000 Euro reduziert, berichtete der Bischof. Die Verhandlungen dauerten noch an. Die Kidnapper nutzten einheimische Kollaborateure oft als Informanten. Sie wählten nur „weiche Ziele“ aus, also wehrlose Personen oder leicht zugängliche Orte, so Kukah: „Ihre einzige Motivation ist das Geld.“

Matthew Hassan Kukah, Bischof von Sokoto.

Junger Pfarrer getötet – Proteste gegen zunehmende Entführungen

Am Freitag vor Pfingsten war Joseph Keke zusammen mit seinem Amtsnachfolger Pfarrer Alphonsus Bello in der Pfarrei St. Vinzenz Ferrer in Malunfashi im nordnigerianischen Bundesstaat Katsina gefangen genommen worden. Bello wurde am nächsten Morgen in der Nähe getötet aufgefunden. Wie internationale Medien berichteten, wurde der Priester nur 30 Jahre alt. „Pfarrer Bellos Tod ist Teil der sinn- und endlosen Verluste, die unsere Nation verschlingen“, sagte Bischof Kukah.

Der getötete 30-jährige Pfarrer Alphonsus Bello (links) und der entführte Priester Joseph Keke aus Malunfashi (Nigeria).

Wie die Nachrichtagentur „Fides“ berichtet, hatten am Pfingstmontag in der nigerianischen Hauptstadt Abuja hunderte Menschen gegen die zunehmenden Entführungen demonstriert, die alle Teile der Gesellschaft und alle religiösen Gruppen betreffen. Kirchenvertreter hatten zu Pfingsten erneut die Untätigkeit des Staates kritisiert, der den anhaltenden dschihadistischen Überfällen, Entführungen durch kriminelle Banden und Übergriffen radikalisierter Hirten nichts entgegensetze.

Massive Kritik kommt auch von Bischof Kukah. Die Regierung sei in das zunehmende Chaos verstrickt, erklärte er gegenüber KIRCHE IN NOT: „Sie wollen kein egalitäres und geeintes Land schaffen. Ihr Fokus liegt auf dem Aufstieg eines Islam, den selbst 80 Prozent der Muslime nicht gutheißen. Wir sind im Würgegriff der salafistischen Form des Islam.“

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Zum dritten Jahrestag der Entführung der Christin Leah Sharibu erinnerte der protestantische Missionar Gideon Para-Mallam im Gespräch mit KIRCHE IN NOT an das Schicksal des Mädchens. „Einige Nachrichten, die ich über Leah erhalten habe sind beunruhigend. Die gute Nachricht jedoch ist, dass Leah noch am Leben ist“, erklärte Para-Mallam, der in engem Kontakt mit der Familie des Mädchens steht.

Leah besuchte ein staatliches Internat in Dapchi im Bundesstaat Yobe im Nordosten Nigerias, 75 Kilometer von der Grenze zu Niger entfernt. Yobe und der angrenzende Bundesstaat Borno gelten als Hochburgen von Boko Haram und weiterer Splittergruppen.

Am 19. Februar 2018 wurde Leah zusammen mit 109 Mitschülerinnen von Kämpfern der ISWAP-Miliz („Islamischer Staat von Westafrika“) verschleppt. Damals war sie 14 Jahre alt. Acht Schülerinnen starben in der Gefangenschaft, die anderen Mädchen wurden freigelassen – bis auf Leah. „Leah wurde festgehalten, weil sie sich weigerte, ihrem Glauben an Christus abzuschwören“, sagte der Pastor.

Der protestantische Missionar Gideon Para-Mallam steht in engem Kontakt mit den Eltern des entführten Mädchens.

Aufenthaltsort des Mädchens unbekannt

Im Herbst 2018 tauchte ein Video auf, in dem Leah um ihre Freilassung bat; auch konnte sie ihre Eltern nochmals kontaktieren. „Das war das letzte Mal, dass wir direkt von ihr gehört haben.“ Erst wieder im Januar 2020 habe es wieder ein Lebenszeichen von Leah gegeben.

Auch sei unklar, wo das Mädchen festgehalten wird. „Denken Sie daran, dass ihre Entführer erklärten, dass Leah und andere Sklavinnen auf Lebenszeit sein würden. Sie wurden anschließend mit einigen der Befehlshaber verheiratet“, erklärte Para-Mallam.

Berichten, Leah sei mittlerweile zum Islam konvertiert, hielt der Pastor entgegen: „Wäre dies eine freiwillige oder erzwungene Konversion? Vergessen Sie nicht, dass Leah in erster Linie festgehalten wurde, weil sie sich im jungen Alter von 14 Jahren entschied, ihrer christlichen Überzeugung treu zu bleiben. Was für eine Heldin des Glaubens Leah ist!“

Demonstration für Leah und andere entführte Frauen in Nigeria (Foto: Catalyst for Global Peace and Justice).

Zahlreiche Mädchen und Frauen in Nigeria verschleppt

Leider ist Leahs Schicksal kein Einzelfall, erinnerte der Geistliche: „Außer Leah sind noch einige der Chibok-Mädchen unauffindbar.“ Bereits im April 2014 waren in Chibok im Bundesstaat Borno 276 Schülerinnen von Boko-Haram-Kämpfern entführt worden. Ihr Schicksal hatte international Bestürzung ausgelöst. Mittlerweile gelten noch immer rund 100 Mädchen als vermisst. Erst am 17. Februar 2021 waren in Kagara im Bundesstaat Niger im Westen Nigerias 27 Schulkinder verschleppt worden.

„Mir scheint, dass es in Nigeria zu viele rechtsfreie Räume gibt und unsere Integrität als Nation daher gefährdet ist“, fasste Gideon Para-Mallam zusammen und appellierte an die Weltgemeinschaft: „Es geht nicht nur um Leah Sharibu, sondern um unsere gemeinsame Menschlichkeit. Lasst uns über die Grenzen hinweg zusammenkommen und handeln!“

In vielen Teilen Nigerias herrscht blutige Gewalt. Foto: KIRCHE IN NOT

Letztes Jahr hat Afrika zum zweiten Mal in Folge einen traurigen Rekord gebrochen: Es war der Kontinent mit den meisten Morden an Priestern, Ordensleuten und kirchlichen Mitarbeitern. Die Ausmaße der Verfolgung von Christen in Afrika ist so groß, wie der Kontinent selbst. Einer von sechs Christen in Afrika leidet unter Verfolgung. Zusätzlich zur Verschärfung der schweren wirtschaftlichen und sozialen Nöten durch die Coronavirus-Pandemie, werden Christen von extremistischen religiösen Gruppen bedroht, verfolgt und oft getötet.

Die Auswirkungen eines Lebens unter der ständigen Bedrohung durch Terrorismus und Angst sind lähmend. Sie verursachen tiefes seelisches Leid. Tausende von Menschen brauchen Unterstützung, und sie wenden sich an die Kirche, an Ordensschwestern und Priester, um Trost zu finden.

Nigeria leidet unter einer Terrorkampagne.

Tausende Christen in Afrika sind Opfer von religiöser Verfolgung. KIRCHE IN NOT den verfolgten und notleidenden Christen in Afrika. Ihre Hilfe ist wichtig, damit der Glaube in Afrika lebendig bleiben kann. Unterstützen Sie eines unserer Projekte, damit Christen ein besseres Leben haben können. Helfen Sie noch heute mit Ihrer Spende – online … hier oder auf folgendes Konto:

 

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Eine Reihe von Entführungen und Gewalttaten gegen Priester und Ordensleute in Nigeria sind insbesondere für die Katholiken im Land besorgniserregend.

Zum ersten Mal in der Geschichte der katholischen Kirche in Nigeria wurde Ende letzten Jahres ein Bischof – Bischof Moses Chikwe von der Erzdiözese Owerri – von bewaffneten Banditen entführt und mehrere Tage festgehalten. Zuvor, am 15. Dezember, war Pater Valentine Ezeagu, ein Priester der Kongregation Sons of Mary Mother of Mercy (Söhne Mariens, der Mutter der Barmherzigkeit) von unbekannten bewaffneten Männern entführt und 36 Stunden später wieder freigelassen worden. Im November war Pater Matthew Dajo, ein Priester der Erzdiözese Abuja, entführt und nach zehn Tagen Gefangenschaft wieder freigelassen worden. Vor zwei Wochen, am 15. Januar, wurde ein Priester der Diözese Minna, Pater John Gbakaan, entführt und am folgenden Tag getötet.

Beisetzung eines getöteten Priesterseminaristen in Kaduna/Nigeria.

“Eine Krankheit, die sich ausbreitet”

In einem Interview mit KIRCHE IN NOT (ACN) bezeichnet Ignacio Ayau Kaigama, Erzbischof von Abuja, der Hauptstadt Nigerias, die Situation als „eine Krankheit, die sich ausbreitet, ohne dass nennenswerte Anstrengungen unternommen werden, sie aufzuhalten“.

Gegenüber KIRCHE IN NOT erklärt der Erzbischof: „Entführungen gibt es in Nigeria schon seit Langem, aber die Menschen haben geglaubt, Vertretern der Kirche würde das nicht passieren. Wenn es dann doch passiert, ist es eine große Nachricht.“ Kaigama betont, es sei zwar eine sehr traurige Tatsache, dass religiöse Führungspersönlichkeiten des Landes entführt und getötet werden, aber es gebe auch andere Nigerianer, die dasselbe Schicksal erleiden: „Sie sind das, was ich als stille Opfer bezeichnen würde – und davon gibt es viele.“

Über die Täter, die diese Verbrechen verüben, sagt Msgr. Kaigama, dass „Begriffe wie ‚Terroristen‘, ‚Banditen‘, ‚bewaffnete Männer‘ querbeet benutzt werden, um diejenigen zu bezeichnen, die hinter diesen Entführungen stecken, aber man weiß nicht genau, wer sie sind.“

Bischof Ignacio Ayau Kaigama, Erzbischof von Abuja, der Hauptstadt Nigerias.

Die Sicherheitskräfte sich nicht sonderlich bemüht, für Sicherheit zu sorgen.

Der Erzbischof bedauert, dass Hunderte und Tausende Menschen in verschiedenen Teilen des Landes getötet werden, aber nichts Konkretes dagegen unternommen wird.

„Die Tatsache, dass unsere Sicherheitskräfte außerstande sind, diese Täter zu identifizieren, ist beunruhigend und deutet darauf hin, dass sie sich nicht sonderlich bemühen, für Sicherheit zu sorgen“, sagt der Monsignore. „Es geht einfach immer weiter“, kritisiert er, „und wir hören immer wieder dieselbe Geschichte.“

Bischof Kaigama glaubt, dass mehrere Beweggründe hinter diesen Entführungen stehen. Es gibt finanziell motivierte Entführungen, verübt von Kriminellen, die „nur auf das schnelle Geld aus sind, Menschen als Geiseln nehmen und Lösegeld in Höhe von Millionen Naira verlangen.“ Aber es gibt auch religiöse Fundamentalisten, die territoriale Expansion anstreben, „um diejenigen zu besiegen, die sie als Ungläubige betrachten – und Christen sind die Nummer eins auf ihrer Liste. Sie greifen aber auch Muslime an, die sich nicht zu derselben Richtung bekennen wie sie selbst, und töten sie“, sagte er.

„Die Tatsache, dass unsere Sicherheitskräfte außerstande sind, diese Täter zu identifizieren, ist beunruhigend und deutet darauf hin, dass sie sich nicht sonderlich bemühen, für Sicherheit zu sorgen“, sagt der Erzbischof.

„Es ist eine Strategie der Terroristen“

Dem Erzbischof zufolge gibt es auch diejenigen, die einfach religiöse Fanatiker sind: „Sie haben vergessen, was sie wollen, aber sie verdoppeln ihre Bemühungen, zu töten und zu zerstören“, stellt er fest.

Die katholische Kirche in Nigeria zeichnet sich dadurch aus, dass sie präsent ist und Respekt und Anerkennung im Land genießt, „sodass Kriminellen, Banditen oder wie auch immer man sie nennen mag, bewusst ist: Wenn sie sich an einem katholischen Priester oder einer Ordensschwester vergreifen, wird das schnell zu einer Nachricht. Und sie glauben, das zwingt die Regierung, es ernst zu nehmen“, fügt er hinzu.

„Es ist eine Strategie der Terroristen“, erklärt er. „Sie greifen dort an, wo die Auswirkungen am stärksten sind, und das erreichen sie, indem sie katholische Priester und Ordensleute überfallen.“

In Bezug auf die geforderten Lösegeldsummen, mitunter Millionen Naira, erläutert Kaigama die Position der Kirche in dieser Angelegenheit: „Wir, die Bischöfe von Nigeria, haben als Bischofskonferenz einstimmig beschlossen und sehr deutlich gemacht, dass wir keine Lösegelder zahlen. Wenn ein Priester entführt wird, stellt er klar, dass seine Kirche kein Lösegeld zahlen wird.

Gottesdienst in Nigeria.

Nigeria ist für KIRCHE IN NOT ein Schwerpunktland

Ein Lösegeld zu zahlen, würde bedeuten, dass alle zum Verkauf freigegeben und in Gefahr gebracht würden: alle Priester, Ordensschwestern und Mitarbeiter der Kirche, die fortwährend zwischen den Dörfern unterwegs sind, ohne jeglichen Komfort, aber immer bereit, sich für die Liebe Gottes und Sein Volk aufzuopfern. Denn eine Lösegeldzahlung ermuntert zu kriminellen Handlungen und ist eine Einladung an die Entführer, noch mehr Schaden anzurichten“, sagt Kaigama.

Msgr. Kaigama zufolge ist es dringend geboten, dass die nigerianische Regierung etwas gegen diese Situation unternimmt und die Sicherheitsbeamten so ausbildet, dass sie effizienter handeln. „In diesem Stadium und bei all dem Geld, das von Politikern verwaltet wird, würde man erwarten, dass die Regierung mehr in den Kauf hoch entwickelter Ausrüstung zur Verfolgung von Kriminellen investiert“, sagt er. „Leider verdienen die Sicherheitsbeamten sehr wenig und müssen sich mit Kriminellen auseinandersetzen, die über fortschrittlichere Waffen verfügen und sie am Ende besiegen und töten.“

„Menschen werden entführt und jahrelang festgehalten, zum Beispiel die Mädchen in Chibok – darunter Leah Sharibu – und viele andere; und hier sehen wir das als normal an.“

Deshalb sei „ein Sinneswandel“ erforderlich, denn viele Hindernisse müssten überwunden werden, um zu einer dauerhaften Lösung des Problems zu gelangen.

„Wir nutzen das, was wir haben, nicht gut: Selbst, wenn finanzielle Mittel für den Kauf von Sicherheitsausrüstung bereitgestellt werden, geht das Geld im Laufe des Prozesses verloren, und wenn man die Ausrüstung kauft, ist sie defekt. Die Regierung muss die Gelder gut verwenden und für die Sicherheitsbeamten sorgen, die an vorderster Front gegen diese Kriminellen kämpfen. Und wir müssen gemeinsam entschlossener gegen sie vorgehen“, schließt er.

Nigeria ist für KIRCHE IN NOT ein Schwerpunktland. 2019 wurden dort 121 Projekte finanziert, darunter die Ausbildung von Priestern, der Bau von Kirchen und Nothilfe.

Um den notleidenden Christen in Nigeria weiterhin helfen zu können, bittet „Kirche in Not“ um Spenden – online … hier oder auf folgendes Konto:

 

Empfänger: KIRCHE IN NOT
IBAN: AT71 2011 1827 6701 0600
BIC: GIBAATWWXXX
Verwendungszweck: Nigeria

Trotz der jüngsten gewalttätigen Übergriffe auf christliche Gemeinden in Nigeria an Weihnachten sieht Bischof Oliver Dashe Doeme aus Maiduguri die islamistische Gewalt zum Scheitern verurteilt.

„Boko Haram wird uns niemals unseren Glauben nehmen. Vergangenes Jahr hatten wir in meiner Diözese mehr Katholiken als vor Beginn der islamistischen Anschläge. Über 200 Kirchen wurden niedergebrannt, ebenso einige kirchliche Schulen. Aber wir werden nicht untergehen“, erklärte Dashe Doeme im Gespräch mit KIRCHE IN NOT.

Nigeria, dicoese of Maiduguri 2015
“BOKO HARAM: They may destroy our structures but not our faith. Our Faith is active and alive.....in persecution we are purified.” This was the statement on the lips of the bishop, Most Rev.Oliver Dashe Doeme and the internally displaced persons who had just returned to their communities.The Chief shepherd of the diocese took what he calls a consolation tour to some of the communities that have been recaptured by our prayers and the gallant effort of the joint task force of Niger, Chad and Cameroon, with the Nigerian military.
The bishop and priests encouraged the returnees in the Mass of Reconciliation and Reparation to remain steadfast despite the calamities that have befallen them. They must learn to forgive as Christ himself present in the Most Holy Sacrament had already forgiven the radical elements for their sacrileges, profanation and hate. The priests and bishop were in the confessional for over three hours in some communities visited.
Here: Bishop Oliver Dashe Doeme inspecting a burnt church in Bahuli community in Catholic diocese of Maiduguri
Auch in seinem Bistum Maiduguri ist Bischof Oliver Dashe Doeme mit der Gewalt durch Boko Haram konfrontiert, beispielsweise 2015 in der Gemeinde Bahuli, wo eine Kirche niedergebrannt wurde (Foto).

Trotz Terror wachsen die christlichen Gemeinden

Wie internationale Medien berichteten, wurde das Dorf Pemi im Nordosten Nigerias, das zum Bundestaat Borno gehört, am Heiligabend von bewaffneten Angreifern überfallen. Dabei wurden mindestens elf Personen getötet und das Gotteshaus der evangelikalen „Church of Brethren“ niedergebrannt.

Wenig später traf es dann die Gemeinde in Garkida im benachbarten Bundesstaat Adamawa. Auch dort wurden lokalen Sicherheitsbehörden zufolge acht Menschen getötet. Pemi liegt unweit des Ortes Chibok, wo 2014 über 270 mehrheitlich christliche Schülerinnen entführt worden waren.

Er lasse sich von den jüngsten Überfällen nicht entmutigen, erklärte Bischof Dashe Doeme gegenüber KIRCHE IN NOT. Er stelle vielmehr eine Gegenbewegung fest: „Unser Glaube wird immer stärker und stärker. In einer Gemeinde in meinem Bistum Maiduguri wurden an Heiligabend 100 Menschen getauft. So lange das Reich Gottes besteht, werden es keine bösen menschlichen Gewalten überwinden. Gott wird Boko Haram zu seiner Zeit zerschlagen.“

Bischof Oliver Dashe Doeme vor der Baustelle des Wiederaufbaus der St.-Patrick-Kathedrale in Maiduguri. Sie wurde 2011 bei einem Angriff von Boko-Haram-Anhängern stark beschädigt.

Rund 12 000 Christen seit 2015 getötet

Nach Angaben der nigerianischen Organisation „International Society for Civil Liberties an the Rule of Law“ wurden seit Juni 2015 an die 12 000 Christen in Nigeria getötet.

Auch an Weihnachten wurden bereits in der Vergangenheit wiederholt Christen ermordet: 2019 enthaupteten Angehörige der Terrorgruppe ISWAP (Islamic State West African Province, Islamischer Staat von Westafrika) am ersten Weihnachtstag zehn Christen. Auf das Konto von Boko Haram ging ein Überfall auf ein überwiegend von Christen bewohntes Dorf mit sieben Todesopfern am selben Tag.

„Die Angriffe sollen die Gemeinden verängstigen“, erklärte Dashe Doeme. Die Schwierigkeiten der nigerianischen Regierung, die islamistischen Einheiten zu bekämpfen, führt der Bischof auch auf Indiskretionen in den Sicherheitsbehörden zurück: „Es gibt Saboteure, die Informationen an Boko Haram weitergeben.“

Dashe Doeme dankte für alle Unterstützung in dieser schweren Zeit: „Unsere größte Unterstützung kommt von KIRCHE IN NOT. Ohne das Hilfswerk würde meine Diözese zusammenbrechen. Wir werden weiterhin für die Wohltäter beten und sie in Ehren halten.“

Eine von Boko Haram zerstörte Kirche in Nigeria.
Eine von Boko Haram zerstörte Kirche in Nigeria.
Um den notleidenden Christen in Nigeria weiterhin helfen zu können, bittet „Kirche in Not“ um Spenden – online … hier oder auf folgendes Konto:

 

Empfänger: KIRCHE IN NOT
IBAN: AT71 2011 1827 6701 0600
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Verwendungszweck: Nigeria

Christine du Coudray war 28 Jahre lang in der internationalen Zentrale des katholischen Hilfswerks KIRCHE IN NOT als Projektreferentin für Afrika tätig.

Frau du Coudray, nach 28 Jahren nähern sich Ihre letzten Arbeitstage bei KIRCHE IN NOT. Kommt da schon so etwas wie Wehmut auf?

Es gibt eine Zeit, um zu dienen, und eine Zeit, sich zurückzuziehen. Nach 28 Jahren bin ich zu Letzterem bereit. Seit ungefähr zehn Jahren gibt es eine neue Generation junger Mitarbeiter bei uns im Haus, die sehr engagiert sind und die diese Mission weiterführen werden.

Als ich vor 28 Jahren begann, konnte ich kaum die afrikanischen Länder auf der Weltkarte finden. Ich habe die Herausforderung angenommen und bei Null mit dem Lernen angefangen.

- Christine du Coudray
Christine du Coudray im Gespräch mit Ordensfrauen in einem Kloster der Diözese Bukavu.

Was haben Sie durch Ihre Arbeit gelernt?

Ich habe gelernt, dass jeder Kontinent seine eigene Berufung hat. Schon vor der ersten Afrika-Synode 1994 habe ich selbst erfahren, dass Afrika der Kontinent der Familie ist. Dies ist umso erstaunlicher, als auch dort die Familie verwundet wird und es wie überall Probleme gibt, und dennoch scheint es, dass die Familie, die Zukunft der Menschheit, die Berufung Afrikas ist.. Dort spielt sie eine ganz besondere Rolle. Als Benedikt XVI. im Jahr 2011 in Benin war, hat er diese Tatsache noch einmal betont, die bereits für den heiligen Papst Johannes Paul II. klar gewesen war.

Über all diese Jahre hinweg war die Unterstützung der Familie wie ein Roter Faden für mich. Wir haben viel dafür getan und machen es immer noch.

Gab es Personen, die Sie auf Ihrem Weg besonders geprägt haben?

Ja, vor allem war es Johannes Paul II., der im Laufe dieser Jahre sozusagen mein „geistiger Meister“ geworden und geblieben ist. Ich wollte immer seine Perspektive für die Kirche in Afrika verstehen und umsetzen. Es war für mich ein Privileg, 1994 an der ersten Afrikasynode teilnehmen zu dürfen. Ich war die einzige Frau aus Europa. Es gab ca. 350 Teilnehmer: Kardinäle, Bischöfe und Priester, Experten und Zuhörer. Ich war unter den Zuhörern und war einen Monat lang in Rom, um an der Synode teilzunehmen. Es war ein Jahr nach meiner Ankunft bei KIRCHE IN NOT die beste Fortbildung, die ich je bekommen konnte.

Bei dieser Gelegenheit habe ich mit dem Papst zu Mittag gegessen. Wir haben uns ausgetauscht, und es war etwas ganz Besonderes. Die Synode hat Früchte getragen, und zehn Jahre später, im Jahr 2004, habe ich in Rom ein Treffen mit Bischöfen aus Afrika und Europa organisiert, um eine Brücke zwischen den beiden Kontinenten zu schlagen. Bei dieser Gelegenheit hat Johannes Paul II. die zweite Afrikasynode ausgerufen. Auch das war wieder ein echtes Geschenk für mich.

Christine du Coudray besichtigt das Priesterseminar in Kaduna (Nigeria).

Was waren für Sie die schönsten Momente?

Zu den schönsten Augenblicken gehörten sicherlich die Reisen. Meine erste Reise führte mich 1994 nach Tansania, die letzte im März 2020 kurz vor der Corona-Pandemie in den Sudan. Die Situationen vor Ort haben sich stark verändert: Früher gab es nur eine einfache Kerze in einer Hütte, heute gibt es Strom aus Solarpaneelen. Ich habe noch alle Hefte mit meinen Aufzeichnungen behalten!

Warum sind Reise wichtig für Ihre Arbeit?

Es reicht nicht, ein Projekt schriftlich zu bekommen, um zu verstehen, dass ein Auto oder die Renovierung eines katechetischen Zentrums gebraucht wird. Wir müssen wirklich an Ort und Stelle sehen, was benötigt wird. Ich kann Ihnen ein Beispiel geben: Vor einem Jahr war ich in der Demokratischen Republik Kongo in der Erzdiözese Kananga in der Provinz Kasai. Dort haben wir eine unglaubliche Situation in den Badezimmern des Priesterseminars vorgefunden. Es war furchtbar. „Wie ist es möglich, dass diese zukünftigen Priester täglich ohne Dusche und unter solchen Bedingungen leben müssen?“ Im März dieses Jahrs erhielten wir den Projektantrag, aber zu diesem Zeitpunkt mussten wir aufgrund der Corona-Krise das Projekt leider negativ entscheiden, weil kein Geld da war. Aber jetzt vor zwei Tagen habe ich gedacht, dass wir diese negative Entscheidung revidieren müssen. Dies war das Resultat eines Besuchs an Ort und Stelle. Vielleicht hätte ich nie so reagiert, wenn ich diese Situation nicht wirklich mit meinen eigenen Augen gesehen hätte.

Haben Sie denn etwas wie ein „Lieblingsland“?

Ja, ich würde sagen, mein „Lieblingsland“ ist die Demokratische Republik Kongo. Ich bin persönlich davon überzeugt, dass dieses Land aufgrund seiner Lage im Herzen des Kontinents und aufgrund seines hohen Anteils an Katholiken eine wichtige Rolle zu spielen hat. Frauen spielen zum Beispiel eine wesentliche Rolle.

Leider befindet sich das Land wegen seiner Bodenschätze im totalen Chaos. Es gibt dort viel mehr Bodenschätze als anderswo in der Welt, und deshalb sind viele Länder – die Nachbarländer und der Westen – sehr daran interessiert. Wenn es irgendwo Bodenschätze gibt, ist der Krieg leider vorprogrammiert. Aber die Menschen dort haben einen Mut, eine Energie, die unglaublich ist.

Christine du Coudray referiert beim „Institut Johannes Paul II.“ in Benin.

Haben Sie bei der Erfüllung dieser Mission aus Ihrem Glauben geschöpft?

Mit Sicherheit, denn ich habe tief erfahren, dass alles, was ich vorgeschlagen habe, alle Initiativen, nicht aus mir selbst kamen, sondern vom Heiligen Geist, wie z.B. das Treffen zwischen den Bischöfen aus Afrika und Europa. Das kam nicht von mir selbst. Außerdem haben wir erfahren, dass die Bischöfe selbst unserer Fürsorge bedürfen. Es ist wesentlich, den Bischöfen zu helfen, damit sie besser dazu in der Lage sind, ihre Diözesen zu leiten. Dazu müssen wir für sie Sorge tragen. Daher bieten wir ihnen eine Auszeit in Form von Exerzitien für ganze Bischofskonferenzen an, und diejenigen, die bisher an einer solchen teilgenommen haben, waren sehr begeistert von diesem Vorschlag. So sind zum Beispiel alle Bischöfe aus dem Maghreb (Marokko, Tunesien, Libyen) zusammen in Senegal in einem Mönchskloster gewesen. Das war eine Premiere für sie, und sie waren begeistert.

Was werden Sie am meisten vermissen, wenn Sie jetzt in den Ruhestand gehen?

An erster Stelle die Reisen an Ort und Stelle, um die Situation besser zu verstehen und die Projekte zu entdecken. Jedes Projekt ist einzigartig. Unsere Brüder und Schwestern im Glauben schreiben ihren Antrag mit dem Herzen und erwarten unsere Hilfe. Deswegen habe ich ihnen immer gesagt: Wenn Ihr einen Projektantrag schreiben und unsere Wohltäter überzeugen wollt, müsst Ihr Euch vorstellen, dass Ihr einen Saal mit 100 Personen vor Euch habt, die Euch unterstützen wollen, und Ihr ihnen voller Herzblut Eure Erwartungen erklären müsst. Mit Eurem Herzen werdet Ihr sie überzeugen. Es ist wichtig, dass die Projekte auf solche Weise beschreiben werden, damit wir eine immer stärkere Brücke zwischen uns und unseren Brüdern und Schwestern im Glauben bauen können.

Haben Sie Ihre Arbeit als eine „Mission“ empfunden?

Ja, auf jeden Fall! Natürlich ist jede Situation einzigartig. Jedes Land hat seine eigene Lebenswirklichkeit und seine besonderen Bedürfnisse. Wir sind nicht in erster Linie dafür da, eine finanzielle Unterstützung zu bringen, sondern  den Bischöfen, den Priestern, den Schwestern zuzuhören, ihren Alltag zu teilen und zu verstehen, was sie brauchen. Natürlich gibt es den Moment, in dem wir unbedingt finanzielle Unterstützung leisten müssen, das ist ganz klar! Aber es würde sie verletzen, wenn wir nur über finanzielle Aspekte sprechen würden. Zwischen uns und unseren Brüdern und Schwestern im Glauben besteht eine tiefe Gemeinschaft. Unsere Tätigkeit ist keine bloße Arbeit, sondern sie ist eine Mission, die der Herr uns anvertraut hat für das Wachstum der Kirche überall in der Welt.

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Nigeria: Existenzhilfe für Schwestern

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01.03.2021 hilfsprojekt